d) Unterwirft man einzelne Blutkerne, unter einer: 104omaligen Vergröfsernng des Durchmessers
einer genaueren Untersuchung, so findet man aufser den bereits geschilderten Eigenheiten der Umrisse
nicht fie l Erhebliches. Das einzeln bestehende Blutkorn erscheint weifsgelb gefärbt, und scheint
gleichsam von einer gelblichen, oder schwach rothen körnigen Substanz wie übersäet zu sejn.
Die m laues Wasser eingelegten Blutkörnchen verlieren jedoch bald diesen locker aufsitzenden
Beleg, und mit seinem Verschwinden von der Hülle des Blutkornes wird letzteres heller, durchsichtiger
und entfärbt, in gleichem Mafse aber das umgebende Fluidum gelblich oder schwach roth gefärbt. Es
scheint daher, dafs der Färbestoff— das sogenannte Blutroth (Pigmentum rubrum— Globulina) — auf
eine ähnliche Art auf der äufsern Fläche der Blutkörnchen angebracht ist, als wir das schwarze Pigment
über die Flächen der Aderhäute des Auges (Chöroidea et Iris) ausgebreitet und aufgetragen finden.
Damit jedoch die dem Blute eigenthümliche Färbung ins Daseyn gerufen werde, müssen viele Blut-
kornchen m Bund geratben, und sich inniger an einander gedrängt haben. Besichtiget man den,
durch Waschen vom Blutroth befreiten, faserigen Ueberrest des Blutkuchens, so erblickt man weifse
Kornchen in schon oben näher bezeichnter longitudineUer Aneinanderreihung und Verbindung zum
Baue der Fäden des Gewebes verwendet.
Ein besonderes Interesse flöfset bei der Untersuchung des Blutes jener centrale Fleck oder jenes
Aeuglem dem Forscher ein, welches man während des Erkaltens des Blutes bald in sphärischer, bald
in ovaler, ja wohl auch in kahnförmiger, Form im Innern der Blutkörnchen hervortreten sieht. Die
neuern Physiologen nennen dieses Körpereben den Kern des Blutkornes. Ich unterwarf diesen Gegenstand
einer um so strengem Prüfung, als ich selbst in den heutigen Tagen noch die Ansichten sowohl
rucksichtlich des Bestehens, als auch der Natur dieser Blutkerne gespalten finde, da ich durch die
Existenz eines Kernes der Blutkömchen mir das noch immer problematische Verschwinden, oder die
schnelle Umwandlung der Lymphkörnchen imLungenhezfflke, leichter zu deuten und zu erklären im
Stande gewesen wäre. Ich wählte Joh. Müllers Methode, die Blutkerne von der Hülse zu befreien, und
belauschte den Procefs der Einwirkung des Essigs unter dem Mikroskope. Das der Essigsäure aus^e-
setzte Korn entfärbte sich, schrumpfte zusammen, wurde einförmig und verlor allmählich vom normalen
Volumen, am Ende des Processes erschien .es so klein, dafs man es für ein Lymphkörnchen hätte halten
können. Nach einem Zeitraum von 15 bis 30 Minuten war das Blutkorn so dünn geworden, dafs man
in seiner Hohle das reflectirte Licht so wie in der dahin geleiteten Flamme scintilliren sah. Am Ende
platzte das Häutchen, welches das Blutkorn darstellte, und hinterliefs weiter keinen Ueberrest. Die nun
zerfliefsende Substanz des Körnchens vermengte sich, ohne merkbare Verschiedenheiten im Lagerplatze
zu erzeugen, mit dem umgebenden Fluidum.
Diese Beobachtungen wurden von mir öfters mit der gröfsten Geduld und Genauigkeit wiederholt
und gleich befunden, wefshalb ich, auf diese Erfahrung gestützt, die Existenz der Kerne der
Blutkömchen weder bestätigen, noch annehmen kann. Ich finde mich nach,dieser geschöpften Ueber-
zeugung vielmehr veranlafst zu glauben, dafs in dem lebenden Zustande blos eine Gasart die Wandungen
des Bläschens ausgedehnt und erfüllt hält, dafs aber während des Ablebens und Erkaltens des
Blutes dieser Dunst m tropfbar flüssigen Zustand versetzt und niedergeschlagen wird. Unter diesen
Ereignissen verliert einerseits das Korn seine Fülle und Spannung, gewinnt jedoch andererseits in
seinem Mittelpunkte einen kleinen Tropfen einer Flüssigkeit, die dem Bläschen ein Aeuglein verleihet.
Dafs das Produkt des eben besprochenen Präcipitationsprocesses aber kein Gerinnsel, sondern eine
Flüssigkeit sey, beweiset der letzte Akt der Einwirkung der Essigsäure auf die Materie des Blutkornes-
denn wäre ein stoffiges Erzeugnifs im Innern des Blutkornes, s? würde nach dem Platzen des Kornes
dieses zu Tage kommen; doch das im Bläschen eingetragene Produkt ist so flüssig, dafs es sich alsobald
mit dem umgebenden Essig vollkommen vermischt.
Zwischen den Blutkörnchfen des Mannes und des Weibes, zwischen denen des Kindes und des
eises herrschet keine auffallende Verschiedenheit, obgleich ich in einer bestimmten Quantität Blutes
bei dem Manne.melir Körnchen als bei dem Weibe, und bei dem Kinde mehr Serum als bei dem
Greis.e beobachtet und gefunden zu haben glaube.
d) Sphaerulae singulae, sub microscopio millies et quadragesies diarttetro auctae, nil novi mon-
strant. Coloris ex albo flavicantis sunt, et subflava vel rufella materia granulosa tectae et obductae
esse videntur, quam aqua egelida abluit, quo facto sphaerula magis pellucida et decolor redditur,
fluidum yero subflavicantem vel rubescentem colorem acquirit. — Non multum igitur errare vi-
deor, dicendo, pigmentum rubrum sanguinis, globulina sic dicta, simili modo in externa globu-
lorum superficie situm esse, veluti pigmentum nigrum in interna chorioidea. Rubédo autem, quae
singulis sphaerulis adhaeret, adeo tenera est, ut saturatus rubor sanguinis solummodo ex summa
omnium possit derivari, quemadmodum plures tabulae vitreae, etiamsi summopefe pellucidae et
décolorés, invicem superimpositae, lucem transmissum, viridem reddunt, vel uti oceanus ceruleo-
viridescens, tarnen ex singulis guttulis summe pellucidis constat. -
Nihil vero, physiologorum nostri aevi ingenia adeo torquebat, quam illa singularum sphae-
rularum centralis macula, quae sub refrigeratione sanguinis, modo . sphaerica, modo ovalis, hinc
inde etiam scaphoidea, in conspectum venit. — Consuetim ista macula n u c l e u s dicitur, quem
penitioris indaginis objectum mihi eol magis esse volui, quia summorum virorum sententiae, hac de
re prolatae, omnino non conveniunt, et quia ex hujus nuclei assumptione, forsan facilius possit
intelligi, quare sphaerulae lymphae in pulmonibus dispareant.
Methodum a Joh. Müller ad decorticandas sphaerulas propositam, ego quoque sequutus sum,
et sub microscopio attente consideravi, quomodo sanguis per affusum acetum mutaretur.
Apparuerunt autem sequential Sphaerula sanguinis, sub aceti admixtione, colorem amisit,
rugas contraxit, et pedetentim volumine decrevit, donee tandem adeo imminiita fuerit, ut pro sphaerula
lymphatica facile imposuerit.
Tandem vesicula dehiscit, et sine residuo evanuit, uti mica salis in aqua. — Repetitis experiments
semper eundem eventum obtinui, quare nucleum in sphaerulae medio existentem ad fabulas
refero, et me omnino persuasum sentio, durante vita fluidum gasiforme vesicularum parietes disten-
dere, quod in sanguine frigido et emortuo in guttulam Condensatur. In hac enim idea,’ omnia quae
sub coagulatione sanguinis observantur phaenomena, explicationem suam inveniunt, uti supra jam
exposuimus.
Sphaerulis singulis fluidum aliquod inesse, eo certius inde statui potest, quia, sub aceti in
sanguinem actione, rupta sphaerularum vesicula nihil remanet, fluidumque contentum, nunc liberum,
cum menstruo adhibito subito miscelur.
Sphaerulae sanguinis virorum et feminarum, infantium et senum, nullatenus differunt, numéros
tarnen earum in viro et in infante major mihi videbatur, quam in femina et in sene.