erzeugten und iiiLebensthäligkeit versetzten Keim der Frucht von seiner Geburtsstätte zu übernehmen
und zur Gebärmutter zu leiten , sondern auch zugleich die Aufgabe, den, seiner weitern Entwickelung
entgegenschreitenden Embryo mit einem eigenen Systeme von besondern Organen zu versorgen, welche
den Keim der Frucht zu schützen und in den verschiedenen Perioden seines Föluslebens mit entsprechenden
Nahrungsmitteln zu versorgen im Stande sind; daher ihres hohen physiologischen Nutzens
wegen hier vor Allem berücksichtigt, und bezüglich ihrer zarteren Bildungsverhällnisse genauer unter-
sucht zu werden verdienen.
Im Allgemeinen stellet das Gesammterzeugnils aller neuen Gebilde, welche die Höhle der
schwängern Gebärmutter erfüllen, die Gestalt eines Balles dar, welcher in den spätem Perioden der
Schwangerschaft in die Länge gezogen erscheinet und so eiförmig wird, daher unter dem Namen des
menschlichen Eies bekannt ist. Das menschliche Ei zerfällt schon bei einer oberflächlichen Untersuchung
in mehrere differente Theile, und zwar: a) in die Häute oder Hüllen, b) in die Flüssigkeiten,
c j in den Mutterkuchen sammt dem Nabelstrang, und endlich d) in die Frucht selbst.
1. U n t e r s u c h u n g d e r H ä u t e d e s m e n s c h l i c h e n E i e s .
Die Häute des menschlichen Eies lassen sich ihrer Genesis nach in drei verschiedene Ablhei-
lungen bringen: u) in die Neslhäute, ß) in die eigenthümliche Eihaut und -y) in die Fruchthäute.
u j D i e N e s t h ä u t e (Membranae nidamenti
Hieher ist zu zählen die hinfällige Haut der Gebärmutter und die zurückgeschlagene Haut des
Hunters, Dem vorgestreckten Ziele enlgegenschreitend, die verschiedenen Gebilde des menschlichen
Körpers in ihren zartesten Bildungsverhältnissen kennen zu lernen, und diese nach eigenen Erfahrungen
möglichst naturgetreu zu beschreiben und bildlich darzustellen, mufste ich auch hi!?meine Bahn ver-
folgen, die so ausgezeichneten Arbeiten so vieler und tüchtiger Naturforscher unbenutzt lassen, und
hlofs so viel miltheilen, was mich eine gröfsere Gelegenheit und eine vörurlheilsfreie Beobachtung
der ausgemittelten und zur klaren Anschauung gebrachten Structurverliällnisse lehrten. Es möge sich
demnach meine Ausbeute auch in diesem Felde den bereits von Andern gemachten Erfahrungen anreihen,
diese bestätigen oder ergänzen, oder aber zu fernem Forschungen anregen und der klarer sehen-
den Zukunft das Urtheil über das Ganze überlassen bleiben.
a) D i e h i n f ä l l i g e H a u t d e r G e b ä r m u t t e r (Decidua vera).
Diese von Hunter unter dem Namen Membrana decidua s. caduca bekannte, von Sandifort
Membrana decidua externa J von Haller Tunica exterior ovi, von Mayer Membrana caduca vrassa,
von Osiander Membrana mucosa, und von Chaussier Epichorion. benannte Haut ist unmittelbar auf
der Schleimhaut des Fruchlhälters gelagert, und somit die erste Membrane des menschlichen Eies von
aufsen nach einwärts die Theile desselben betrachtend.
Bei der genauem Beschreibung dieser Haut gestalteten sich folgende Fragen, welche ich durch
eine nähere Untersuchung derselben zu beantworten bemühet seyn mufste.
1. Welchem altern oder neuern Gebilde im Bezirke des schwängern Fruchlhälters verdanket diese
Membrane ihre Existenz?
2. Wo ist ihre constante Lage? Wie weit reicht ihre Ausbreitung, und wo sind ihre natürlichen
Grenzen ?
3. Gebort sie als Membran ihrer innern Anordnung nach zu den organisirten, oder zu den sogenannten
anorganischen Gebilden?
4. Welche anatomischen Beweisgründe sprechen für die Annahme eines eigenen, dem gesunden
menschlichen Organismus sonst fremdartigen Gebildes?
ut in cavo ejus singularium apparatuum eflormalio contingat, qui tenellum et caducum futuri hominis
rudimentum — ovulum inquam — tueri ab injuriis, ejusque incrementum facilitare et promovere
valeant, qüapropter horum apparatuum repetitum scrutinium eorumque accurata disquisitio anatomica,
physiologico quoque intuitu .grata et accepta lectoribus nostris res erit;
Contenta uteri gravidi obiter spectanti sphaeram praesentant pluribus stratis constantem, ab
initio globosam, serius elongalam, elipticam, unde ovi denominatio orta.
Partes conslituentes ovi sequenles numerantur: a) membranae ovi sive involucra, b) liquores;
c) placenta cum funiculo umbilicali, d) foetus ipse.
1, V e l a m e n t a o v i .
Velamenta ovi in triplicem seriem commode dispescuntur :
a) in membranas nidamenti,
ß) in membranam ovi propriam,
y ) in membranas embryonis.
a) M e m b r a n a e n i d a m e n t i .
Spectant hue membrana decidua vera et decidua reflexa Hunteri.
Eliamsi autorum omnis aevi bac de materie mérita minime ignoscam, et ingenue fatear,
multa bona et egregia ex veterum et contemporan'eorum laboribus de penitiori membranarum ovum
cingentium in medium proferri posse, tarnen operis nostri dispositio non admitlit, mullorum autorum
nomina citare et suffragia perstringere, dum ilium mihi scopum altingendum praefixerim, nullam
autöritatem publice venerari et in verba aliorum jurare, sed nova eaque repetita indagine, absque
praejudicio, difficilem et spinosam materiem ventilare, et ea, quae nova mihi et aliis praetervisa
videntur candide leclorum judicio submittere, qui studia nostra anatomica aequi bonique consulent
rogo. An veram ego semitam presserim, an errorum laqueis circumventus ceciderim, posteritas —
quae favoris et invidiae causam pariter procul habebit dijudicet.
a) M e m b r a n a d e c i d u a v e r a .
Membrana decidua vera, cujus nomen a Huntero beatae et magnae memoriae derivatur,
prima membrana nidamenti est, quae internam uteri superficiem immediate, nulla alia interposita,
tangit. A Sandiforlio decidua externa, a Hallero tunica exterior ovi, a Mayero membrana caduca
crassa, ab Osiandro membrana mucosa, a Chaussier epichorium vocata fuit.
Ad rile cognoscendas hujus membranae qualitates anatomico - physiologicas, sequentes
quaestiones discutere necessarium esse cLuco.
1. Unde origo membranae deciduae?
2. Qualis ejus situs, qualis extensio, qualis finis?
3. Qualis structura?
4. Quibus arguments anatomicis singularis ejus fabrica, quae nullibi alias in corpore sano occurrit^
vindicatur et eruitur?