Erhaltun«- seiner Gesundheit und seines Lehens. Seine Sinne
sind scharf, jedoch nicht' schärfer oder ausgedehnter als die
menschlichen, aber die -Schriftsteller, welche die geistigen Fähigkeiten
der Thiere , ihre Vorsicht, Schlauheit, List u. dergl. als
Resultate der feinem Organisation, der ausgedehntem Sinnesfähigkeit
betrachten, können sich gerade bey diesem Thiere von
ihrem Irrthume überzeugen. Die Hände des Orarig - Outangs
haben ein eben so feines Gefühl an den Fingerspitzen, wie die
menschlichen, diess sieht man an allen Untersuchungen, die er
•vornimmt, sie sind eben so geschickt zu mancherley Verfichtungen
; doch ist ihre Anwendung sehr beschränkt: nie wird der
Orang-Outang seine Hände zu so mancherley Zwecken anzuwenden
lernen können, als der Mensch die seinigen , es fehlt ihm
dazu die Urtheilskraft, der menschliche Verstand, die Einsicht
aus welcher der W ille und V o r s a tz entspringt , welcher zunächst
durch die Hirn - oder Nervensubstanz in die Werkzeuge
der Bewegung oder aüf die Muskeln wirkt, um die beschlossene
Handlung durch die vorhandenen geschickten Werkzeuge in
Ausübung zu bringen: doch steht er in Rücksicht der geistigen
angebornen Fähigkeiten sicher auf einer höhern Stufe, als alle
übrigen Thiere, der Instinkt erhält bey ihm eine Vollkommenheit,
die sich dem Verstande nähert, und die Wahl der Mittel,
ihn zu befriedigen , ist bey ihm freyer , als bey allen übrigen
Thieren; bey der Gefahr, seine Jung en oder seine Fre y-
h e it und sein eigenes Leben zu verlieren, b r ich t er Aeste
von den B äum en , und Vertheidigt sich gegen eine überlegene
Menge damit bis an seinen Tod *)’, daher hat auch H. Cu-
*) Das 3 bis 4 Fufs to b e Männchen, welches H. v. W u rm b beschrieb
und. eine sehr genaue und sorgfältige Ausmessung davon g a b , brach,
v ie r , welcher die intellectuellen Fähigkeiten des Orang-Outangs
betrachtet, sie unter 2 Hauptansichten geordnet, nämlich: 1) als
solche, welche sich äufsern bey herannahenden Gefahren durch
den Instinct der Selbsterhaltung, item bey der Vertheidigung, 2)
als solche, durch welche das Thier seine Bedürfnisse befriediget,
als Hunger, Durst, Geschlechtstrieb zur Fortpflanzung und Erhaltung
der Species. Man mufs die physiologischen und besonders
psychologischen Bemerkungen des H. Cu vier über die intellectuellen
Fähigkeiten dieses Affen selbst nachlesen, um zu
begreifen, warum der Schädel dieses Affen *) so grofs, gewölbt
und menschenähnlich , und das Gehirn so voluminös und ausgebildet
ist **-), als bey keinem andern Thiere. H. F. Cu vie r
hat einen sehr schönen Zweig der Naturgeschichte ergriffen, der
seit Reimarus wenig cultivirt wurde, und es ist zu erwarten,
dafs-, wenn er seine schönen Beobachtungen an der Menagerie
zu Paris fortzusetzen begünstigt wird, wir an ihm einen zweyten
Reimarus bekommen werden. Diess ist die wahre Naturphilosophie,
nicht der Unsinn, den jetzt so viele noch immer geduldete
als man es im W a ld e einfangen wollte, starke Aeste von den Bäumen,
und schlug damit so behende und wüthend um sich herum, dafs man
seiner durchaus nicht lebendig habhaft werden konnte. S, Pennant
a. a. O. S. 178. —
*) Pr C a m p e r Ana tomie.de l ’Orang-Outang Planch. I, fig* 2. 3. D. O.
Z . A. e VK.
**) Ebendaselbst. Wenn aber’ einst eine Hirn - und Nervenphysiologie
existiren und man die Bestimmungen und Verrichtungen der einzelnen
T h e ile des Gehirns, der Ganglien und Nerv en so k la r einsehen wird,
als die des Herzens und der Gefäfse, des Magens und der G ed ä rm e ;
so wird sich diess -alles nicht blofs begreifen oder v ielmehr vermu-
then, sondern demonstriren lassen. .Es ist zu bedauren, dafs die Hm.
G a i l und S p u r t s h e im nur die Ideen ihrer Gegner, und nicht die eines
Ernst P l a t t n e r (Quaestiones physiologicae und Anthropologie) berücksichtigt
haben.