Die Krankheiten die sich nun als Folgen einer
anhaltenden Hitze zeigten, waren Fieber mit heftigen Kopfschmerzen
, Diarrhöen und Rheumatismen. Ein Brechmittel
leerte bey den Fieberpatienten viele Galle aus, hierauf
wurde der Kopf leichter, ein China Decoct mit dem Hallerschen
sauren Elixir, beschloss die Cur. Waren bey den Diarrhöen heftige
Kopfschmerzen, so brachen die Patienten nach einem Brechmittel
ebenfalls viel Galle aus -mit Erleichterung des Kopfs,
die Diarrhöe selbst wurde mit Opiaten gestillt. Anfänglich gab
ich dabey noch Cascarille oder Columbo Wurzel, endlich wurde
•ich gewahr, dass das Opium allein eben so wirksam war und
gab jene Mittel nicht mehr, um eine Diarrhöe zu stillen. Man
glaubt gewöhnlich, dass die Diarrhöen und Rheumatismen von
Erkältung herkomtnen, daher auch einige bey: der grossen Hitze-
noch flanellene Hemden trugen. Erkältung war nicht wohl möglich,
da der Körper nie abgekühlt wurde, sondern beständig in
Transpiration blieb, und eben dieses war der Gesundheit nachtheilig,
denn diejenigen die so viel es sich thun Hess, sich abzukühlen
suchten, empfanden jene Zufälle weniger. Mehrere Matrosen
pflegten sich des Morgens an den Bogsprit zu stellen,
und Hessen sich vonihren Kameraden einige Eimer voll Wasser
über den Rücken giessen, sie kühlten sich auf diese Art etwas
ab und es bekam ihnen sehr wohl. Wir versuchten jetzt auch
Sprössenbier zu brauen, die Malasse oder der Syrup wurde mit
Wasser verdünnt, statt des Hopfens wurde Sprossen Essenz genommen,
die Gährung wollte aber dennoch nicht recht vor sich
gehen, ob wir gleich trockne Hefen, die in England zu dieser
Absicht gekauft waren, in gehöriger Menge beymischten; indess
war das Getränk doch trinkbar.
Auf dieser Fahrt hatten wir einmal den - unangenehmen
Zufall, dass das Schiff sehr zu stinken anfing. Es wurden die
von Dr. Smith empfolnen. salpetersauren und von G u y to n
Mo rv eau empfolnen salzsauren Räucherungen angestellt; . letzteren
gab ich den Vorzug und hielt mich immer an sie, wenn
Räucherungen nöthig waren um Ansteckungen zu verhüten.
Diessmal half das Räuchern nichts, konnte auch nichts helfen;
denn sobald man zu räuchern aufgehört hatte, war derGestank
wieder da, weil die Quelle nicht verstopft war; denn der stieg
aus dem Raum empor, wo das stehende Wasser in dem noch wenig
lecken Schiff faulte. Hernach wurde frisches Wasser in den
Raum gegossen und wieder ausgepumpt, diess half gleich. Merkwürdig
ist es, dass diese Luft, die einen knoblauchartigen Geruch
verbreitete, keinen nachtheiligen Einfluss auf die Gesundheit
hatte: blosses Wasserstoff Gas, das bey der Zersetzung des
Wassers entstanden war, und wegen seiner geringen specifischen
Schwere in die Höhe stieg, war es wohl nicht; denn es war
von einer besondern Consistenz, so dass in Dr. Horners Ca-
jüte "die Wand und die Lage in der Art davon gefärbt waren ,
dass man hätte glauben sollen, sie wären mit Reissbley oder einem
Bleystift sorgfältig bestrichen worden; es war eine Bleyfarbe mit
einem Metallglahz.
Ein unangenehmer Umstand war es auch, dass unser ganzer
Vorrath von Sauerkraut über Bord geworfen werden musste; es
war verdorben, weil die Tonnen nicht gut waren. Auch beym
Salzfleische kam alles auf die Güte der Tonnen an: sobald das
Salzwasser ausgeflossen war, ward das Fleisch faul. Das faule
und. ungeniessbar gewordene Salzfleisch wurde immer gleich in
die See geworfen.
D R I T T E R T H E IL . a5