l. Vo n d e n p e r i p h e r i s c h e n Ly mp h g e f ä f s e n.
( Vasa lymphatica peripherica s. capillaria.)
Tab. IV. Fig. 8. Tab. V. Fig. j , 12.
Ueberraschend und bewunderungswürdig ist das Bild des Heryorbildens, der Züge und der Verbindungen
der peripherischen Lymphgefäße; über alle Fantasie erhaben, stellet sich unter dem Mikroskope
auch noch in dem zartesten, kleinsten Stück des verbindenden Zellgewebes die organische
Bddung reich und kompomrt unserem Sehsinne dar. Unzählige Böhrchen durchwehen und schlängeln
sich hier von einem Ursprungspunkte hervorgetreten, von Ort zu Ort, um ein nahes oder fernes Ziel
zu erreichen. Die bei weitem gröfsere Menge der vorliegenden Böhrqhen gehören dem lymphatischen
Systeme an, nnd nur dem geübten Forscher wird es einiger Mafien möglich, sich im Gewirre der
zahUosen Gegenstände auszukennen, und einzelne verläßliche Charaktere für die Unterscheidung
derselben richtig zu benützen. 5
Vor Allem ist zur Erkenntnis und Unterscheidung der hier zusammentreffenden Gebilde eine
entsprechende zarte Zerlegung des zu untersuchenden Gegenstandes unerläfslich. Um diese zu erzielen
muß das zur Untersuchung bestimmte Organtheilchen mittelst zweier gut gespitzter Instrumente auf
einer reinen Glasplatte oder auf der Glasscheibe des Purkinje'sehen. Quetschers in möglichst natür-
c er Ausbreitung, damit keine störenden, das Gesammtbild vom Normalzustände entfernenden
Verwicklungen oder Spiralwindungen künstlich entstehen, aufgetragen werden.
Ha‘ ” an 1116 organische Masse des zu untersuchendenKörperchens zweckmäßig dünn, und dadurch
oder durch den Quetscher sattsam transparent gemacht, dann schiebe man das Präparat unter den optischen
Apparat, der mit den Linsen i, 3, 4, und mit dem Okulare N ~ 3, wohl auch mit N - 4 versorgt
worden ist stelle die Lichtverstärkungslinse vor die Flamme, und gebe dem Hohlspiegel eine solche
Bichtung daß er das Präparat mit starkem Lichte beleuchtet. AUe Staubteilchen, die auf dem
Behl 7 ’ Mi iS ü LinSe“ aUfliegen S°Uten> müssen TOr der Besichtigung sorgfältig mit einem
Behleder hinweggeschafft und so jeder möglichen Täuschung oder Störung vorgebeugt werden.
ei einer richtigen Stellung des Instrumentes erblickt man nun den Ursprung und die Wanderung
der hier zu beschreibenden Lymphgefäße. Sie charakterisiren sich durch folgende Eigenheiten von
den oft gleichzeitig und zunächst zum Bau verwendeten Nervenröhrchen.
1. Ihre zartesten peripherischen Ursprungszweigehen - b e i lä u f ig ^ eines Wiener Zolles im Durchmesser
stark - wurzeln in den Lücken und Bitzen des Blasenstoffes, besonders jenes, der die Wandungen
der intermediären Gefäße nnd der Zellbläschen umgibt. Die im plastischen Stoffe enthal-
tene und jene oben erwähnten freien Bäume einnehmende Flüssigkeit scheint sich - wahrscheinlich
durch Oxydation der umliegenden bildbaren M a te r ie - diese Ursprungskanalchen selbst zu bauen.
1 , 7 ü WanderunS zum Einigungspunkte stellen sich diese Gefäßchen als schlichte, allem,
halben gleichartig gebildete Böhrchen dar, welche an keinem Punkte, weder ihres äußern Umlanges,
noch ihrer innern Wesenheit Bläschen besitzen oder aufnehmen
3. Ihr Zug ist entweder getrennt, vereinzelt und geschlängelt, oder er ist in Bündelform, parallel
und somit durch viele Böhrchen dieser Art bezeichnet.
4- Die Vereinfachung dieser Gefäßeben findet nach den gewöhnlichen Gesetzen der Theile des
ymphadersystems auch imperipherischen Bezirke Statt; d. h. es sammeln entweder knäuelähnlich
verwickelte Körperchen oder größere Gefäßchen, unter sehr spitzigen Winkeln, rau.enzweigähn-
h die kleinsten Böhrchen dieser Art an bestimmten Stellen des Zuges, und leiten diese einem
eher gebildeten Aederchen desselben Gefäßsystemes oder einer benachbarten Blutader zu.
5. Das Zellgewebe so wie es in den verschiedenen Organen getroffen wird, ist vorherrschend das
L.i zeugmfs und das Aufnahmsgebilde dieser Gefäfschen.
6. An keinem Punkte ihres Zuges findet man eine höhere Zusammensetzung ihrer Wandungen, allenthalben
scheinen sie blos aus dem einfachsten Bildungsmaterial, aus einem Hornblättclien nämlich
erzeugt zu seyn.
1. D e v a s i s l y m p h a t i c i s p e r i p h e r i c i s-
Tab. IV. Fig. a. Tab. V. Fig. 1 , i 2.
, Vasorum lymphaticorum, in omni corporis parte, tanta copia, tanta vafietas, tantaque nexus
mutui frequentia est, ut omnem vel audacissimarn imaginationem longe superént. Minutissima enim
orgam cujusdam particula, quae oculorum inermium âciem fere subterfugit, microscopii ope inve-
stigata, ex stupenda vasorum hyalinorum multitudine conflata apparet. Vasa singula millenis an-
fractibus contorta, hinc inde aberrant, sine lege sibimet intricantur, et quamvis ad speciem erra-
bunda, tarnen metam sibi praepositam tuto adipiscuntur.
Ut autem mira herum vasculorum confusio, aliqua saltern ratiöne observatori simplicior
aptiorque ad contemplandum reddi possit, peculiari encheiresi indigemüs, cujus scopus est, objectum
contemplation! destinatum, duarum volsellarum ope, ita super laminam vitream extendere, ut omnes
plicae quae in illo forsan reperiuntur, in superficiel» glabram èxtendantur, nullaque artificiâlis objecti
distorsio aut laceratio obtingat. Peculiaris quoque apparatus a Purkinje noviter inventus, multura
commendatione dignus est, per quem objectum aliquod, microscopicum intra duas laminas vitreas ita
comprinntur, ut subtilissimum et longe tenuissimum ejus stratum, microscopii ope possit contemplari.
Objectum tali ratione praeparatum, objectifero microscopii'imponitur, et ope lentis ocularis
tertiae vel quartae, et lentium objectivàrum 1 + 3 + 4 , coritemplatur; — interea lens biconvexa col-
lustraforia ita ante Hammam collocatur, ut radii lücis concentrât! in speculum sphaericum incidant,
unde Herum concentrât! ursum in objectum diriguntuf. Vitra ocularia autem et objectiva, quantum
potest mandata, et ope corii capreoli bene abstersà sint, ne pulvisculus illis adhaerens, sub
magno microscopii augmenta, clarilali imaginß damnum adferat.
Quodsi ergo, particula quaedam organica ex. gr. textus cellulosus, hisce sub conditionibus
attente consideratur, vasa lymphatica, quibus totus quantus constare videtur, sequentibus charac-
teribus ornata apparent.
1. Vascula hyalina minima, poil. Vindob. partes diametro tenentia, ex interstitiis materiae
plasticae molecularis, quae Vasa sanguifera et cellulas textus cellularis ambit, originem dérivât.
Interstitia nempe libéra, quae inter singulas materiae plasticae sphaerulas (moleculas) supersunt,
peculiari oxydationis processu, in Canales veros mutata, horum vasculorum hyalinorum radices"
praebere videntur.
2. Vasa singula, pnusquam in unum confluunt, ejusdem semper diametri sunt, neque ullas sphaerulas,
ad latera adhaerentes habent.
5. Decurrunt modo singula, modo fasciculatim juncta, parallela, serpentina, sive contorta.
4. Vasorum lymphaticorum anastomosis, in peripheria organorum, iisdem legibus subjecta est,
uti m trnncis majoribus, i. e. vasa plura sive sub angulis acutis ora committunt, sive anastomosis,
ope glomeris cujusdam gangliiformis obtinetur.
5. Textus cellularis nihil aliud est, nisi complexus et syndrome omnium vasculorum hyalinorum.
6. Nullibi parietes eorum ex pluribus stratis compositi esse videntur, sed ubique ex simplici
epithelio (lamina cornea tenuissima) formantur.