Herr O. F. M ü lle r , der diese beyden Thiere selbst nie
lebendig gesehen hatte, nannte sie unrichtig Medusen, wahrscheinlich
von L in n é verführt; brachte aber richtige Synonyma
bey,: nämlich die von Sloane und B row n e , deren. Nachrichten
er beyfügt. Dr. K ö n ig , der damals noch keine Velella
gesehen hatte, hielt die Physalis, welche so wie jene mit einem
Seesel versehen ist, für eine Velella, wurde aber von Müller
zurechte gewiesen.
„Als wir am Dienstage den n . October 1687,“ so schreibt
S lo an e , (Voy. Jamaic. Vol. I. p. 7. Tab. 4- 5.) „in 46 nördlicher
Breite waren: so sähe ich zum erstenmale das Thier, welches
die Seeleute das kleine Schiff oder the port'uguese man of
war nennen, und welches eine Thierpflanze zu seyn scheint. Es
ist eine Gattung weicher Fische *], die man wegen ihrer brennenden
Eigenschaft urticä oder Seenessel nennt. Sie scheint aber
von allen Seenesseln (actiniis) verschieden zu seyn. Bey mir
heifst sie urtica marina soluta purpurea oblongä, cirrhis longis-
simis. Stevens schon erwähnt ihrer im H a k lu y t S. 99 unter
dem Namen des Guineaschiffes, und L e r y S. 3gg nennt sie den
rothen Unrath. Bey Martens heifst sie die zwote Meernessel aus
dem Spanischen Meere, welche verschiedene Pfund wiegt ? — **)
von blauer, rother, gelber ***) und weifser Farbe****) ist, und hef-
*) W e ich th ie re , Mollusken. Dié Engländer uennen alles, was da schwimmt
oder sich im Meere auf hält Fisch 7 auch Schaalthiere Shellhsches un
Sepien Bläckfish..
. **) Keine einzige Seeblase wiegt mehrere Pfunde, es sind leichte Luftbla
seii, die der W in d von der Meeresfläche wegblasen würde, wenn-iucJiC
ihre Fänger noch ins Gewicht fielen,
**9) Gelb, sind blofs die Mäuler oder die Saugwarzen an den Fängern, weifs
ist nicht vorhanden.
Anstatt weifs so ll es w o l heifsen durchsichtig.
U M D I E W E L T . 9
„tiger brennt als die aus der Nordsee *). Sie können sich so fest
.„an die Haut ansaugen **), dafs Blasen darnach entstehen, und
„pflegeH auch bisweilen ein Licht von sich zu geben ***).” Er
sagt ferner, dafs eine Art derselben die Seespinne ****) genannt
werde und die Nahrung der Wallfische sey, welches uns beyläu-
fig die Stelle desPeyrere in seinem anonymischen Werke unter
dem Titel: Nachricht von Grönland *****) erklärt, wo der Verfasser
erzählt, dafs die Wallfische sich von Meerspinnen ernähren.
L ig n o n hat sie (die Seeblase) 4°° Meilen weit vom Lande
wahrgenömmen und nennt sie Karville, (wahrscheinlich vom Portugiesischen
Worte Caravella), und de L a e t , der sie in Brasilien
beobachtete, die grofse Seenessel. „Das Thier schwebt auf der
„ Oberfläche des Meeres und besteht aus 2 Theilen ; der eine war
„eine längliche walzenförmige Blase von demselben Umfange, wie
„ein Ey von einer welschen Henne, aufgeblasen und ausgedehnt
„von eingeschlossener Luft, am ähnlichsten einer Fischblase, weit
„am Bauche und enger auf dem Rücken, wo der Rand oder
„Kamm , an der Kante gekräuselt war, wie ein Hahnenkamm, der
*) In der Nordsee giebt es keine .Seeblasen; ib r Aufenthalt gehört unter
den Aequator und die Wendekreise,
Sie saugeh sich nicht an die menschliehe Haut, sondern blofs an ihre
Beute, an fliegende Fische u. dergl. aber der ätzende Schleim brennt
auf der menschlichen Haut.
sscc) Ueber das nächtliche Leuchten der Seeblasen siehe auch den Abschnitt:
P h o s p h o r e s c e n z d e r S e e b l a s e n ,
****) Hier irrt Sloane. Diese Meerspinne ist entweder Actinia pusilla Swar-
tzii (Schwedische Abhandlungen 1788- 1789. 9. Band. VII. Art. pag. 193.
197. Tab. VI. oder mein Nereus hydraster und Hydrachna. Tab. X X I.
K r 11 sen.st. Atlas B'ig. 19.
*****) Die Brasilischen Seethiere sind von den Grönländischen und nordischen
überhaupt sehr verschieden, und es dürften wohl nur wenige seyn,
welche beide Glimate zugleich bewohnen. Jene Meerspinnen kommen blofs
in nordischen Gewässern vor, eine von mir entdeckte ist unter den leuchtenden
Mollusken im Krusenst. Atlasse Tab. X X II I . F'ig. 19 abgebildet
m U T T E Ä TH E IL ,