Das Gewebe der Zellhäute, an und für sich betrachtet, hat keine freie Wand, sondern verbindet
sich an beiden Flächen mit jenen Organen, die in-seinerNähe sind, und mit welchen es durch Gefäfse
und Nerven in Verkehr steht.
Blicken wir auf die Komposition ihrer zartesten konstruirenden Bestandteile zurück, so läfst sich
zwar jenes, was wir bereits von der Zusammensetzung der einfachen Zellgewebfaser geschildert haben
hier auf den innern Bau der einfachen anatomischen Faser der Zellhaut vollkommen übertragen; doch
überzeuget uns schon ein oberflächlicher Blick in das Gewebe dieser Fasern, dafs diese und das
durch dieselben ins Daseyn gerufene Geflecht nicht allein ihre eigenen Kapillargefäfschen, sondern
auch gleichzeitig eine bald gröfsere, bald kleinere Anzahl von fremden, den nahen Gebilden angehö-
rigeu Blutgefäfse übernehmen, und so erscheint das Gewebe der Zellhäute sowohl an zarten als
stärker entwickelten Gefäfsen ungemein reich.
Das, was wir von den Theilen der Blutbahn bemerkten, stellt sich auch in jenem Antheil jeder
Zellfaser, den wir dem Nerven- und Saugadersysteme zugesprochen' haben, dar; immer bleibet jedoch
das einfache oder doppelte Blutgefäfs der vorherrschende Bestandteil in diesem Gewebe, und so
kann man die Zellhaut als ein wahres Mutterorgan der benachbarten Weichgebilde betrachten welches
dieselben mit Gefäfsen und Nahrungsstoff versorget, zugleich aber auch in ihrer Substanz hervorgewachsene
Nerven und Saugäderchen aufnimmt, und diese den höher entwickelten Theilen ihres
Systemes entgegen leitet.
Die Gefafse der Zellhaut bilden (siehe Tab. II. Fig. 2) das geschlängelte Gefäfsgeflecht. Die
Nerven der Fasern dieses Gewebes beherbergen, als eigenen Nervenapparat die kleinen Perlenschnüre
(siehe erste Klasse, dritte Ordnung); doch sind hier alle übrigen Klassen und Ordnungen der Nerven
die aber den benachbarten Gebilden gehören, im Geflechte der Faser dieser Häute eingetragen. Die
Saugadern stellen sich in selben stärker entwickelt und schlangenartig gewunden dar.
Dieser Gefäfsreichthum einerseits macht, wie ich glaube, nicht nur diese Häute zur Aufnahme
einer gröfsern Blutmenge, sondern auch ihre Wesenheit zum Anschwellen fähig, andererseits begründet
ihr höher gestelltes Gefäfs- und Nervenleben die Fähigkeit, sich nach einem angebrachten Reize
irritabel zu bewähren und eine Kontraktion zu bewirken.
Betrachte ich die verschiedenen Zellhäute des menschlichen Körpers unter dem Mikroskope, so
mufs ich gestehen, dafs sich an selben, so wie man sie vorliegen sieht, nichts von einer Scheidung
in Fasern und Bündeln entnehmen oder nachweisen läfst. Das Ganze einer dem Instrumente unterbreiteten
Zellhautpartie stellet vielmehr ein innig verwebtes Geflecht von gröfsern und kleinern Blut-
gefäfsen, zahllosen Saugadern und Nervenröhrchen dar, dem sich nur an einzelnen Stellen die bekannten
Zellbläschen beigesellen.
Die Annahme von Fasern und Bündeln, und von einer bald lockern , bald dichtem Verwebung
derselben läfst sich daher, nur im Grofsen an den höher entwickelten, dem unbewaffneten Auge sichtbaren
Bestandteilen dieser Häute rechtfertigen.
Der Gefäfsinhalt der Zellhäute und Zellsubstanzen des menschlichen Organismus bezeichnet in
dieser Ordnung der organischen Gebilde mehrere Varietäten, und in dieser Beziehung finde ich die
hieher zu zählenden Gebilde in folgender Reihe an einander gestellt:
a) die gemeine Zellhaut,
b) die Z ell- oder Dartoshaut des Hodens,
c ) die Zellsubstanz der parenchymatösen Organe,
d) die Zellhaut der Gebärmutter.
Die Eigenheiten dieser Varietäten der Zellhaut sollen bei den verschiedenen Organen näher
bezeichnet und beschrieben werden.
Tales membranae nullam superficiem liberam habent, quia utraque earum pagina cum organis
vicinis organice, i. e. per vasa et nervos cohaeret.
Proprietates fibrarum elementarium, e quibus hae membranae construuntur, cum fibris cellu-
laribus in genere congruunt, et eo solummodo differunt, quod singula fibra cellularis, quae, uti prius
exposuimus, jam per se unum vasculum sanguiferum capillare continet, novas quoque vasorum
tenuissimorum propagines suscipiat, quas a plexibus vasculosis vicinis mutuatur, quo facto insignis
vasorum sanguiferorum copia in hisce partibus necessario emergit.
Haec tunicarum cellulosarum polyangeia eas in veras organorum (quae involvunt) matrices
convertit, quippe quae ex hisce inyolucris vasculosis pabulum suum hauriunt, et vice versa, sub-
stantias nutritioni suae non amplius impendendas, per vénas ad easdem tunicas, unde arteriae vénérant,
reducunt.
Vasa sanguifera tunicarum cellulosarum rete undulâtum componunt, quale in Tab. II. Fig. 2
depictum conspicitur; nervi ad tubulos margaritarum minores spectant, etiamsi quoque saepe saepius
aliae tubulorum nerveorum formae intercurrant, nempe illae, quae organis vicinis et cohaerentibus
privae sunt. Vasa lymphatica plerumque majora et serpentina esse soient.
Haec praevalens vasorum sanguiferorum evolutio, in causa est, quod membranae hujus ordinis,
torrente sanguinis rapidius appulso, intumescant, erigantur, et praegresso stimulo, irritabilitatis vestigia
manifestare possint.
Considerando varias organismi humani mcmbranas cellulares, etiam sub summa auctione
microscopica, nihil omnino apparet, quod fibris sive fasciculis distinctis simile esset. Integra enim
textura membranae cujusdam cellularis, solummodo ex vasis sanguiferis modo majoribus modo mino-
ribus, vasculis lymphaticis innumeris tubulisque nerveis constare videtur, quibus partibus locis singulis
atque distinctis, vesiculae cellulares intersertae sunt.
Fibrae sic dictae, sive fasciculi solummodo oculis liberis et inermibus conspiciuntur, neque
unquam, ob magnitudinem suam objecta investigationis microscopicae esse possunt.
Vasorum sanguiferorum copia et distributionis modus varius, in membranis cellularibus varias
formas producit, quae sunt :
a) Tunica cellularis communis,
b) Tunica dartos,
c ) Substantia cellularis organorum parenchymatosorum,
d) Tunica cellularis uteri.
Serius occasio offeretur, de proprielatibus liar uni partiuni loquendi.