1. V e r ä n d e r u n g e n im B e z i r k e d e s E i e r s t o c k e s .
Bald nach der Begattung verstorbene weibliche Individuen zeigen unverkennbar, dafs durch
den Akt der Begattung und durch die erfolgte Conception nicht allein in dem gesammten Gebärmutterbezirke
eine bleibende vitale Aufregung gesetzt worden ist, sondern dafs auch gleichzeitig durch einen
specifischen Reiz — wie es scheint— der Eierstock in eine vorherrschend gesteigerte Thätigkeit versetzt
wurde. Die erste sichtbare Veränderung in der Wesenheit des Eierstockes bezieht sich daher vorzüglich
auf den Gefäfsapparat dy;ses Organes. Wie wir in der vorausgeschickten Schilderung der Bildungsverhältnisse
des reifen Eierstockes im ungeschwängerten Zustande der weiblichen Genitalien zeigten, so
findet man in diesem Organe eine zweifache Gefäfsverlheilung, und zwar einen eigenartigen Verlauf und
besondere Verlheilungsärt der Gefäfse im Keimlager, und endlich eine von dieser ganz verschiedene
an den Wänden des Graafischen Follikels. Beider Bezirke Gefäfse weichen im geschwängerten Zustande
von dem gewöhnlichen Typus der Bildung namhaft ab.
Abgesehen von den Phänomenen, welche die Begleiter einer gewöhnlichen Congestion sind, und
welche sämmtliche Gefäfse dieses Organs in einem erfüllten Zustande darstellen, ja dem Eierstocke ein
strotzendes, volles Aussehen verleihen, so findet man in dem Gebiete des reifen Follikels, welchen der
Reiz der Begattung und Conception in eine höhere und bestimmte Lebensäufserung versetzte, vor Allem
die spiralförmigen Muttergefäfse des Graafischen Follikels vom Blute stark erfüllt, erweitert und gestreckt,
daher gegen die dem Keimlager zugekehrte Halbkugel des Follikels gleichsam emporgehoben und im
Ganzen so gestellt, dafs durch ihre Erection und Enlscblänglung der Graafische Follikel sanft gehoben,
gegen die Hüllen des Ovariums gedrückt, und so durch diesen Vorgang und den allmählich gesteigerten
Druck die weifse Haut und der Ueberzug des Bauchfelles, endlich auch die demselben zugewendete
Hemisphäre des Follikels prall gespannt und zur Dehiscenz geschickt gemacht wird. So wie nun einerseits
in dem Keimlager alle Vorgänge auf die baldige Eröffnung des Graafischen Follikels abzielen, so
findet man andererseits in den Veränderungen, welche im Innern des Graafischen Follikels Statt haben,
das Bestreben ausgesprochen, das Eichen zur Geburt zu bringen — es aus der Höhle des Follikels
herauszutreiben, und endlich die freigewordene Höhle durch ein neues Produkt zu erfüllen und zur
Vernarbung zu bringen. Zu diesem Ende wird das intermediäre Maschennetz der Bärmutter des Follikels
(Matrixfolliculi} von dem fortgesetzten Blutandrange dermafsen verändert, dafs die construiren-
den Gefäfse dieses Netzes nicht allein weiter und dünnwandiger,- sondern zugleich auch zu intermediären
Schlingengefäfsen erhoben und verändert werden, welche, da die dem Bauchfelle zugewendete Hälfte
des Follikels durch die vorangegangenen Metamorphosen schwächer geworden und in der Dehiscenz
begriffen ist, an der den Spiralgefäfsen des Keimlagers zusehenden Hemisphäre des Graafischen Follikels
ihre kräftigste Ausbildung zeigen und von da aus emporwachsen, die Höhle allmählich verkleinern,
das Eichen vor sich treiben, und endlich nach verschwundenen Hüllen des Eierstockes und nach der
Eröffnung des Follikels die völlige Austreibung desselben bewirken. Die in Wucherungszustand gera-
thene Matrix begünstiget und bewirket somit endlich die Geburt des Eichens, liefert jedoch auch zugleich
das Material zur organischen Verschliefsung und Vernarbung der ehemaligen Geburtsstätte des
Eichens — der Höhle des Graafischen Bläschens nämlich. Die nun eingesunkene, vernarbte Stelle des
Graafischen Follikels erzeuget an der Oberfläche des Ovariums den bereits oben geschilderten gelben Fleck.
Der durch den Einschnitt gespaltene Eierstock einer in den ersten Wochen, ja Monaten schwängern
Frau, stellet demnach den vom Eichen befreiten Follikel noch lange Zeit massenreich und scharf begrenzt
dar, indefs man sein Inneres von einer rothgrauen, markigen Substanz erfüllt findet, welche
von concentrisch verlaufenden , dicht neben einander gelagerten Schlingengefäfsen durchdrungen
erscheinet.
1. M u t a t i o n e s o v a r i o r u m.
Extispicia feminärum, quae paulo post coitum celebratum morte repentina sublatae fuerunt,
docuere, per generalionis actum non solummodo uterum, verum etiam ovaria, specifica irritatione
adfici, et ad energicas reactiones provocari.
Prima hujùs irritationis signa in apparatu sanguifero ovariorum emergunt.
Supra memoravimus, apparatum vasculosum ovariorum duplicem esse — alterum, qui stro-
mati, alterum qui folliculis Graafianis proprius est.
Uterque conceptions et graviditatis influxu notabili modo alteralur.
Praeter phaenomena congestionis, quae in ovario, praegressa copula et conceptione evolvuntur,
praeter aequabilem omnium vasorum sanguiferorum turgorem et inde productum totius ovarii tumo-
rem plethoricum, praecipue vasa spiralia folliculorum, de quibus supra menlionem fecimus, sanguine
inuudantur, tenduntur, et quasi eriguntur, quo fit, ut folliculum ad quem deferuntur, quidquam
elevent, versus involucra ovarii fibrosa et serosa prominere faciant, et ideo harum membranarum
et folliculi ipsius dehiscentiam lente praeparent.
Quemadmodum vero in slromate ovarii, nisus ad evacuandum folliculum emergit, ita in folli-
culo ipso conamen suscitatur, quo contentum ejus — ovulum — maturari et expelli, et residuum
folliculi cavum materia plastica novitus formanda delëri possit.
Rete vasculosum intermedium matricis folliculi continuo sanguinis appulsu singulärem métamorphosai
subit.
Partim enim vasa ejus constituentia diametro crescunt, turgent, et parietes tenuiores acqui-
runt, partim vero ansas progenerant, quae in inferiori folliculi hemisphera (quae cum vasis spirali-
bus cohaeret) praecipue evolutae apparent, in superiori v ero, quae ad dehiscentiam prona est, vix
occurrere soient.
Hae ansae vasculares, incremento suo versus cavum folliculi directo, ovulum extrorsum versus
urgent, ejusque per rupturam ovarii exitum determinant.
Clärum inde est, matricem folliculi vasculis suis luxuriantibus partum ovuli (egressum ejus ex
ovario) efficere, quae ipsa vasa cavum inde natum expient et annihilant, et cicatrisalionem tandem
inducunt, quae sub forma corporis lulei in superficie ovarii apparet.
Quodsi itaque ovarium feminae, quae ante aliquot septimanas ex congressu fecundo con-
çepit, sectione media dividimus, cavum folliculorum adhr ; persistens, sed massa molliuscula
floccosa rubella obsessum deprehendilur, quae ansis vasculosis numerosissimis, densis undique per-
replatur.