Marx und Weber sprechen sich für die lamellöse und koncentrische Aneinanderreihung der Kno-
chenbestandlheile, und zwar hei den Röhrenknochen der Thiere aus, und letzterer bemerkt dabei
mit Bestimmtheit, dafs diese Struktur den Knochen des Menschen nicht zukomme. Dem Bildun.gs-
verhältnisse der Knochen-Arterien, welche schon durch Albin, Prohaska und Scarpa bekannt gemacht
wurden, hat Bresche eine genauere Beschreibung der Knochennerven in neuester Zeit beigefugt, und
Mascagni und Klint bemerken endlich, dafs an bestimmten Stellen, zunächst an den Aderwänden,
Lymphgefäfse aus dem Knochen und zarte Nervenfädch'en in die Knochenwesenheit ziehen. Ob die
Knochenerde den Fasern chemisch beigemischt, oder mit den zartesten Knoehentheilchen gebunden,
oder über dieselben ausgebreitet sey, darüber herrschet bis nun noch ein nicht gelichtetes Dunkel.
Summire ich alles jene, das ich bei den mannigfaltigen Untersuchungen der verschiedenen Knochensubstanzen
und Knochen zu beobachten Gelegenheit hatte, so komme ich zu dem Schlüsse: der
Knochen stelle den innern Endpunkt der Organisation, zu welchem gleichfalls die der Peripherie eigen-
tliümlichen Gebilde hingekehrt erscheinen, dar; und so wie wir in dem äufsernPole des Organismus —
in der Wesenheit des Felles und seinen Prolongationen die Endtheile der peripherischen Nerven,
Lymphgefäfse und intermediäre Netze mit einer bald stärkern, bald schwächern Lage einer plastischen
Materie in Form eines aus Bläschen gebildeten Stoffes angesammelt sehen, ebenso finden wir hier die
innere Sphäre der zartesten Gebilde des Knochens mit einer bedeutenden, an bestimmten Stellen gehäuften
Anzahl der Mollekulen umgeben, welche aber an diesem Endpunkte, so wie die Röhrchen und
Gefäfschen selbst, mit einer anorganischen Hülle, die sämmtlichen Theilen einen besondern Grad von
Starrheit und Trockenheit verleihen, umgeben werden.
An jenen Stellen, wo gröfsere freie Räume zwischen der Wanderung der peripherischen Gefäfse
und Nerven erzeugt, und im Knochengewebe aufgefunden werden, da stellen sich endlich, dem
Fettgewebe der äufsern Grenzorgane analog, auch im Knochen gröfsere, eiförmige, mit Mollekulen,
Lymphgefäfsen, NervenrÖhrchen und intermediären Maschen umgebene, in ihrem Innern mit einer
öhligen Flüssigkeit erfüllte Zellblasen dar.
Um die eigenthümliche Zusammensetzung des Knochens.zu erforschen, wähle man die kleinsten,
blos durch leichtes Schaben von der Knochenwesenheit entfernten Theilchen, und besehe dieselben
mit dem stärksten optischen Apparate, der den Gegenstand 750 bis 1040 Mal vergröfsert, und zwar
theils im frischen, theils im gereinigten Zustande, theils aber auch, nachdem man mittelst einer
koncentrirten Säure — Salzsäure oder Salpetersäure etc. -^r- die Knochen von den Erdtheilchen befreit
hat, und endlich im kalcinirten Zustande, wo die organischen Bestandtheile durch die Glühhitze zerstört,
die mineralischen aber allein und rein zurückgeblieben sind.
Wählt man ein durch zartes Schaben erzeugtes Knochenschüppchen, oder eine einfache, aus der
zellichten Substanz entnommene Knochenfaser von 7^ 7 eines Wien. Zolles im Durchmesser, zur mikroskopischen
Untersuchung, so stellen sich beide diese Bestandtheile des Knochens noch immer höchst kompo-
nirt unserem Sehsinne dar. Hier findet man namentlich eine grofse Anzahl jener Cylinderchen, welche wir
dem Lymphadersysteme zugezählt haben, aus den freien Zwischenräumen der -7^- eines Wiener Zolles
im Durchmesser starken Bläschen hervorziehen, und unter schwachen Schlangenwindungen neben einander
liegend von Ort zu Ort der Dimension der Länge der Faser folgen. Neben und zwischen dieser
Art von Gefäfschen stellen sich viele, beiläufig ■. ^o- eines Wiener Zolles im Durchmesser enthaltende
Röhrchen dar, welche sowohl während ihrer Wanderung, als auch an ihren peripherischen Enden,
mittelst kleiner Sprossen die oben bezeichnten kleinen Bläschen aufnehmen, und auch hie und da durch
bäuchige Auftreibungen das Aussehen von kleinen Perlenschnüren gewinnen, und somit den schon früher
besprochenen Bildungsverhältnissen der Gebilde des peripherischen Körperbezirkes zur Folge NervenrÖhrchen,
und zwar der ersten Klasse, dritter Ordnung, und der zweiten Klasse, erster Ordnung, darstellen.
Beide Sorten von Röhrchen und Bläschen bilden, durch ihre Aneinanderreihung und Verkettung,
rundliche, strangartige Körperchen von \ ~'0* eines Wiener Zolles im Durchmesser, welche wir Elementarknochenfasern
nennen wollen, und die bald durch ihr Aneinanderlagern und einen parallelen Zug
„Scarpa et Speranza fibras oSseas canaliculis et foraminulis plurimis terebratas sibi finxerunt,
Sommering ossa ex sphaerulis parvis et aequalibus constructa-, Marx et Weber ossa longa mamma-
lium lamellis cóncentricis composita esse volunt, quae tarnen structura in ossibus humanis, secundum
Web e r isententiam, minime palam est.
Arteriae ossium ab Albino, Prohaskaj Scarpa exacte expositae sunt, venas vero Breschet
classico calarao depinxit, Mascagni et Klint vasa lymphatica nervosque ossium invenerunt.
An calx ossium fibris chemice unita, an vero mechanice illis intermixta, an vero solummodo
süperimposita sit> certo judicio hucusqüe nondum dptei^inatum eßt.
Recolligens proprias observationes microscopicas circa anatomen subtilissimum ossium, se-
quentem inde ideam de ossium natura mihi abstrahere licet. Ossa alterum (internum) organisationis
polum formant, ad quem partes in peripheria jam visaè, introrsum convergunt, cum in ossibus eas-
dem prorsus partes conslituentes invenire liceat, quas in systemate cutaneo consuetim videmus, nervös
ütpote, vasa sanguifera et lymphatica, intercedente materia plastica primitiva moleculari, quae vero,
uti singulum quodvis vasculum, involucro anorganicö, osseo firmantur, unde rigiditas, siccitas,
et durities ossium explicatur. Quemadmodum in polo organisationis externo, in cute inquam, adeps
sub forma panniculi crassiusculi colligitur, ita etiam ossa non carent adipe fluido atque unguinoso,
cellulis membranae medullaris recepto.
Ut ossium structura quam perspicacissima fiat, oportet, minima eorum frustula abrasa, non
abscissa, sub summo micr.oscopii augmento contemplari, eaque vel recentia adhuc, vel exsucca et
macerata, vel etiam acido quodam concentrato, hydrochlorico forsan vel nitrico, tractata.
Praeprimis horum acidorum usus in casibus commendandus erit, in quibus formationera mate-
riae cartilagineae absque partibus terrestribus investigare animus est.
Quodsi vero materiae-osseae fabricam, sine cartilaginis interventu examinare satagimus, tune
loco acidorum, calorem intensum liuicce labori adhibere coramodum erit.
Si fibram aliquam osseam poll. Vindob.), ex substantia reticulari cujusdam ossis desump-
tani, o'culis microscopicis contemplemus, hanc ex fibra tenuissimae texturae et structurae compositam
cönspicimus.
Videntur enim, passim cylindri sive tubuli potius minutissimi (—-— poll. Vindob. ampli) ex inter-
stitiis molecularum primitivarum prodire, et decursu parallelo secundum fibrae longitudinem excur-
rere. Hisce tubulis intermixti sunt alii, diametro = poll. Vindob. qui partim multas pro-
pagines laterales generant, vesiculis instructas, partim vero in pluribus punctis intumescunt, et ita
lineas moniliformes efliciunt, quae, uti prius monitum est, characterem ordinis tertii. classis primae
sistunt.
Bina tubulorum' genera, unione et coricatenatione sua, fasciculos teretes repraesentant,
70000 poll. Vindob. partes diametro aequantes, quos fibras osseas elementares dictos esse volumus.
Ilae fibrae vel parallelae sunt (Tab. V. Fig. 20) vel divergentes, et pluries sese dccussantes,
substanliam relicularem ossium subtilem componunt, interstitiis plurimis poll. Vindob. partes
diametro acquantibus,. perforatam.'