In Brasilien fanden wir alle nöthige Erfrischungen. Das
Klima von St. Catharina an sich ist gesund, demohngeachtet
empfanden recht viele mancherley Beschwerden, die aber einzig
der Hitze zuzuschreiben sind- Diarrhöen waren häufig, manche
befielen mit einer Cholera, das heisst mit heftigem gallichten Erbrechen,
grosser Angst, Schmerzen im Leibe und Durchfall; alles
dieses wurde bald einer Erkältung, bald dem genossenen Schweinefleisch
auch den Wassermelonen zugeschrieben; letzere
waren nach meinen Beobachtungen ganz gewiss unschuldig.
Auch in der Cholera that das Opium sehr gute Dienste, es hemmte
gleich die zu starke Absonderung der Galle, und den andern
Tag waren die Patienten mehrentheils genesen. Mehrere bekämen
Geschwüre, und recht viele einen feinen fast der Krätze
ähnlichen Ausschlag über den ganzen Körper; beym Schwitzen
verursachte dieser Ausschlag eine Empfindung, als würde man
mit tausend spitzigen Nadeln gestochen, er verlor sich aber
gleich, so wie wir in der See waren und es etwas kühler wurde.
Ich kann nicht genugsam rühmen, wie heilsam und erfrischend
der Genuss der Wassermelonen oder Arbusen war, sie machten
auch in der grössten Hitze alles Getränk entbehrlich; diejenigen
die sie täglich in sehr grosser Menge zu geniessen pflegten,
befanden sich dabey sehr wohl, wurden von keinem Durchfall,
von keiner Cholera befallen. In Brasilien mussten wir bedacht
seyn uns so gut, so reichlich wie möglich zu verproyian-
tiren; denn mit Zuverlässigkeit muss man nicht auf die Erfrischungen
rechnen, die man allenfalls in den Südsee Inseln
haben kann. Wir nahmen daher Hühner, Enten, Schweine
und Ri ider so viel mit, als nur auf dem Schiffe Platz hatten;,
aus dem Pflanzenreiche Bataten, Bananen, Kürbisse (Pumkins)
Apfelsinen, Citronen, Reiss, auch von Rum eine Provision, dieser
stank abscheulich in Brasilien, war aber schon in Kamtschatka
recht gut. Von Citronensaft in Bouteillen bekamen wir sehr
wenig, die Citronen selbst waren von einer ganz kleinen Gattung,
und hatten nicht den gewöhnlichen lieblichen, sondern einen
gewürzhaften fast pfefferartigen Geruch; der Saft war recht sauer,
roch aber doch auch gewürzhaft, daher er den Fieberkranken
die nach Kühlung lechzten, nicht die gewünschte Erquickung
gab; sie zogen daher auch mehrentheils den Saft der Kransbeeren
(,Vaccinium Occicoccos L.) vor.
Re ise von Santa Catharina nach den Wa shing ton
Inseln.
Als wir von Brasilien 1 absegelten, hatten wir eben keine
Kranke, auch war keiner da angesteckt worden, obgleich mehrere
Negerinnen und Portugiesinnen gefällig gegen unsere Matrosen
gewesen waren. Der feine Ausschlag verlor sich bald,
Geschwüre zeigten sich noch einige Zeit; auch jetzt blieben die
herrschenden Krankheiten Fieber, Durchfälle und Rheumatismen.
Beym Umsegeln des Cap Horn war es natürlich, dass sich
mehrere in dem stürmischen, nassen und kühlen Wetter erkälteten.
Die Patienten bekamen Mittel zur Beförderung der
Ausdünstung; warmer Thee mit Citronensaft oder Wein, auch
warmer Punsch, je nachdem es die Kranken selbst verlangten,
unterstützte die Wirkung dieser Mittel. So wie wir wieder
zwischen den Wendekreisen waren, so waren auch Diarrhöen
wieder häufig und die Rheumatismen recht hartnäckig. Unser
Astronom Herr Dr. Horner litt erschrecklich an Zahnschmerzen,
nichts verschaffe ihm Linderung; überhaupt habe ich bemerkt,