Z w e i t e 0 r d n u n g.
V o n d e iji H a u t - o d e r F e 1 1 g e w e b e.
Tab. V. Fig. 5, 25, 29* Tab. VI. Fig. i bis 17.
Das Fellgewebe findet man an allen jenen Grenzpunkten des Körpers, welche theils den Einwirkungen
der Luft, des Lichtes, der Wärme und der Kälte, theils jenen der Elektricität und den
galvanisch-magnetischen Einflüssen, endlich jenen der Flüssigkeiten und den verschiedenen soliden
Körpern Preis gesetzt sind. Es erscheint einerseits zur Auffassung äufserer Einflüsse und zum Verkehre
mit den Körpern der Aufsenwelt in seinem Innern mit zahlreichen Gefäfsen und Nerven, andererseits
aber zum Schutze seines Gewebes und des Gesammtorganismus an den äufsersten Endpunkten mit
einer Hornplatte versorgt.
Die das Fellgewebe charakterisirenden und von den übrigen Produkten des Zellgewebes mit vorherrschendem
Gefäfsleben scharf abgrenzenden Eigenheiten sind folgende:
1. Die Blutgefäfse des Fellgewebes werden nicht mehr durch die Kapillargefäfse, sondern durch intermediäre
Netze dargestellt, wefshalb in diesen Gebilden stets eine lebhafte Absonderung Statt findet.
2. Die Nerven senken in das Gewebe der Fellorgane ihre äufsersten Endpunkte, die zartesten peripherischen
Nervenröhrchen ein, und verbinden sich da vorherrschend mit den Bläschen des
belebten plastischen Stofles; daher die belebte Hälfte dps bildbaren Stoffes dieser Gebilde durchaus
Empfindungsmasse ist, und empfindlich sich bewähret.
3. In der Wesenheit des Fellgewebes sind die meisten Ursprünge — somit die äufsersten und zartesten
Röhrchen des lymphatischen Gefäfssystemes — eingetragen. Das Fellgewebe wird sich daher
vorherrschend zur Einsaugung und Uebernahme neuer Stoffe geschickt zeigen.
4. Je höher sich das Fellgewebe emporgeschwungen und zu einer Selbstständigkeit emporgehoben
hat, um desto mehr legt es den zelligen Bau des Muttergebildes und die Zellbläschen ab, und
um desto vollständiger gewinnt es eine filzähnliche Verdichtung und Elasticität, die dasselbe zur
Abgrenzung und Umhüllung des Körpers um so tauglicher macht.
5. Aus der nicht belebten Hälfte der von den intermediären Gefäfsen abgesonderten Masse erwachsen
an der Grenze des Fellgewebes anorganische Schichten — Hornplatten. An dem kräftigst ent-
wickelten Fellorgane werden aber auch zugleich aus einem Antheile derselben Masse noch verschiedene
andere Hornprodukte ins Daseyn gebracht, die wir bei den Menschen als Haare, Nägel,
Zähne kennen.
6. Auch der flüssige Antheil des nicht belebten Exsudates der intermediären Gefäfsnetze wird hier
noch zu bestimmten physiologischen Zwecken verwendet, und von eigenen zarten, theils organi-
sirten, theils auf mechanische Art in der anorganische*! Materie erzeugten Kanälchen aufgenommen,
und auf kurzem oder längerem Wege zum Orte seiner Bestimmung, stets aber zur Oberfläche des
Körpers gefördert. Aus diesem Grunde sind die Fellgebilde in ihren verschiedenen Verzweigungen
die vorzüglichsten Secretions - und Excretionsorgane.
7. In den höchst gestellten Punkten des Fellgewebes lassen sich auch die äufsern Endzweige einzelner
Sinnesnerven ein, und so erwächst das Fell zum Sitze des Tast-, Geschmack- und Geruchsinnes.
Das Fellgewebe erzeugt verschiedene Abstufungen (Familien), welche sich durch eine stufenweise
Vervollständigung in ihrer innern Anordnung und durch eine allmählich innigere Verbindung
mit dem Centralsysteme auszeichnen.
Auf der ersten Stufe erblicken wir die Wasserhäute mit ihren verschiedenen Unterabtheilungen.
Auf der zweiten Stufe stehen die Schleimhäute sammt ihren mannigfaltigen Verzweigungen.
Die dritte Stufe nimmt endlich dafs Fell oder die allgemeine Decke ein.
In jeder dieser Abstufungen oder Familien findet man aber wieder Sippen oder kleinere Kreise,
die zwar in ihrem Gesammthabitus die Charaktere der Familie darstellen, für sich jedoch aber auch
solche Eigenheiten bewahren, dafs sie von den übrigen Sippen deutlich unterschieden werden können.
O r d o s e c u n d it s.
D e t e x t u c u t a n e o s i v e c o r i o .
* Tab. V. Fig. 5, 2 5 , 29. Tab. VI. Fig. 1— 17.
In confiniis peripheries corporis humani, quae cum diversis naturae externae potentiis ini-
micis, qualecumque eorum nomen sit, in rnexu immediato versantur, textus coriaceus reperitur.
Pro vario commtercio, quod eutem inter et naturam externam obtinet, variae quoque ejus
partes constituentes animadvertuntur, accedente strato quodam superficial! tenuissimo corneo, epider-
mide inquam, quae tutorem quasi, et custodem totius systematis repraesentat.
Proprietates systematis dermatici in sequentibus1 continentur:
1. Vascula sanguifera, huicce systemati propria, non ex capillarium, sed potius ex intermediorum
genere sunt, quare secretio ubera in hisce partibus locum continuo tenet.
2. Nervi, tenuissimam suarn sobolem cuti immergunt, quae ubique cum atomis sphaericis materiae
plasticae in nexu est, unde character sensitivus hujus organi praecipue emergit.
3. Prima vasculorum lymphaticorum exordia, ex textu culaneo (melhodo prius jam exposita) emer-
gunt, unde magna absorptionis vis explicatur.
4. Quo altior et perfeclior systematis cutanei evolutio est, eo magis textum suum spongioso-
relicularem amittit, et densam magis et compactam indolem nanciscitur, quare tunc praecipue
aptum validumque corporis humani munimentum praebet.
5. Per systematis cutanei actionem secretoriam, in superficie ejus externa, sub squamularum et
lamellarum forma stratum corneum generatur, aliaeque telae corneae partes: ungues, capilli,
dentes etc.
6. Dum fluida secreti cutanei pars, singulares ad usus physiologicos propriis canaliculis foras con-
ducatur, neeessario character secretorius et excretorius in hisce partibus eminens esse debet.
7. Non desunt in certis hujus organi extensissimi provinciis, nervorum sensitivorum specificorum
extremae radiculae, quare certis quoque sensuum perceptionibus (tactus, gustus, olfactus) in
cute locus conceditur.
Systema cutaneum plures familias continet, quae perfectione et evolutione varia, et nexu
plus minusve intimo, quern cum partibus centralibus systematis nervosi ineunt, distinguuntur.
Primam familiam constituunt membranae serosae, cum suis formis diversis, secundam membranae
mucosae cum suis ramificationibus, tertiam integumenla communia, sive cutis externa.
In singulis hisce faniiliis autem iterum forrnae seu variationes diversae occurrunt, quibus suae
quoque notae characteristicae conveniunt.