1. Jii der Leber findet man im Allgemeinen eine eintönige Bildung; nur die von der Pforte aus excen-
triscli verlaufenden Gefalse gröfserer Art babnen sieb durch das Leberparench'ym eigene We
welche die Wesenheit des drüsenarligen Organes in verschiedene gröfsere und kleinere, jedoch
innig unter einander verschmolzene, Abtheilungen spalten.
2. Von einer körnigen Beschaffenheit, oder von einer den höheren Drüsen eigenthümlichen Spaltung
in Drüsenkörner, Läppchen und Lappen läfst sich daher in der Wesenheit dieses Organes nichts
nachweisen.
3. Die durch das Leberparenchym führenden Wege sind im Allgemeinen weiter, als der Durchmesser
deB Gefäfspaquetes, das längs derselben sich fortsetzet und in demselben zerästelt.
4. Das Gefäfspaquet enthält in seiner Mitte die Vena portarum, und an den Seiten die Arterie der
Leber und das Gallengefäfs. Die Wände dieser Gefäfse umspinnt ein grofsmaschiges intermediäres
Netz, in welches einerseits zarte Arterien eintreten, andererseits aber aus demselben
kapillare Venen hervorkommen, die zu, dem Stamme ihres Systemes zu gelangen trachten, und
zu diesem Ende die letztem im Leberparenchyme aufsuchen. lieber sämmtliche Gefäfse und dicht
an ihren Häuten verlaufend,, erblickt man den Zug der Lymphgefäfse und der Nerven.
5. Nur die zartem Venen paaren sich zu den Bestandtheilen des grofsen Gefäfspaquetes, die gröfsern
Leberblutadern wandern dagegen auf eigenem Wege zu dem Hauptstamme ihres Systemes. Ihr
Ursprung wurzelt in dem intermediären Netze der Lebergänge sowohl, als auch in dem der
Lebersubstanz.
6. Die Lebergefäfse empfangen schon in der Gegend der Querspalte der Leber ein liöher belebtes
Zellgewebe, und dieses tritt mit denselben auch in die verschiedenen Verzweigungen der Lebergänge
ein, umgibt dort nicht allein das vorliegende Gelafsbündel, sondern erzeuget auch an der
Grenze der eintönigen,Lebersubstanz gleichzeitig eine dichte Zellbaut, welche sich nach einwärts
auflockert, und die Gefäfse einer lockern Scheide (Tunica vaginalis vasorum hepatis) gleichend,
umgibt, andererseits aber an allen Orten von den ein- und austretenden Gefäfsen des Leber-
parenchyms durchbohrt erscheint.
M Die Gröfse der in der Leberhauptbahn enthaltenden Gefäfse ist verschieden. Die Pfortader stellet
das vorzüglichste und grofste Gefäfs in allen Verzweigungen dar, und sie verhält sich zur Arterie
wie 5 zu 2, zum Gallengang aber wie 5 zu 3 , und endlich zur entfernt liegenden Vene wie 5 zu 4.
8. Die Vertheilungsart der Blutgefäfse ist im Allgemeinen und zwar in der Leberbahn baumzweigähnlich;
indefs stellet sich die Zerästlung jener Aederchen, welche die Scheide der Bahn durchbohren
und in das Gebiet der eintönigen Lebersubstanz übertreten, alsobald sternartig und der-
mafsen excentrisch dar, dafs die aus dem so erzeugten Gefäfsbusche hervorgewachsenen Gefäfschen
nach allen Seiten in das intermediäre Gefäfsnetz der Leber eintreten und dasselbe bilden helfen.
9. Auch die Gallengänge beobachten in der Leberbahn eine dendritische Verkeilung ihrer kardinalen
Aeste und Zweige. Die zartesten Zweigehen und einfachsten Sprossen derselben-findet man
nicht allein nach Art der ganz gefiederten Kanäle mit dem betreffenden kardinalen Gange seitlich
verbunden, sondern auch zugleich bald mehr, bald weniger, und blos auf eine kurze Strecke
oder in einem längern Raume neben dem Gallengange, den Samengefäfschen analog im Zickzack
in der gemeinschaftlichen Scheide fortgesponnen.
Je näher das kardinale Gallengefäfs der Leberpforte gelagert und an Durchmesser gröfser geworden
ist, um desto längere und zahlreichere Gallenkanälchen findet man in dessen Umgebung.
Kürzere und weniger gewundene Gallengefäfschen umlagern jene Zweige der kardinalen Gallengänge
^ welche der Peripherie des Organes näher gekommen sind. Sämmtliche Zweige und
Sprossen der Gallenwege durchbohren endlich, den Blutgefäfsen gleich, die Scheide der Leberbahn,
und im Bezirke der monotonen Lebersubstanz angelangt, fahren aus denselben zarte
Gefäfschen nach allen Richtungen hervor, welche sich alsogleich mit den Aederchen des intermediären
Lebernetzes verbinden, und so einen Anlheil an der Bildung desselben nehmen.
1. Hepatis parenchyma omni intuitu homogeneam substantiam offert, in qua solummodo variis
in locis vasa majora, a porta hepatis radiatim divergentia, aliquam Variationen! efiiciunt.
2. Nullum vestigium acinorum vel lobulorum unquam apparet, neque granulosi quid distinguere licet.
3. Vasa bilifera notabili diametro gaudent, ita ut amplitudo unius longe superet vasa sanguifera
arteriosa et venosa, inter se in fasciculos ünita.
4. Fasciculi, qui ex variorum vasorum in hepate obviorum ope textus cellulosi unione formantur,
in medio venam portarum liabent, dum latera ab arteria hepatica et a ductibus cholophoris
occupantur. Isla vasa rete vasculoso intermedio cinguntur, cujus interstitia notabili diametro
excellunt. Impenduntur ad generätionem hujus retis arteriae capillares ab arteria hepatica
oriundae, quae cum venis hepaticis serius connubium ineunt. Neque desunt huicce reti vasa
lymphatica, atque exigui roboris stamina nervea.
5. Venae hepaticae singulärem et a reliquis vasis distinctum decursum habent. Originem suam
partim ex ramificationibus ductuum biliferorum, partim vero ex parencliymate hepatis derivant.
6. Vasa, quae hepatis parenchyma accedunt, jam in porta ipsa involucre membranoso, sub forma
vaginae cinguntur, cujus elementum textus cellularis esse videtur, quin fibrosi vel musculosi
aliquid (uti veteres crediderunt) in ista possit reperiri. Ilia vagina vasorum communes rep-
tatus, per omnem hepatis ambitum concomitatur, ramisque lateralibus, a truncis majoribus
oriundis facilem ubique exitum ex fasciculo concedit.
7. Diameter vasorum in hepate ramificatorum diversus omnino eSt. Vena portarum amplitudine
reliquis canalibus longe antecellit, estque ratio ejus ad arteriam uti 5 : 2* ad ductum chole-
dochum uti 5 : 3 , ad venam hepaticam uti 5 : 4.
8. Vasorum ramificatio in genere arborescens est. Non desunt tamen etiam dedursus radiati speci-
mina, qui in omnibus surculis lateralibus observatur, in quibus ramusciili ultimi, radiorum
ad instar, ex uno puncto divergentes, in rete intermedium (quod ex omnium vasorum hepa-
ticorum anastomosibus fit) inseruntur.
9. Ductuli biliarii (saltern cardinales eorum rami) etiam in parenchymate hepatis dendritice rami-
ficantur. Surculi minores autem et minimi canalibus grandioribus pennalim inseruntur, ita
quidem ut priusquam inserantur, per Iractum modo longius modo brevius iisdem paralleli
decurrant, et serratas vel undulatas curvaturas plurimas ostendant. — Ducluum biliferorum
cardinalium amplitudo sensim augetur, quo plura vascula bilifera lateralia iisdem jun-
guntur.
Est quoque non exigua differentia inter illos ramulos latérales, relate ad longitudinem. Illi
enim, qui portae hepatis viciniores sunt, longiores et numerosiores quoque esse soient illis, qui
parum a peripheria organi absunt.
Perforata tandem vagina, quae canales biliferos cum vasis sanguiferis in fascem Comraunem
colli gat, omnis ramulus vasorum biliariorum subito in copiosissimos tenuissimosque surculos
discedit, qui cum vasis sanguiferis, et quidem cum rete intermedio manifeslissim, et nunquam
ab emunctae naris physiologo in dubium amplius vocandis anastomosibus uniuntur, ita ut tani-
quam partes constituentes hujus retis considerari debeant.