eine Art von Respirationswerkzeug in demselben zu vermutben.
Die Fühlfäden und Fänger aaa sind bey dieser Species länger
und zahlreicher, aber weniger Abweichungen unterworfen, als
bey der vorigen kleinen Art (physalis pelagica). Hier ist kein
grosser Mittelfänger zu sehen, sondern die grossen sind fast alle
von gleicher Länge, an der Wurzel sehr dick, lasurblau, aufgewunden
und gedreht, wie ein dickes Bündel in einander verschlungener
Gedärme; so wie sie an Dicke abnehmen, werden
sie durchsichtiger und bilden dünne hohle Röhren mit röthlichen
oder violblauen regelmäfsigen Binden oder Ringen, die ihnen
ein gegliedertes confervenähnliehes Ansehn geben, und wahrscheinlich
sehr viel zu der erstaunlichen Erweiterungsfähigkeit,
die ich an ihnen bemerkt habe, beytragen. In dein Gebündel
von Fängern bemerkte ich auch gestern einige dicke Stämme,
welche sich in io bis 12 kurzgestielte Saugwarzen theilten, die
mir aber durch die nächtliche Zerstörung so undeutlich geworden
waren, dafs ich nichts mehr von ihnen sagen kann. Der
Rüssel der Blase B. konnte sich unbeschreiblich verlängern und
verkürzen, das Thier hob sich mit demselben in die Höhe und
wälzte sich auf die andere Seite. Jedermann erstaunte über diese
wunderbare Bewegung des Thieres. Sobald es in Weingeist gelegt
wurde, in welchem es wie die vorigen kleinern Species oben
auf schwamm, verlor es seine schönen Farben plötzlich und
sämmtlich. Das Thier ist überall prall und sehr aufgeblasen, es
besteht durchaus nur aus einer sehr feinen durchsichtigen und
mittelst eingeschlossener Luft sehr ausgespannten Haut. Es ist
dabey gleichsam wie ein Schiff zu betrachten, das sein Seegel
ohne Matrosen stellt, das den geringsten Luithauch schon wegen
seiner Leichtigkeit zum Seegein benutzt, und das ein schon selbst
mit Luft angefülltes und durch Luft ausgespanntes Seegel darbietet;
denn bey genauerer Untersuchung bemerkt man, dafs
das Septum horizontale, welches den seegelförmigen Theil von
dem blasenförmigen trennt, wenn das Seegel sehr ausgespannt
ist, heräbsteigt, oder vielmehr durch die in dem Cavo triangu-
lari veli eingesperrte Luft herabgedrückt wird. Es ist deshalb
nicht unwahrscheinlich, dafs die Theile, welche ich Sennen
nannte, oder die rothen und blauen Adern, die sich wie Sennen
zusammenziehen, auch wohl contractile Luftgefäfse seyn können,
durch welche das Thier die Luft aus dem hohlen Leibe oder
aus der Blase* in den innern dreyeckigen Seegelraum hineinpresst.
So viel ist indessen gewiss, dafs diese prächtige Seeblase immer
das wunderbarste pneumatische Instrument bleibt, welches nur
die Natur der Kunst als Aufgabe vorlegen kann.
V I I .
Schwammige Textur der Seeblasen.
Zu Ende des Decembers i 8o3. machte ich öftere Excursio-
nen am brasilischen Seestrande von St. Catharina und St. Miguel,
und fand zu meinem grösten Erstaunen in dem brennend-
heifsen Ufersande zwey grofse brasilische Seeblasen todt, jedoch
mit lebendigem Colorit. Sie waren von der hohen Fluth und
Brandung ans Ufer geworfen worden ,' und waren während der
Ebbe im heifsen Sande ganz ausgetrocknet, welches eine seltene
Erscheinung ist; denn durch die Kunst sie zu trocknen, ist un-
gemein schwierig, verlangt grofse Hitze, lange Zeit und beständige
Aufmerksamkeit und Sorgfalt, und dennoch bleiben sie immer
die empfindlichsten Hygrometer und ziehen, wenn sie auch
noch so gut getrocknet und verwahrt sind, bey trübem oder nas-
* -