beym Eröffnen und Untersuchen der Kernfrüchte, Durchsuchen
eines Kastens mit allerley Geräthe, zeigte er viel Fertigkeit und
Geschicklichkeit, eben so viel Aufmerksamkeit und Neugierde
bey der. Untersuchung eines für ihn neuen Gegenstandes. Besonders
aber äusSerte er viel Lüsternheit, beym Anblick einer Lieblingsspeise
, z. B. der Orangen oder Apfelsinen, durch seinen vorgestreckten
Kopf, Arme, Hände und Rüssel. Er spitzte den Mund,
in welchem bloss eine kleine Oeffnung zurückblieb, als wenn er
pfeiffen wollte, durch diese zog er den Athem hörbar an sich,
und wies mit dem Zeigefinger nach dem Munde, seine Blicke
waren auf den Gegenstand seiner Wünsche gerichtet, und sehr
ausdrucksvoll; sie machten nebst dem vorgestreckten Rüssel oder
Schnauze * ), die ich als ein Hauptmerkmal im Charakter des
Thieres betrachte, den sprechendsten Ausdruck der Lüsternheit.
Er schien es sehr gern zu sehen, wenn er geschmeichelt wurde,
wenn man ihn strich und freundlich mit ihm sprach, ja er kam
* ) Mehrere Beobachter haben auch bereits v o r mir darauf aufmerksam
gemacht, C u v i e r sagt pag. 47: , ,quoique les lèvres fussent extrême-
' „m en t minces et peu apparentes, elles avoient la .fgcn lté de s ’étendre
„considérablement” und pag. 5o: ,,il portoit le plus souvent ses ali-
,,mens à sa bouche avec ses doigts; mais quelquesfois aussi i l les s a i-
, , s i s s o i t avec ses longues lè v re s et c ’étoit en humant qu’il buvoit,
,,comme le font tous les animaux dont les lè v re s peuvent s ’a l l o n g e r . ”
Ferner P e n n a n t deutsche Uebersetzung pag. 176: „D e r Vorderkopf ist
- „g rö fs e r , als an den übrigen A ffen , und die Schnautze steht wie per-
„pendicnlär im Gesichte g e r a d e h e r v o r ; ” eben so von W u rm b ,
„d e r M u n d s t e h t w e i t h e r v o r ; ” und endlich sogar C a m p e r „dans
, , 1’Orang Outang vivant la bouche avoit quelque chose qu’on ne sau-
„ ro it pas définir, q u ’on n ’auroit jamais pu découvrir dans l ’anima],
„m o r t ( ? — ) et d’ont on pourra se former une idée en comparant la
,,fig. 8. de la planche II (Oeuvres de P. C a m p e r ) avec la fig. 3. de
,,la planche I. En buvant il a v a n ç o i t b e a u c o u p l e s l è v r e s , sur
„ to u t la supérieure et la fo rm o i t en p o in t e , quand il vouloit en
„saisir quelque chose , tel qu’un petit fruit par exemple. , L e néz est
,,d’ailleurs fort différent dans l ’animal vivant. Ce singe appartient cep
e n d a n t aux ë n a r e s . ”
auch oft selbst unaufgefordert zu den Personen, die ihm gefielen,
ergriff ihre Hand , untersuchte mit vieler Aufmerksamkeit ihre
Kleider, Knöpfe und dergl., sog an ihren Fingerspitzen und kletterte
endlich an ihnen in die Höhe, und umarmte sie. Seinen
Wärter, den Caffer, rmd seinen Herrn küfste er sogar. Sein
Missfallen gab er durch Kopfschütteln, mifstrauische Seitenblicke
und Entfernung zu erkennen, besonders wenn er nicht erhielt,
was er verlangte, oder wenn ihm sein Wille nicht geschah. Wenn
er aber gar ungeduldig, ärgerlich oder gereizt und durch' den
Pöbel beleidigt ward, so wurde er zornig, der Hals schwoll ihm
an, der Kropf trat heraus, und die Augen hervor, er blies,
seufzte und schrie, und wälzte sich auf der Erde. Uebrigens
schien er nicht bösartig zu seyn, er war grösstentheils ruhig, und
schien in allem, was er tliat, bedächtig und vorsichtig zu Werke
zu gehen, seine Bewegungen waren vielmehr langsam als heftig,
er hatte nicht das Schnelle, Heftige, Misstrauische undUnruhige
in seinem Betragen, wie der Macaco und andere Affen, seine
Physiognomie war ernst und finster.
Unser Orang - Outang afs ganz wie der Mensch , er führte
mit den Fingern sehr zierlich seine Nahrungsmittel nach dem
Munde, und reinigte-.sich die Finger nach gehaltener Malzeit
mit einem Tuche. Auch seine Nahrungsmittel waren die nämlichen,
welche die Menschen geniefsen, Brot, Fleisch, Gemüse,
Hülsenfrüchte, Milch, Eyer; aber Zucker, Nüsse, Chocolat,
Caffe und Obst waren Leckerbissen für ihn. Unbekannte Früchte
, Gebacknes und andere ihm fremde Speisen pflegte er vorher
sorgfältig durch Geruch und Geschmack zu prüfen, bevor er etwas
davon geniefsen wollte, und so'bewies er auch überall in
andern Stücken die gröfste Vorsicht, Klugheit und Sorgfalt zur