der gehörig werde entschädigt werden, alle bey Muth, jeder
blieb munter und bey froher Laune.
Nichts konnte aber wohl die Matrosen mehr überzeugen,
wie sehr man für sie besorgt war, als die Kost der Kranken,
die für den Kapitain und für den gemeinsten Matrosen in keinem
Stücke verschieden war. Zu der Zeit, da auf die Offi'ciers Tafel
schon in mehreren Wochen nichts frisches gekommen war, täglich
immer Salzfleisch, bekam der kränke Matrose seine Hühnersuppe,
oder wenn er das Huhn lieber gebraten haben wollte
, eine Sagosuppe mit Wein. Ich überliess es immer den
Kranken, die Speisen und die Zubereitting derselben selbst zu
verordnen, weil ich glaube, dass der Instinkt des Patienten
mehrentheils richtiger ist, als der Rath des Arztes; der Kranke
der schon Appetit bekam und den ich befragte, ob er nicht von
diesem oder jen§m verlangte, äusserte seinen Wunsch gegen
mich, ich befahl dem Koch die verlangte Speise zuzubereiten
und sorgte, dass es gehörig befolgt wurde.
Auch die Gelindigkeit mit der die Mannschaft behandelt
wurde, — Strafen waren sehr selten, — hatte einen sehr heilsamen
Einfluss: ihr Selbstgefühl wurde, erhöht, sie waren mehrentheils
froh gestimmt, sie bekamen Ehrgeitz, sahen sehr darauf, dass
sie reinlich und gut gekleidet waren, bey manchen artete es sogar,
in eine etwas lächerliche Eitelkeit aus: so liessen sich mehrere
in China seidene 1 Schlafröcke machen, um einst in ihrem
Dorfe zu paradiren; diese Art von Eitelkeit ist aber bey einem
Matrosen eine nicht geringe Tugend, sie macht ihn ordentlicher
und schützt ihn vor Ausschweifungen, das Geld was er sonst
würde versoffen haben, wendet er jetzt auf seinen Putz.
So schädlich der Missbrauch der starken Getränke ist, so
zuträglich sind sie, wenn sie als Erquickung gegeben werden;
unsere Mannschaft bekam täglich ihre Portion Brandtwein, oder
nachUmständen Punsch, Grog oder Wein, der Wein war entweder
rother Portwein oder Teneriffer. Wenn sie in der Kälte sehr
durchnässt waren, bekamen sie eine doppelte Portion Brandtwein,
oder, es wurde ihnen auch Punsch gemacht, den sie warm tranken.
Als Beyspiel will ich folgendes anführen: da wir . zum
ersten Mal durch die Kurdischen Inseln segelten, hatten wir
sehr schlechtes nasses Wetter, sehr starken Wind, fast Sturm,
den andern Tag lag beinahe ein Fuss hoher Schnee auf dem
Verdeck, das Thermometer stand zwey Grad unter dem Gefrierpunkte.
*) Nun wurde in der Vorluke Feuer gemacht, die
durch viele Arbeit erschöpfte und durch den Regen durchnässte
Mannschaft, erwärmte am Feuer ihre erstarrten Glieder, trocknete
ihre nassen Kleider, wechselte die Wäsche, trank ein gutes
Glass warmen Punsch und legte sich schlafen (nämlich die von
der Wache abgelöst waren); der Punsch wirkte stark auf die
Ausdünstung, als sie wieder erwachten, waren sie erquickt und
wie neu geboren, keiner wurde krank. .
Dieses wird genug seyn um zu zeigen, welche Anstalten
getroffen wurden um Krankheiten zu verhüten. Dass diese
Anstalten zweckmäsig waren, hat der Erfolg bewiesen, deswegen
muss man aber nicht glauben, als wenn wir auf unserer ganzen Reise
gar keine Kranke gehabt hätten; auf einem Schiffe dessen Mannschaft
nur etwas beträchtlich ist, giebt es immer Kranke, ein Tag
wo kein Kranker ist, gehört zu den seltnem; wir haben frei-
*) Das ist auch die grösste .Kälte, die w ir auf der
dem Schiffe gehabt haben.
ganzen Reise auf
*