«lafs es sich in der ursprünglich gewonnenen Spannung und Fülle erhielt; denn der größere Theil
der wirklich eingedrungenen Masse geht durch Tränkung und durch das Verdunsten der flüssigem
Bestandteile verloren, und so stellen sich die peripherischen Gefäße, besonders im trockenen
Zustande, widernatürlich zart, undeutlich und trüglich kleiner dar, als die eines gleichen Präparates,
weiche mit einer Harzmasse vollkommen und bleibend erfüllt wurden.
Im Allgemeinen können nur harzliältige Injektionen das wahrscheinliche Gröfsenverhältnirs
der Gefäße liefern. Findet man auch unmittelbar nach der Einspritzung die Gefäfse in ihren Durchmessern
über das natürliche Mafs vergröfsert, so verschwindet dennoch bald dieses Uebermafs-
denn was in der Zeit durch Verdunsten von dieser Masse verloren geht, macht gewöhnlich die
Gefäfse so fre i, dafs der Ueberrest das wahre Abbild, die natürlichen Verhältnisse der Gefäfse
darstellt. Die reine Leimmasse, möge sie auch noch so sehr eingedickt worden seyn, hinterläfst
stets durch den Verlust ihrer wässerigen Bestandteile auch bei der bestgelungenen Erfüllung kleine
und zusammengefallene Aederchen. Sind daher Präparate gleicher Theile zu b eu r te ilen , so kommt
es sehr darauf an, zu wissen, mittelst welcher Masse ihre Gefäfse injicirt worden sind, um bei allen-
fallsigen Differenzen mit größerer Wahrscheinlichkeit bestimmen zu können, welchen von beiden
Bildern mehr zu vertrauen ist. Indefs so sehr ein hoher Grad von Schönheit, Ueppigkeit und Verläßlichkeit
in Bezug auf Größe und Formverhältnisse der Gefäfse die mit Harz erfüllten Präparate
auszeichnet, und jedermann unwillkürlich für sich gewinnen mufs, so ist es dennoch auch richtig
dafs die zartesten Gefäfsverhältnisse und besonders bestimmter Organe nur sehr selten mittelst der
Harzmasse im ganzen Umfange gelungen dargestellt werden können. Das Präparat scheint überaus
reieh zu seyn und nichts zu wünschen übrig zu lassen, und dennoch hat es für den Kenner keinen
Werth, denn es trägt nur zu oft die deutlichsten Spuren seiner Unvollkommenheit und somit seiner
Unbrauchbarkeit für die Beurtheilung peripherischer Gefäfsverhältnisse an sich. Daher wird es dem
Anatomen und überhaupt jedem Naturforscher unerläßlich, sich mit jenen Anhaltspunkten vertraut
zu machen, welche denselben bei Beurtheilung eines vorliegenden mikroskopischen Gefäfspräparates
sicher zu leiten im Stande sind.
Schon in der Einleitung wurde angeführt, dafs die vollkommene Abgeschlossenheit der Gefäfse,
aß das unfehlbare Kennzeichen der Vollständigkeit eines Gefäfspräparates anzusehen sey. Dieses
Abschließen der peripherischen Gefäße darf jedoch nicht allein auf die Integrität der Wandungen
jedes vorliegenden Gefäßes beschränkt werdén, sondern muß zugleich auch auf die Vollkommenheit
der Bahn, die durch die peripherischen Gefäfse von den Arterien aus zu den Venen bezeichnet wird
bezogen und ausgedehnt werden. Hat ein zu untersuchendes mikroskopisches Gefäfspräparat an irgend.
einer Stelle einen freien, ungebundenen Ausläufer, oder scheint das Gefäfschen sich in einer
wolkigen Trübung zu verlieren, so ist es, mögen seine vorliegenden Gefäfse noch so schön und
•strotzend erfüllt und deutlich dargestellt erscheinen, dennoch für die Beurtheilung der zartesten
Gefäfsverhältnisse untauglich; denn es fehlt demselben das zwischen den feinsten Arterien und Venen
eingeschaltete intermediäre Gefäßnetz ganz oder zum Theil. Allein selbst auch bei genauer Benützung
dieses Kriteriums für die Beurtheilung. der Vollkommenheit eines peripherischen Gefäfspräparates,
bleibt es demungeachtet in einzelnen Fällen sehr schwierig, über die Beschaffenheit des '
Präparates ein richtiges Unheil zu fällen. In der Niere z. B. findet man als intermediäre Gefäfse
Schlingen, welche aus dem excentrischen Zuge der Kapillar-Arterien der Nierenkörner erwachsen.
Sind diese Schlingen an einem Präparate gut erfüllt vorhanden, so sollte man die peripherischen
Gefäfse dieses Organs für gelungen erfüllt erklären; man findet indefs aus dem Gefäßknäuel, der
den Zug sämmtlicher Gefäfse eines Nierenkornes darstellt, einerseits theils Venen hervorwachsen
die um die Scheitel der Nierenkörner ein dichtes, deutlich entwickeltes Maschennetz darstellen,
andererseits aber theils Gefäfse hervorsleigen, welche einen strahligen Zug zur Nierenspalte unternehmen,
dort sich schlingenartig umbeugen und nun parallel mit den frühem Zweigen zu dem
Venennetze der Kortikal - Substanz zurückkehren. Da diese Gefäfse nur bei der vollkommensten
Materiae coloratae, quae glutine animali parantur, ; etiamsi diuturna coctione condensatae
fuerint, tarnen in illis etiam casibus, ubi injectio optime votis cessit, exsiccatione tantum de volumine
primo amittunt, ut vascula injecta ad extremam fere raaciem redigantur.
Quando ergo plures alieujus partis injectiones praesto sunt, multum interest determinare indolent
massae injectae, ut jure dignosci queat, cuinam praeferentia adjudicanda esset.
Etiamsi negari non possit, materiam resinosam, tanlam vasis injectis conciliare pulchritudinem
et perfectionem, ut omnibus votis perfecte satisfaciant, et a quovis emunctae naris anatomico prae
reliquis in usum vocari mereantur, tarnen eo vitio injectiones resinosae communiter laborant ut ad
minima usque vascula rarissime penetrent, et organi fabricam pro parte tantum turgidam reddant.
Praeparata hisce materiis injecta, dolosa formositatis specie incautis imponunt, lynceos vero
exercitati in his rebus anatomici oculos fallere nunquam poterunt, cui imperfectio eorurn saepe
nimis palam est.
Hanc ob causant primum officium anatomici et cujusvis naturae curiosi est, signa prompte
dignoscere, quae de praeparati cujusdam microscopici valore decernunt.
In introductione mouuimus jam, systema sanguiferum perfectissime injectum, in subtilissimis
ramificationibus rete clausum constituere, et nullibi apertum; ut potius summa vasorum venas cum
arterns unientium, a textu organico circumfluo separatio et isolatio existât. — Si in parte quadam
subtilissime injecta, variis locis, surculi repleti apparent, qui libero fine terminantur, quin cum
alio quodam vasculo continuationem habeant; — si minima quaedam vasculi capillaris propago, in
nubeculam vel maculant ejusdem coloris fatiscit, certe hujus praeparati virtus suspecta haberi debet,
quia plenaria arteriarum in venas inosculatio desideratur.
llujus criterii usus, non adeo generalis est, ut non hinc inde renuat officium.
; In renibus exempli gratia, vasa venis et arteriis intermedia, ansas formant, quae per de-
cursum centrifugum arteriarum, glomeres venales constituentium, efficiuntur. Quodsi .nunc istae
ansae materia injecta circurn circa tumeantj secundum sententiam nostram prius statutam, praepa-
ratum quod coram est, inter selecta pertinere videtur; sed in hoc casu res aliter habenda est.
E x ipso enim vasorum glomere, qui per omnia acini renalis vascula constituitur, partim venae ori-
ginem habent, quae circa glomeres vasculosos, rete subtile semper efficiunt, partim nova quaedam
vascula propullulant, quae radiatim conniventia, ad hilum renis descendunt, ibidem inflectuntur,
et parallelo descendentibus tractu iterum ascendunt, et ad rete corticale, unde vénérant, redeunt.
Quae quutn vascula, dubiae adhuc functionis (ureteres nonnulli esse crediderunt), nonnisi in
tnjectionibus faustissimo alite peractis, in lucem veniant;' necessario sequitur, talia praeparata eorum
m quibus rete intermedium periphericum, perfecto injectum est, quin tamen supra allata vascula simul
existant, ad imperfecta rejicienda esse, et ea tantum perfecta habenda esse, in quibus praeter vasorum
capillarium in acinis dispersorum maeandros, istae quoque ansae concentricae visuntur.
Alia etiam injectiones resinosas premit difficullas. Si enim partes constituentes materiae inji-
ciendae resinosae, non penitus unitae sunt, aut praeter résinas, cera quoque, imprimis citrina, ad-
hibita est, quae difficile cum resinis connubium init, multiplici intuitu fallaces injectiones necessario
evadunt.