liehst (lern Normalzustände getreu und am wenigsten verändert dar. Eine auf alle äufsere Einflüsse
stets wachsame Aufmerksamkeit und ein öfter wiederholtes Besehen und Kombiniren des Gesehenen
wird den Forscher auch hier nicht allein vor mikroskopischer Täuschung,- sondern auch vor unreifen
voreiligen Schlüssen bewahren.
Dasselbe gilt auch von jenen fremden Gestaltungen,- welche theils als Reflexe, als Schattenbilder
des wahren Objektes, im Instrumente oder auf der Glasplatte erscheinen, oder wohl gar von der auf
den optischen Gläsern haftenden Unreinigkeit ins Daseyn gerufen werden.
Schilderung des zur mikroskopischen Untersuchung der Organtheile benutzten
optischen Apparates, und kurze Anleitung für die richtige Benützung desselben.
Malpighij Lieberkükn, Leeiivenhoek| .Turin., und unter den neuern Naturforschern Deila
Torre, Fontana und seihst Prohaska und Treviranus benützten, um möglichst den Täuschungen zu
entgehen, bei ihren Besichtigungen und Untersuchungen einfache Linsen, die in einer passenden Einfassung
gehalten und hei starkem oder durch einen Metallspiegel reflektirtem Lichte dein zu untersuchenden
Objekte so lange genähert wurden, bis klar lind deutlich die- Einzelnhèiten des letzterh
erkannt wurden. Obgleich die meisten Messungen dahin ausgefallen sind, dafs durch den benützten
einfachen Apparat die Gegenstände 2 bis 300 Mal, ja nach Prohaska's Versicherung 400 Mal, und
den Fontanfsehen Berechnungen zu Folge sogar 721 Mal' im Durchmesser vêrgröfsert dargestellt wers
den können: so ist. es mit diesen altern Bemessungen doch nicht so ganz richtig, und wenn Prö-
haska's optischer Apparat, so wie er seinen mikroskopischen Präparaten an unserer Hochschule beigegeben
wurde, der vollständigste ist — wie man dieses glauben sollte — so reducirt sich hei einer
genaueren Bemessung und Vergleichung der Theile die Schärfe- seines auf 400 im Durchmesser gestellten
Vergröfserungsvermögens nach unserm Mikrometer auf 28 , oder Prohaska's Linse von 400
angenommenen Vergröfserungsvermögen ist unserer optischen Vorrichtung (Linse 1 — 2 aplanatisches
Okular), die den Gegenstand 28 Mal im Durchmesser vergröfsert darstellt, beinahe gleich, und wird
von diesen nur um ein Geringes ühertroffen. Die Vergrößerung, die man mittelst solcher einfachen
Linsen erzielt, ist also nur sehr schwach, und für die meisten Gewebe, Gefäß- und Nervenverhältnisse
bei Weitem unzureichend. Viele Gefäfsverhällnisse sind hei einer'Vergröfserung von 110 unseres'
Apparates schon sehr schwer zu enträthseln, und noch schwieriger zu zeichnen. Um aber die zartesten
und einfachsten Gestaltungen und Verhindungsarten zu erkennen, ist man genöthiget, eine Ver-
gröfserung von 750 bis 800 im Durchmesser zu wählen, und so ergibt sich aus der ganzen Betrach-
, tung, dafs seihst mit den besten einfachen Linsen lange noch nicht, selbst die gröbere Anordnung,
erkannt und gelichtet werden kann. Diese Unzureicblichkeit des einfachen optischen Apparates anerkennend,
benützen die meisten Naturforscher neuerer Zeit hei ihren Untersuchungen die kompo-
nirten Mikroskope. Unter den vielen in heutigen Tagen zu anatomisch-physiologischen Forschungen
benützten komponirten Mikroskopen, zeichnet sich das in Wien von dem berühmten Optikus Plössl
verfertigte, nicht allein rücksichtlich seiner Schärfe, sondern:auch durch eine seltene Klarheit schon
in optischer Beziehung am vortheilhaftesten aus.
Das grofse zusammengesetzte Mikroskop von P lö s s l,. das ich zu meinen anatomischen Forschungen
benütze, besitzt einen durch Triebwerk gegen den fest stehenden Ohjekttisch beweglichen
Körper, auf zusammenzulegendem Dreifufse, mit einem Winkelgelenke, um denselben nach Willkür
horizontal oder in jedem beliebigen Winkel schief stellen und zum Zeichnen der Objekte benützen
zu können. Diesem Instrumente sind beigegeben zwei Okulare (mit 1 und 3 bezeichnet), aus einfacher
Linse und Kollektivglase bestehend, dann ein drittes gleiches Okular mit Nummer 2 bezeichnet,
mit einem Spinnenfaden-Kreuze zur Bemessung der Objekte versehen. Ein viertes Okular, um die
Attentus in omnes illos influxus animus, repetita ohservatio, et collatio plurium ejusdem
generis praeparatorum, ubique viam monstrabunt, qua errores et praejudicia tuto poterunt vitari.
Idem valet de illis phantasmatibus .sive spectris, quae per lucis interferentiam generantur,
et sive objecti ipsius ab infra collustrali umbram exhibent, sive per sordes varii generis vitris in-
haerentes producuntur.
De a p p a ra tu m ic ro s co p ico n o s t ro , e ju sq u e en ch e ire s i.
Malpighi^ Lieberkühn,■ Leeuvenhoek, Jurin, et inter recentiores Della Torre, Fontana,
et ipse noster Prohaska, et Treviranus, ut frequentes chores, quibus microscopia composita ansas
dant, effugiant, lentes simplices multum convexas, adhibuerunt, quae objecto, ope speculi metallici
concavi collustrato ad tantam distantiam approximantur, donee clara et perspicua imago conspiceretur.
Calculus mathematicus docuit, per ejusmodi apparatum microscopicum simplicem, objectorum
magnitudinem ducenties vel tercenties intendi, secundum Prohaska quadringenties et secundum
Fontanae mensiones ultra septingenties. Illis tarnen calculis plenariam fidem habere dubitarem.
Microscopium enim simpliciter constructum, quo Prohaska in injectionibus suis subtilissimis
usus est, et quod in nostro theatro anatomico adhuc superest, secundum fidem autoris', objectorum
diametrnm quadringenties augere dicitur; — calculo vero mathematica certitudine computato, ad
28 reduci debet, quale augmentum, minime notabile, in meo microscopio ope lentis objectivae
primae et secundae, et vitri oculärii aplanatici, facillime obtinetur.
E x quibus sequitur, lentium simplicium usum laudem nostram et commendationem non mérerL
quippe quaruni vis, ad probe dilucidandas vasorum minimorum nervorumque rationes, insufficiens
deprehenditur.
Vasorum minimorum capillarium siibtililas plerumque tanta est, ut etiamsi centies et decies
magnitudine augerentur, tarnen sensui oculoque delineantis nondum satis pateant.
Ut tarnen desiderio nostro omnimode satisfiat, oportet objecta septingenties, quin imo octin-
genlies, in diametro augere; cui praeslando lentes simplices prorsus impares sunt, quare a plurimis,
neotericorum non adhibentur, qui potius in microscopiis compositis acquiescere soliti sunt. — Omnibus
vero instruments oculariis microscopicis, quae hodie in usum trabuntur, ea certo certius pal-
mam praeripiunt, quae ingeniosissimus noster mechanicus atque opticus Plössl construit, quia in
his, quod claritatem, perspicuitatem et summam quae possibilis est auctionem attinet, nihil amplius
optandum habemus.
Microscopium compositum, quo nos in laborib.us nostris anatomicis utimur, constat tubo majori,
qui columnae cylindrical. tripodi horizontali perpendiculariter impositae, cujus crura invicem ap-
proximari et abduci possunt, ope trochleae conjungitur, mediante qua instrument axis vario ad horizonten!
angulo inclinari potest, prout commodum est.
Iluic instrumenta addita sunt duo ocularia ex lente simplici et collectiva composita (num. i
et 3), aliud quoddam oculare, in cujus medio, duo fila telae araneae sese sub recto angulo decus