Injektionen auf einen bedeutenden Grad der Vollkommenheit erhoben, und ein bei Bereitung
besonders der harzhältigen Injektionsmassen, von dem äufserst thätigen anatomischen Prosektor
Doktor H jr t l ausgemitteltes, entsprechendes Mischungsverhältnis, die Vorzüge der injicirten Präparate
dermafsen gesichert, dafs die neu bereiteten Gefäfs-Präparate, nicht allein den Lieberkühn-sehen,
voUtg an die Seite gesetzt werden können , sondern auch den Mangel so vieler nicht oder unzulänglich
präparirten Organtheile, völlig zu belieben im Stande sind.
Ein rastloses Sammeln und Ergänzen, Ausscheiden und Neubereiten, brachte mich nicht allein
zu jener Ausbeute, die mir nun bei Darstellung der verschiedenen peripherischen Gefäfsverhältnisse
zum Vorbilde dient, sondern auch zugleich zur Erkenntnifs bestimmter Verschiedenheiten im Bildungstypus
derselben. Oftmaliges und aufmerksames Besehen, wiederholte Untersuchung und Vergleichung,
lehrte mich eigene Charaktere an denselben erkennen, die mir in der Folge Anhaltspunkte
zur Klassifikation der Gefiifsgefleclite und Gefäfsnetze lieferten. Ein längerer Aufenthalt im unbekannten
Gebiete, machte mich, nicht allein mit Gegenständen vertraut, auf die ich meine volle Aufmerksamkeit
anfänglich hingerichtet habe,; sondern, stellte mir auch viele andere neue Objekte vor
die Seele, defen Eigenheiten nicht minderes Interesse zu erwecken im Stande waren: und so
erkannte ich an Gestalten, die anfänglich nichts Eigentümliches an sich zu tragen, und gemein-
sc afthehe, gleichförmige Umrisse zu besitzen schienen, Verschiedenheiten und Nuancen, die jenen
Tlieilen, aus welchen das betrachtete und untersuchte Objekt zusammengesetzt war, eben so eigentümliche
Charaktere einprägten, als sie scharf bezeichnte Merkmale für die Unterscheidung derselben
darstellten. Nun ging meine Forschung nicht mehr allein und ausschliefslich auf Erkenntnifs
der peripherischen Gefäfsverhältniss^, sondern auf die Zerlegung und Erkenntnifs sämmtlicher in
der Peripherie des Körpers zu findenden Organtheile aus, und so erwarb ich min eine nähere, in
mancher Beziehung von der herrschenden Ansicht differirende, Kenntnifs denfeinsten anatomischen
Bestandteile der Organe des menschlichen Körpers, welche ich in vorliegenden Blättern mitzu-
theilen versuche.
Die ausgezeichnete Geschicklichkeit der medicinischen Zöglinge Carl, von Nagl und Christian.
Folgt, im Zeichnen und im Auffassen der kleinsten Verschiedenheiten und Abweichungen im Typus
der Bildung, bot mir die seltene Gelegenheit dar, die neu erkannten Gegenstände naturgetreu kopiren
zu lassen, und so entschlofs ich mich zur Veröffentlichung meiner Ausbeute und Versuche, mit diesem
Werke eme Anatomie der mikroskopischen Gebilde des .menschlichen Körpers, den Naturforschern
vorzulegen. Um jedoch diesem Werke den wünschenswerthen Eingang bei den Naturforschern des
In- und Auslandes zu verschaffen, ja um dieses gemeinnütziger zu machen, entschlofs ich mich
dasselbe in deutscher und lateinischer Sprache herauszugeben. Die seltene und klassische Latinität
die ausgezeichnete Sachkenntnifs, und die Bereitwilligkeit unseres wackern anatomischen Prosektor/
Medicmae Doktot ’s H jr t l, boten mir die schöne Gelegenheit dar, demselben die Besorgung des-lateinischen
Textes, mit voller Beruhigung zu überlassen.' Indem ich diese Arbeit beginne, fühle ich
ganz die Größe und die unendliche Schwierigkeit meiner Unternehmung; indefs, wenn ein uner-
mudetes Streben, eine reiche Gelegenheit, wie diese unsere anatomische Lehranstalt darbietet, und
ein fester-Wille etwas vermag, so dürfte mit Gottes Hilfe das'Werk binnen einigen Jahren vollendet,
und zur nützlichen Anwendung übergeben werden.
Obgleich ich bei der Bereitung, Darstellung und Beschreibung der verschiedenen Gegenstände,
die möglichste Vorsicht, Genauigkeit und Treue handzuhaben bemüht bin, das Dunkle, Verworrene
oder Undeutliche oftmals untersuche und prüfe, mich vor mikroskopischen Täuschungen, Verwechslungen
und vorschnellen Sehlüssen auf das sorgfältigste zu bewahren bestrebe, so fühle ich es zu
gut, dafs Unrichtigkeiten sich bei aller Vorsicht dennoch nur zu leicht einschleichen können; daher
ich weit entfernt bin, mir zu schmeicheln, dafs meine Darstellungen und Schilderungen unfehlbar
sind, ja ich mufs vielmehr gestehen, dafs an selben noch manches zu berichtigen, oder wohl gar
umzuändern der Zukunft Vorbehalten seyn dürfte; doch defshalb dürfte das Werk, da es ein menscholeum
et operam in rite perficienda micfoscopica injectione perdere. Eventus enim semper a plu-
nmis circumstantiis malignis dependet, quas neque praevidere, nec avertere occasio est.
Nihilominus annosa exereitatio, et summum Studium, quod hisce laboribus impendo, inje-
cbones nostras -ad notabilem perfections gradum evexit, eo magis dum hujus universitatis prosector
Doctor H jr t l, cujus summam in rebus arduis habilitatem grate fateor, justam rationem partium ma-
teriem ceream mgfedientium, féliciter invenerit; quo facto praeparationes, quae in nostro theatro
anatomico novitus fiunt, Lieberkühnianis (si non majores) saltern pares liabendae sunt.
Strenua opera et assiduis laboribus mascule impensis, largam habui injectionum microscopi-
caruni messem, quae mihi in adornandis earum iconibus' prototypo erant.
Quomam autem senus cognoverim, vasculorum microsgopicorum diramationem, semper sibi
conforniem, et summopere constantem esse, ex firmis eorum characterise systems aliquod con-
struere adnisus sum.
Hisce immersus studiis, non ea tantum penitius indagare licuit, quibus ab initio jam atten-
tionem meam advertebam, sed plures quoque novas formas detexi, quarum inventio non minus mihi
dilectissima erat. - Crescente itaque ingenii ac'umine, oculorum fide, et manuun, dexteritate, in iffis l
quae sib, homonymae, vel saltern similes ad specièm erant, plures inveni notas differentiales, nonnis’i
versatis in re microscopies oculis patentes, ita ut in uno eodemque organe, vel organi parte, cujus
structura (quod mimmas vasorum propagines attinet) hucusque homogenes omnibus visa fuit plures
differentiae- statuere aequum mihi videretür; quarum praesentia, parti de qua agitur, singuläres no-
vasque qualitates conciliavit.
Nec in vasis tantummodo acquievi, sed ceteros quoque organismi atomos diligentius riinavi,
ut cognoscerem; quam grandi, in minimis natura moliretur. i - Largum vastumque thaumatum cam-
pum ingressus, valido me et diutino labori accinxi, cujus fructum, ob novitatem hactenus inauditam,
tecum communicare Candide Lector hujus operis finis esto.
Singularis dexteritas, qua Carolus Nàgl et Ühristianüs Voigt, Medicinae candidati, in arte
Parrhasia excellunt, raram mihi obtulit occasionem, observationes meas, fida naturae imitatione et
congrus ventate, delineandi. - Ut autem hujus operis usüs ad exteros etiam pertingat, quibus
ldiomatis vernacuh notitia deest, aliorum more autorum, latina quoque dictions excudendum curavi,
et.rerum ultra agendarum cumulo oppressus, Prosectori et familiari meo Doctori H jr t l, qui nun-
quam desiderus meis defuit, taediosum versionis opus commisi.
Me grave onus humeris meis imposasse quidem sentio; - sed non trépidât animus suscepti
muneris ampl.tud.ne; - quodsi enim strenuus labor, larga occasio, et firma voluntas, magnanimes
ausus secundare valent, certe Deo coeptis nostris benigne adspirante, integrum opus, intra paucos
annos absolutum fore spero. — In magnis voluisse sat est.
Habebit suos naevos opus meum„u- errare enim humanum est, et quia homo sum, nihil hu-
mam a me alienum puto. - Cauta circumspectio, accurata praecisio, et sincere naturae fides, me
omni ex parte, erga invitas fallacias tulum reddere non potuerunt.
Si qua ergo, Tibi occurrat Benevole Lector ! hallucinatio, aequo animo ignoscere mihi non
dedignens, et vementis aevi solertiam, nostram imperfectionem correcturam fore, mecum sperabis! _