Untersuchen wir der Körpertlieile zarteste Organisation bei guter Beleuchtung und hinreichender
Vergrößerung, so erblickt man nachfolgende anatomische Bestandtheile unter verschiedenen
Mengungs- und Verbindungs-Verhältnissen zu einem Ganzen verbunden:
1. Einen aus kleinen ,■ halbdurchsichtigen , freigestellten Bläschen zusammengesetzten Brei.
2. Kleine, rundliche, verschiedenartig zusammenhängende Bläschen, die mit feinen, zuweilen
bauchig aufgetriebenen Röhrchen in Verbindung und Verkehr stehen. 1
3. Größere in verschiedenen Formen dicht an einander gereihete Bläschen, die mit zahlreichen,
in ihrem Zuge knäuelähnlich verwickelten Gefafschen im Bunde sind.
h. Maschen- oder schlingenähnlich vertheilte, durch die obigen Stoffe hindurchgewebte Blutgefäße,
deren mehr entwickelte Wände aus den oben angeführten' organischen Grundgebilden
zusammengesetzt erscheinen.
5. Endlich erblickt man in den sogenannten Drüsen und in den meisten drüsenartigen Organen
auch noch eine dritte Sorte von Kanälchen mit stärker entwickelten Wandungen, die jedoch
kein Blut, sondern Flüssigkeiten eigener Art beherbergen und weiter leiten.
Da die Blutgefäfse den wesentlichsten Bestandtheil dieser Gebilde ausmachen, so soll mit ihrer
Untersuchung und Darstellung hier die Bahn unserer Abhandlung begonnen werden.
Praktische Darstellung der zartesten Blutgefäfse zum Behufe der mikroskopischen
Untersuchung.
So gering auch die Unterscheidungs - Merkmale der zartesten organischen Bildungs- Elemente bei
flüchtiger Besichtigung zu sejn scheinen, so verwandt sie sich bei den Thierklassen und Gattungen
auch darstellen, so erkennet man dennoch bei genauerer Untersuchung, besonders der meist entwickelten
Bestandtheile der peripherischen Gebilde, und namentlich an d en B lu t g e f ä f s e n , nicht zu
verkennende Charaktere, die durch Gattung,. Alter und Geschlecht begründet zu seyn scheinen, und
es wird daher das intermediäre Netz z.B . der Choroidea bei dem Kinde, bei dem Greise und bei
den verschiedenen Thiereu, ja selbst bei den Männchen und Weibchen eigene Merkmale an sich
tragen, von welchen die dem Alter und der Gattung angehörenden, am schärfsten und deutlichsten
hervorgehoben erscheinen, die vom Geschlechte bedungenen jedoch nur schwach und gleichsam
angedeutet werden.
Oft befindet sich die Gröfse der peripherischen Gefäfse mit dem Stande der Thierklasse im
umgekehrten Verhältnisse, und Thiere aus niedern Klassen besitzen im Durchmesser stärkere Gefäfse
in dem peripherischen Bezirke, als die höher gestellten; zuweilen ist dieses Verhältnirs blofs ein zu
seinem Körper relativ gesteigertes, zuweilen aber sowohl zu seinem, als zu des höher gestellten
Thierkörpers ein absolut höher potenzirtes. In der Regel besitzen Kinder zahlreiche und im Vergleich
mit Erwachsenen zartere peripherische Gefäfse, Erwachsene größere als Kinder, und Greise
sparsamere, aber stärkere intermediäre Gefäfse als jugendliche Individuen. Das Weib scheint nicht
allein zahlreichere, sondern anch feinere Gefäfse in der Wesenheit der peripherischen Gebilde zu
beherbergen.
Der Durchmesser dieser Gefäße wird jedoch auch durch den Grad der Erfüllung mit Injektionsmasse,
und durch die Kraft, mittelst welcher diese Masse in den Räumen der Gefiiße komprimirt
wurde, ungemein modificirt und bedungen. Wurde zur Einspritzung eine wasserhaltige Masse gewählt,
und war bei dem Eintreiben derselben in die peripherischen Gebilde keine bedeutende Kraft verwendet,
dann ist das Gefafsnetz weder nach allen seinen Richtungen ausgedehnt, noch so erfüllt,
Elemental nulla arte ulterius simplificanda, quibus sub cauta et accurata microscopies investigations,
omnia organa et organorum partes compositas esse videmus, sequentia sunt:
1. Puls quaedam homogenea, minutissimis, semipellucidis, nullibi inter se cohaerentibus sphae-
rulis conflata.
2. Sphaerulae itidem minimae, ope canaliculorum cylindricorum, hinc inde quasi ventricose in-
flatorum, racematim cohaerentes.
3. Vesiculae quidquam majores, quae absque omni formae externae constantia, intricatis et con-
tortis vasculorum glomeribus, invicem junguntur.
'*• Vasa sanguifera^t ansas vel areas per organorum yhrias texturas diffusas formantes, quorum
parietes bene distinguendi, supra allatis principiis pariter constituuntur.
5. Dein in organis glandulosisj vel glandulae structuram aemulantibus, tertium tubulorum genus observator,
crassioribus quidquam parietibus instruetom, quod a sanguine alienum humorem vehit.
Quoniam vasa sanguifera maximam harum partium molem constituunt, ab investigatione et
expositione eorum exordium sumere, aptum erit.
S P lM S a iö S «
E x p o s i t i o m i e r o s c o p i c a v a s o r u n mi n imo r um.
Quantacuraque horum atomorum similitudo inter s e , obiter investiganti appareat, quantaque
■ sit eorum in variis animantium generibus affinitas, tarnen in organis horum elementorum con-
cursu ortis, firmae et validae distinctionis notae apparent, a systematis vasorum diversa ramificatione
peripherica, derivandae. Iste vasorum periphericorum decursus, a genere animalis, sexu et aetate
diversimode determinatur, quod in chorioideae plexubus vasculosis conspicuum est, quos alios atque
alios invenies in sene depontano quam in tenero pusione, aliös in brutis animalibus, quam in homine
ipso, alios denique in maribus quam in femellis. Hae differentiae magis eminent, si a genere vel
aetate dependent, minus conspicuae evadunt, si per sexum elliciuntur.
Vasorum minimorum diameter in inverse ratione est, cum dignitate et evolutione physica ani-
malis, qua crescente minuitur, augelur decrescente.
Infantium vasa numero et subtililate, adultorum vasis potiora, quae tarnen prioribus ampli-
tudine praecellunt. — In seniculis rara videbis, sed grandiora; in feminis copiosiora tenerioraque
invenies quam in masculis.
Sunt tarnen alia quaedam momenta, quae vasorum, injectione cerea distentorum magnitudinem
determinant, materiae nempe felici successu injectae copia, et injectionis vis. — A materia injecta
magis aquosa minus tument vasorum alveoli, praecipue si minori impetu injectio facta fuerit; —
magna enim materiae fluidae pars, vel a parietibus vasorum spongiae ad instar absorbetur, vel
evaporatione difflatur in auras, quo facto vasa marcescunt, collabuntur, et post exsiccationem per-
fectam, profecto diversam ab illis vasculis faciem praesentant, quae materia ceracea compacta et
solidescente injecta fuerunt. Multiplici experientia confirmatus affirmare audeo., materias e resinis
paratas, naturali vasorum amplitudini conservandae summopere favere.
Quodsi praegressa injectione nimis violenta, vasculorum utres justo magis tumeant, parum
interest, quia necessaria in fluidis exsiccatio, naturalem ambitum mox restituit.