scheu Follikeln nur in einer bestimmten Richtung während ihrer stufenweisen Entwicklung vorwärts
geleitet, und somit den Weg von der Gegend des untern Randes au den beiden Wänden und
au dem obern Rande einschlagen müssen. Dafs diese Beairke des Eierstockes es gerade sind, welche
von der Tuba und ihrem gefranzten Ende beherrscht und umgriffen werden, ist eine alt bekannte Sache,
und so wird es dem getrennten Ausführungsgange - der Trompete - möglich, den Inhalt des eröffne-
ten Graaffschen Follikels aufaunehmen und weiter au fördern.
Beide Membranen erleiden da, wo durch die Dehiscenz der einen Wand des reifen Graaffschen
Follikels und durch die Geburt des aur ferneren Bildung geweckten Keimbläschens eine offene SteUe
an der Oberfläche des Ovariums erzeugt worden war, mit der Zeit eine Narbe, welche gelblich gefärbt
ist, und daher der gelbe Fleck (Corpus luteum) genannt wird. Diese Körper scheinen jedoch,
da man sie auch bei solchen Individuen gefunden hat, deren Eierstöcke lange noch nicht die Reife erreichten,
und mit den Merkmalen der Jungferschaft versehen waren, nicht immer ein sicheres Zeichen
einer Statt gehabten Conception ahzugeben, wenn gleich auch ein analoger Procefs zu ihrem Entstehen
_ die Dehiscena eines Follikels ohne den Einflufs des männlichen Samens nämlich — beigetragen
zu haben scheint.
2. D ie W e s e n h e i t des Eier s t jockes .
Das Grundgewebe des Eierstockes, welches nach v. Ba e r Keimlager (Stroma) genannt wird, ist
in den verschiedenen Lebensepochen bedeutenden Veränderungen unterworfen. Bei dem neugebore
n Mädchen erscheinet es noch sehr unvollkommen ausgebildet und sparsamer zum Baue verwendet,
daher der Eierstock verhältnifsrnäfsig klein und substanzarm erscheint. Die wesentlichen Bestandteile
der Substanz machen kleine ^ eines Wiener Zolles im Durchmesser besitzende Bläschen - die in
Bildung begriffenen Graaffschen Follikeln — aus. Ihre Farbe ist grauweifslich und stellenweise röth-
Iich. Die durch den Hilus eintretenden Muttergefäfse sind weniger gewunden und trennen sich bald
in intermediäre Gefäfschen, welche die Wandungen der Graaffschen Follikeln mit einem ungemein
zarten, weiter unten au beschreibenden Maschennetae umweben. Von diesen Bläschen beginnt jedoch
wieder der Rückzug von bedeutend starken venösen Gefäfsen, Lymph- und Nervenröhrchen,. welche
letztere sich an die Wandungen der kräftiger entwickelten Blutgefäfse halten, und so den untern Rand
des Ovariums erreichen, wo sie sich endlich mit den Stämmen ihres Systemes verbinden. Ob diesem
Gewebe allein vegetative, ob auch animalische Nerven beigemengt sind, läfst sich nicht entscheiden.
Bei einer Jungfrau hat die Organisation der Substanz des Ovariums ihren Kulminationspunkt sowohl
bezüglich ihres Reichthums, als auch in Bezug der Vollkommenheit der konstruirenden Bestandt
e i l e erreicht. In dieser Lebensepoche erfüllt die Wesenheit des Eierstockes den freien Raum der
darüber liegenden Häute in Verbindung mit den Graaffschen Follikeln so vollkommen und comprefs,
dafs nicht nur die Wände weit von einander abstehen und das ganze Organ ein üppiges Aussehen gewinnt,
sondern dessen Oberfläche allenthalben geglättet, ohne Falten und (in der Regel) ohne Narben
erscheinet. Ihre Farbe ist weifsröthlich oder weifsgraulich. An allen Punkten dieser Substanz erblickt
man Bläschen, die verschiedene Stufen der Ausbildung darbieten, und unter dem Namen der Graaffschen
Follikeln in dem übrigens weichen, gefäfsreichenKeimlager wahrhaft wie eingebeetet und ein-
gesäet erscheinen.
Zwischen dem Hilus ovarii und jedem dieser Follikeln stellet sich ein eigener Zug von Gefäfschen
in Bündelform dem Auge dar, und es scheint, als ob jeder Follikel an einem nabelstrangähnlichen
Paquete hinge. Eine nähere Untersuchung liefs folgendes Verhältnifs zwischen diesem und dem Graaffschen
Follikel erkennen: Von dem untern Rande des Ovariums aus, wo sich die Theilungsstelle der
Samenarterie befindet, wandern viele parallel neben einander gelagerte oder geflechtartig um einen
stärkern Venenzweig herumgeschlungene capillare Arterien von eines Wiener Zolles im Durchmesser
zu dem bestimmten Graaffschen Follikel. Da nun aber die Länge des letztem sehr verschieden ist,
und sich bald dem untern Rande näher, bald aber entfernter befinden kann, so ist dieser Zug der ca-
Membranae fibrosae superficies externa, laminae serosae mediante textu cellulari stricto intime
jungitur, interna autem non solum cellulosam ovarii substantiam arete amplectitur, sed magnam
quantitatem fibrarum producit, quae ovarii parenchyma subeunt, a margine inferiori versus superius
excurrunt, in plures ramos ffnduntur, et tali pacto spatium membrana fibrosa amplexum in numerosa
loculamenta subdividunt, quae praeter substratum cellulare ovarii, etiam folliculos Graafianos in se
recipiunt.
Folliculi Graafii itaque eàndem cum fibris tendinosis membranae propriae directionem sequun-
tu r , et a margine inferiori versus superiorem ambasque ovarii superficies dispositi inveniuntur, quo
facto facillimum erit, contenta folliculorum in infundibulum tubae, cujus fimbriae marginem superiorem
et utramque ovarii superficiem durante copula fecunda amplectuntur, deferri posse.
Data vesiculae Graafianae ruptura, involucrum serosum atque fibrosum ovarii pariter dehiscit,
et vesiculae germinativae exilum concedit, quo absoluto egressionis locus in cicatricem flavescentem
transmutari solet, cui nomen corporis lutei competit. Horum corporum luteorum praesentia infa i-
bile tamen conceptionis praegressae signum minime haberi potest, quia etiam in talibus individuis
inveniuntur, quorum ovaria immatura virginitatis notam prae se ferunt.
Dehiscentia folliculi et velamentorum ovarii ideo etiam absque congressu virili per qualem-
cumque organorum genitalium libidinosam irritationem produci posse videtur.
2# S t r o m a o v a r i i .
Textus fundamentalis ovarii, a celeberrimo Baë r stroma vocatus, in variis vitae epochis va-
- rias mutationes offert.
In puellis recens natis stroma ovarii imperfecte evolutum apparet, quare ovarium exiguae
magnitudinis et quasi marcidum deprehenditur. Vix non totum vesiculis minimis ^ poll. Vindob.
ambitu tenentibus componitur, quas pro rudimentis futurorum folliculorum Graafii declaramus. Color
earum griseo- albicans bine inde rubellus est.
Vasa sanguifera per hilum ovarii intrantia subito in minima vascula intermedia ramificantur,
quae parietes folliculorum Graafii retibus subtilissimis, serius uberius describendis circumdant, unde
itinere retrogrado venae et vasa lymphatica ad portam ovarii tendunt, ut cum vasis majoribus ve-
nosis vel lymphaticis connubium ineant. Dijudicare tamen non possum, an nervi ovario destinati
ad sympathicum vel etiam ad nervos vitae animalis perlineant.
In virgine stroma ovarii summum evolutionis ôrganicae fastigium tangit, et spatium ejus ita
replet atque distentat, ut superficies glabra ovarii admodum tensa, totaque ejus substantia summo-
pere turgida et succulenta appareat. Color ejus, in liac vitae periodo vel ex albo rubescens, vel
gris eus est.
Tunc temporis quoque ingens folliculorum Graafii copia in textu celluloso - vasculari sparsa
apparet, quorum singuli varios evolutionis gradus offerunt.
A hilo ovarii ad diversos folliculos Graafianos funiculus excurrit, umbilicali aequiparandus, qui
vasis sanguiferis componitur, quorum ratiofies anatomicae ex sequentibus iunotescunt.
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