so lange der Passat anhielt, auch war der Strom stärker, als man
ihn gewöhnlich in den Regionen des Nordost Passats zu finden
pflegt. Bis zum sechsten Grade der Breite, in welchem wir den
Nordost Passat verloren, betrug er im Durchschnitte 16
Meilen täglich. Mit dem Verluste des Passats änderte sich auch
sogleich die Richtung des Stroms; er ward ganz nördlich mit
einer Stärke von 18 bis ao Meilen täglich, und erschwerte
es uns sehr, aus den Regionen der Windstille heraus zukommen;
auch verliess er uns nicht eher, als bis wir in
a Grad nördlicher Breite den Südost Passat erhielten, der uns
endlich in die südliche Hemisphäre hinüber half, nachdem wir
xo Tage umsonst gekämpft hatten, uns einen Weg zum Aequa-
tor zu bahnen.
Die meisten Seefahrer haben auf ihrer Fahrt von den Cana-
rischen Inseln bis zum Aequator keinen östlichen, sondern einen
westlichen Strom gefunden. So z. B. hatte Cook auf seiner
dritten Reise von Teneriffa bis zum 12 Grade der Breite einen
westlichen Strom von ungefähr 7 Meilen in 24 Stunden, und
dann bis zum 5 Grade nördlicher Breite einen Strom nach
Osten von 12 his 14 Meilen täglich, * *3) also fast ganz das Ge-
gentheil von dem, was wir erfuhren. Diess erklärt sich dadurch,
dass wir den Nordost Passat erhielten, da Cook ihn verlor,
und dass Cook vom 12 bis zum 5 Grade meistentheils südwestliche
Winde fand, während wir den Passat Wind hatten. Da der Strom
in diesen Regionen ganz der Richtung des Windes zu folgen scheint,
so mussten diese verschiedenen Winde die Ursache seyn, dass wir
*) Co ok’s dritte Reise Original Ausgabe in 4- Seite 3a und '47 des ersten
Bandes, ln der deutschen Uebersetzung sind diese'nautischen Disquisi-
tionen weggelassen.
er bey Cook beobachtet ward. Den Südost Passat erhielt er, so
wie wir, genau in dér nämlichen Breite und Länge, und von
dort stimmen die von ihm beobachteten Wirkungen des Stroms
sehr genau mit den unsrigen überein. In der Gränze zwischen
den NO und SW Passatwinden, wo man gewöhnlich nichts als
schwache, veränderliche, meistentheils südliche Winde und häufige
Windstillen antrift, fanden wi r, wie ich schon erwähnt
habe, einen sehr starken und anhaltenden Strom nach Norden;
obgleich Cook die nämliche Witterung hier hatte, so fand er
diesen nördlichen' Strom nicht ; in mehrern Tagen wichen sogar
die Beobachtungen gar nicht von der Schiffsrechnung ab. Cook
erklärt dieses dadurch , dass er glaubte , zwischen Strömungen
gerathen zu seyn, welche ihre Richtung östlich nach der Küste
von Guinea, und westlich nach der Küste von Brasilien haben.
Diese Gränze, die Cook hier annimmt, muss sich sehr ändern,
wiewohl wir nicht wissen, nach welchen Gesetzen. Die Verschiedenheit'
der Jahrszeiten hat wahrscheinlich den grössten
Einfluss darauf. Bey Cook und uns war indess diese Verschiedenheit
der Jahrszeiten sehr geringe; denn Cook erhielt den
Südost Passat in 2° N und 26° W, und durchschnitt die Linie
den ersten September. Wir erhielten den Südost Passat in 2“
N und 24° W, und durchschnitten die Linie den 26 November.
Vancouve r fand, wiewohl zu einer sehr verschiedenen Jahrszeit,
nämlich am Ende May, zwischen dem 6 Grade der Breite
und dem Aequator, die Strömungen sehr unregelmässig, doch
mehrentheils südlich, und zwar mehr südöstlich als südwestlich.*)
Dentrecasteaux hatte, bis er den Nordost Passat in 9 0 N
*) Vancouvers Reise um die W e lt . Original Ausgabe in 4- Erster Band.
XU\ iX T Ef\ THJEJX, 3i