Mos die Eigenheiten der dem menschlichen Organismus angehörenden Stoffe untersucht und vorgestellt
werden sollen, so erübriget mir bei diesem Mangel nur auf die höchst schätzbaren Ausbeuten oben
benannter Naturforscher hinzuweisen.
3* D a s B l u t .
( Sanguis.)
Tab. IV. Fig. 3 , 4.
Die Untersuchung des Blutes der verschiedenen Thiere und des Menschen wurde in den letzten Decen-
nien von beinahe allen ausgezeichneten Physiologen, und in der neuesten Zeit besonders von R. Wagner
mit so vielem Eifer und so grofser Umsicht unternommen, dafs sich wohl über diesen Bestandteil des
menschlichen Körpers weiter nichts Erhebliches sagen liefse, wenn nicht die Zartheit des Gegenstandes
selbst in so vielfachen Erfahrungen manche Differenz begründete, und so manche Eigenheit des Blutes
noch immer nicht in jenes Licht versetzt worden wäre, wo jeder Zweifel behoben erscheint; und in letzterer
Beziehung kann eine wiederholte Prüfung des Objektes nur erwünscht, jede wieder gemachte Er-,,
fahrung zur Bestätigung der ältern dienen. Um das Blut näher kennen zu lernen und über die einzelnen
Bestandteile möglichst richtige Aufschlüsse zu erlangen, setzte ich mir folgende Fragen und Aufgaben:
1. Findet zwischen dem arteriösen und venösen Blute ein Unterschied Statt?
2. Welche Eigenheiten stellt das lebende, welche das abgestorbene Blut dem Beobachter dar?
3. Welche mikroskopische Bestandteile lassen sich in dem Blutserum, und welche im Blutkuchen
auiHnden?
4- Was läfst sich über den Kern der Blutkörnchen und über das B lu tro t unter dem Mikroskope
ausmitteln ?
a) Ich sammelte das während der Exstirpation eines auf der Brustgegend nistenden Lipomes-
aus der Arterie hervorspritzende und aus der Vene ausfliefsende Blut mit der n ö tig en Sorgfalt in beson-
dern Gefäfsen, und untersuchte beide Flüssigkeiten in der Absicht, um die denselben eigens zukommenden
Merkmale hervor zu heben.
Das arteriöse Blut erschien auf einer Glasscheibe dünn aufgetragen, unter deni Mikroskope bei
einer 750maligen Vergröfserung des Durchmessers noch hell und r o s e n ro t , enthielt als Bestandteil
blafsrötliche Körnchen und eine mattgelbe Flüssigkeit. Die Menge sämmtlicher Blutkörnchen .war zur
Menge des Serums beinahe wie 2 zu 1 gestellt. Während desErkalteiis und Stockens bildeten die Blutkörnchen,
welche sich früher so wie nun sowohl an Form als an GrÖfse beinahe durchgehends glichen, vermittelst
eines Anschiefsens und Aneinanderklebens lange, den geprefsten Feigenschnüren gleichende Reihen.
Das eben so behandelte Venenblut stellte im Allgemeinen eine dunklere, dem Roth der Feuerrosen
ähnliche Färbung dar. Hier konnte ich neben den zahlreichen Blutkörnern gewöhnlicher Gröfse
auch noch kleine Körnchen wahrnehmen, deren Anzahl nicht unbedeutend und beinahe zu der der
gröfsern wie 1 zu 7 . sich verhielt. Das Serum war in diesem Blute, das aus einer Vene mittlerer
Gröfse aufgefangen wurde, schon beinahe in gleichem Verhältnisse mit der Menge der Blutkörner, und
letztere schossen während des Erkaltens des Blutes gröfsten Theils zu kleinen Gruppen und aufge-
thürmten Blasenhäufchen an, indefs eine geringere Anzahl derselben nach Art des arteriösen Blutes zu
Schnüren sich vereinigte, welche aus abgeplatteten Körnchen zusammengesetzt waren.
b) Das aus dem eröffneten Gefäfse hervorströmende frische und noch lebende Blut stellet somit
ein Gemenge von Blutkörnchen und vom Blutsafte (Blutwasser, Serum) dar, in welchem man bald den
körnichten, bald den serösen Bestandlheil mehr oder weniger vorherrschend erblickt. Die Beobachtungen,
welche ich an den Blutströmungen der kapillaren und intermediären Gefäfse zarter Thiere zu
machen Gelegenheit hatte, lehren mich, dafs das Serum um so mehr in den Lichtungen dieser
Aederchen schwindet, als diese sich den Venenursprüngen genähert, oder diese wirklich erreicht haben.
Obgleich ich eine ähnliche Erfahrung an den Blutströmungen des peripherischen Wendekreises
der Bluibahn des Menschen nie machte noch machen konnte, so bestätigen dennoch die. oben
nihil novi addere valerem. Quoniam autem hujus operis scopus ille est, materias corporis humani
singuläres tractare, circa hoc objectum, omnis lectorum spes, in amplo viros prius laudatos adeundi
consilio evanescit.
3. S a n g u i s.
Tab. IV. Fig. 3 , 4.
Haematologia hominum et animaliüm ultimis lustris, ab omnibus primi subsellii physiologis,
praeprimis vero nostris temporibus a celeberrimo Rud. W a g n e r tanto fervore, tantaque felicissimi
eVentus pompa, exculta est, ut quicumque istos labores repetere, vel nova de his proferre in animo
haberet, facile lliadem post Homerum scribere videretur, nisi delicata hujus materiae indoles, in
diversis observatoribus errorum genesin adeo secundaret, ita ut non omnis moderati prudentisque
dubii locus deficeret.
Dubium veritatis mater est, cupidosque impellit, fînitos consumatosque labores denuo ordiri,
ut veritas eorum vel roboratior appareat, vel error innotescat.
Ut huic problemati solvendo, quantum dignitas ejus postulat, satisfaciam, sequentia puncta di-
lucidanda mihi proposui:
1. An existit quaedam, inter sanguinem arteriosum et venosum differentia?
2. Qualis est sanguis vivus ? — qualis mortuus ?
3. Quaenam principia, in sanguine venoso et arterioso, armatus oculus detegit?
4« Quaenam est. umbonis, et haematochromii in sphaerulis singulis natura ?
a) Sanguinem, quem hisce disquisitionibus adhibui, durante exstirpatione lipomatis in pectore
haerentis, tum ex arteriis prosilientem, tum ex venis discissis defluentem, suspensa manu collegi.
Sanguis arteriosus, laminae vitreae illinitus, sub microscopica auctione lineari = 750, pellu-
cidus apparuit, roseus, partim sphaerulis, partim sero flavicante compositus.
Sphaerularum summa, ad seri quantitatem relata, fere dupla erat. Sanguis refrigeratus, mox
coagulationis incipientis phaenomena exhibuit, dum sphaerulae, quae priüs forma et magnitudine
sibi pares fuerant, lineari directione sese associarent, et striam nodosam, quasi moniliformem reprae-
sentarent. — Sanguis venosus colore intensius purpureo, ab arterioso differebat. In hoc sanguine,
praeter sphaerulas supra memoratas, minora quoque granula conspexi, satis copiosa, fere uti 1 :7 .
Inter sphaerulas et serum hujus sanguinis par erat ratio; — sphaerulae autem ipsae, sub
coagulationis prpcessu, pro parte tantum, illas strias nodosas efformarunt,. de quibus prius sermonem
habui, maxima parte in acervulos turmatim cohaerentes, confluxerunt.
b) Sanguis ergo, e vase suo emissus, recens et adhuc vivus, partim corpusculis sphaericis,
parlim fluido seroso constat, ita ut modo sphaerularum quantitas, modo seri copia, relative prae-
valeat. — Observationibus meis, in partibus animalium pellucidis institutis certus sum, seri quantitatem
eo magis recedere, quo minor arteriae diameter evadit, et quo propior ad venulani, in quam
tandem transit, accediti Etiamsi in homine, similem rationem nunquam observaverim, nec obser-
vare potuerim, tarnen supra allata differentia, inter sanguinem arteriosum et venosum hominis, propter
analogiam similia et in homine statuere suadet.