V.
Da s b a u m z w e i g ä h n l i c h e G e f ä f s g e f l e c h t
( Plexus vasculosus dendriticus.)
Tab. H. Fig. 8.
Wenn auch die Zerästlung der Blutgefäße schon im Allgemeinen eine bamnzweigähnUche Spaltung
und Vertheilung im thierischen Organismus beobachtet, und besonders die Gefäße der Zellhäute
und des Zellgewebes ein Zerfallen in Aeste, Zweige und Zweigehen darstellen; so ist dennoch dieses
Gesetz des dendritischen Vertheilens der Gefäfse in den Theilen der Peripherie an keinem Organgebilde
so deutlich und schön ausgeprägt, als in der Wesenheit der serösen Häute.
Die Charaktere des dendritischen Gefafsgeflechtes sind:
1. Eine haumzweigähnliche Theilung und Verbreitung der Muttergefäfse.
2. Zarte Gefäßmaschen, welche die Zwischenräume der Muttergefäfse und besonders die der freien
Fläche der serösen Haut zugewandte Gegend des Gefafsgeflechtes netzartig bedecken.
Im Ganzen findet man die Bestandtheile dieses Geflechtes dem Gerippe eines Baumblattes ähnlich,
und so wie wir dieses in Zweige sich spalten, wieder theilen und zerästeln sehen, und in dieser dendritischen
Vertheilung an keinem Punkte ein getrenntes Fädchen frei auslaufend, sondern vielmehr je- '
des einzelne Theilchen an das nächste innig gebunden und zu einem geschlossenen Netze vereint finden
eben so vertheilt erblickt man die kapillaren Zweige dieses Geflechtes, und auf gleiche Art verbindet das
intermediäre Netz desselben die Einzelnheiten zu einem zusammenhängenden Ganzen. Die Muttergefäfse
des dendritischen Gefafsgeflechtes b e s i t z e n ^ , die Aederchen des intermediären Netzes L = i, der
freie Baum der Maschen einer Synovialhaut eines Kindes eines Wiener Zolles im Durchmesler. -
Wo Duphcaturen der Wasserhäute vorhanden sind, da erblickt man überdiefs von dem dendritischen
Zuge der Kapillargefäfse der einen Haut durch den mit Zellstoff erfüllten Zwischenraum zur
rauhen Fläche der zweiten serösen Haut h in ,. bogenförmige Verhindungsgefäfse ausgespannt, die
dem vorliegenden Aderzuge einen eigenen Charakter einprägen. Diese Bogengefäfse umhüllen, e’inem
lockeren, grofsästigen Adergeflechte gleich, die im Zwischenräume der Verdopplungen der Wasserhaut
eingeschalteten Gebilde (Drüsen, Fett-, Samengefäfse etc.), und dienen demselben als Muttergefäfse,
aus welchen die diesen Organen eigenthümlichen intermediären Adernetze hervorwachsen. Die Taf. IE
Fig. 8 stellet die dendritische Vertheilung der Kapillargefäfse, und Taf. HX. Fig. 13 die intermediären
Gefafschen dieses Adergeflechtes dar.
VI.
Da s s t r a h l i g e G e f ä f s g e f l e c h t .
( Plexus vasculosus excentricus.)
Tab. II. Fig. 14. 16.
Dieses höchst komponirte und schwer zu enträthselnde Geflecht ist das Eigenlhum der höher
gestellten Drüsen und drüsenartigen Eingeweide. Es durchdringt in diesen jene Körperchen, deren
Struktur durch die bekannten entgegengesetzten Meinungen und Lehren eines Marcellus Malpighi und
Friedrich Ruysch nur um so interessanter gewórden, ja selbst Gegenstand der eifrigsten Untersuchung
noch für die heutigen Tage gehliehen ist.
Die Charaktere dieses Adergeflechtes sind:
1. Stärkere Gefäfse, welche sparsam vertheilt und geschlängelt durch die Drüsenmasse zu den betreffenden
Körnern wandern; an den letztem angelangt alsobald eine sternartige Vertheilung
ihrer Kapillarzweige unternehmen, um die Wesenheit der nahen Drüsenkörner mit interme-
diären Gefäfsen versehen zu können.
V.
P l e x u s v a s c u l o s u s d e n d r i t i c u s .
Tab. II. Fig. 8.
Vasorum sanguiferorum diramationes praecipue in tunicis cellularibus et in textu celluloso pro-
prio, generatim quidera arboris ad instar explicantur; attamen divaricatio dendritica in partibus peripheries,
nullibi majori elegantia et perspicuitate superbit, quarn in tunicis serosis. Scquentibus
characteribus notatur:
1. Uti arborum rami a trunco, ita yasa minora a majoribus discedunt.
2. Concatenationes vasculosae, quae ramorum interstitia, et earn paginam ornant, quae superficiei
liberae membranarum serosarum obversa est.
Plexus hujus forma, costis non dissimilis est, quae foliorum virescentium quasi sceleton formant,
ac veluti in his, stamina duriora etiamsi pedetentim in minora et minima dirimantur, tamen ubique
invicem cohaerent, et folii superficiem in minimas plagulas, ubique clare circumscriptas et distinc-
tas subdividunt; ita etiam in plexu vasculoso dendritico iisdem legibus ad amussim divaricatio ramu-
lorum obtinet. Yasa majora vasa intermedia interstitia libera arearum, in membrana
synoviali infanluli, -7^7 partes poll. Yindob. amplectuntur.
Si quando tunicae serosae plicas efforment vel duplicaturas in se reflexas, vasa dendritica
unius laminae, cum altera arcubus intersertis uniuntur; quibus proprietates hujus retis quidquam
modificantur. Ista vasa arcuata, relia ampla efformant inter s e , quibus eas partes undiquaque ani-
beunt, quae intra dictas duplicaturas reconduntur (glandulas, adipem, vasa spermatophora etc.)
quibus laticem vitalem attrahunt, donee in vasa intermedia, illis organis specialibus priva, dissol-
vuntur. Tab. II. Fig. 8 diramationem dendriticam vasorum capillarium, Tab. III. Fig. 13 rete intermedium
hujus plexus exhibet.
VI.
P l e x u s v a s c u l o s u s e x c e n t r i c u s .
Tab. II, Fig. 14. 16.
Praesens vasorum plexus summe intricatus, in glandulis subtilioris structurae, et in visceribus
glandulosis reperitur.
Illis corporibus proprius est, quae acini vulgo dicuntur, et quorum fabrica enodanda Mar-
cellum Malpighium et Fridericum Rujschium in diversas sententias abripuit, et ideo nostris quoque
temporibus scrutatorum ingenia acriter exercet.
Characteres ejus sequentes statuuntur:
1. Vasa majora, quae non adeo numerosa, reptatu serpentino, glandularum massam organicam
ineunt, et ad illos acinos delata, radiatim in vasa capillaria minora finduntur, quae acinorum
parenchyma intrant, illudque vasculis capillaribus intermediis plurimis provident.
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