Erblickt man die peripherischen Blutgefäße schon bei einer 70- bis 75fachen Vergröfserunsr
des Durchmessers mit beinahe vollkommener Genauigkeit, und ist man im Stande ihre mannigfaltigen
Verhältnisse unter einer Vergröfserung von 110 im Durchmesser fast durchgehends und an allen
Organen hervorzuheben und .zu kopiren — so ist der Forscher mittelst dieser Vergrößerungen und
im undurchsichtigen Zustande des Präparates durchaus nicht im Stande, etwas Bestimmtes von den
-zartern konstruirenden Gebilden zu enträthseln, viel weniger von dem Gesehenen ein klares Bild zu
entwerfen. Breiartig, markig, indifferent, eintönig erscheint Alles, so man diesem optischen Apparate
unterwirft, und nur der Eingeübte kann, um einen reinem Ueberblick sich zu verschaffen zur
1 nähern Ausstattung eines erkannten oder'besehenen Bildes, auch hei dieser Vergröfserung noch Man-
. ches zur Vervollständigung des Ganzen gewahr werden und gewinnen.
Wählt man stärkere Linsen und Okulare, die den Gegenstand 540 bis 1040 Mal vergröfsern
so wird das Objekt in der Regel um so dunkler, je stärker die optische Vorrichtung ist und läfst
endlich von seinen Eigenthümlichkeiten vollends nichts entnehmen, wenn die vorliegende Substanz
dicht, halbdurchsichtig oder. opak vorliegt. Um über die Zusammensetzung der Substanz eines peripherischen
Gebildes, Ansicht und Aufschlufs zu gewinnen, ist nicht allein eine richtig geleitete und
starke Beleuchtung des Objektes vermittelst der Leitungslinse und des Hohlspiegels, sondern auch
zugleich eine passende zarte Zerlegung des betreffenden Gewebes, ja eine geschickte Auftramn» desselben
auf reines Glas vor Allem unerläfslich. Man vergesse aber bei der Vorbereitung des Gegenstandes
zu dieser mikroskopischen Besichtigung nicht, dafs man es mit einer so seltenen Vergröfserung
zu thun habe, dafs hier die kleinsten Theilchen schon hinreichen, um das ganze Sehfeld auszufüllen •
dafs selbst, auch eine feine Zerlegung noch immer den Gegenstand dicht und undurchsichtig, somit
zur Untersuchung untauglich darstellt. Nur sehr kleine Theilchen ■ und bis auf das Aeufserste" ausgebreitet,
wird man durchaus oder wenigstens an ihren Gränzen und durchsichtigen Stellen genau
•sehen, und mit Berücksichtigung der nöthigen Regeln richtig erkennen. Dem weniger Geübten, wohl
auch in vielen Fällen dem im Fache Gewandten, leistet in dieser Hinsicht der vom Professor Purkinje
anempfohlene Präparaten - Quetscher herrliche Dienste; doch gilt es. in jedem Falle, bei jeder Vor-
bereitungsart des zu besehenden Gegenstandes, sich hier wohl zu verwahren, um nicht in Täuschung
zu gerathen, und Trugbilder für Wahrheit zu halten. Die Stellung der Linse, des Spiegels, die
Inflexion und Interferenz des Lichtes schaffen aus unbedeutenden, einfachen Körpern die mannigfaltigsten
Gestalten, welche jedoch immer mit der veränderten Stellung des Objektes, des Instrumentes
und der Lichtleitung ihre Form wechseln, ja selbst diese oft gänzlich aufgeben und eine vollkommen
verschiedene annehmen, sobald man den Objektträger oder das Gläschen, worauf, die zu
untersuchende Substanz liegt, in der Stellung und Lage verändert. Ein ruhiges Prüfen durch das
Besehen eines und desselben Gegenstandes unter verschiedenen Veränderungen, bei verschiedenem
Lichte und Stande der Linse, endlich unter abwechselndem Drehen und Verschieben des Objektträgers
bewahrt selbst auch den weniger Geübten gewöhnlich vor Täuschung, und stellt ihm den
Gegenstand in seiner wahren Gestaltung vor die Sinne. Indefs gewinnen manche Theile erst während
der Präparation, Besichtigung und Preissetzung der Einwirkung der Luft oder anderer Medien
die man zur Feuchterhaltung der Substanzen wählt, die aufgefundene Form, und dann erblickt man
neue Produkte statt der gesuchten natürlichen Verhältnisse. So z. B. ist es nicht gleichgültig ob
man das Blut frisch und so lange es noch warm ist, oder, nachdem es erkaltet und sich in seine' Bestandteile
geschieden hat, allein, oder mit einer fremden Substanz — Wasser, Weingeist; etc. —
gemengt, unter das,Mikroskop bringt und untersucht; denn so lange das Blut lebt und der natürliche
•Dunst, auch die Räume, der kleinsten Theilchen desselben spannet und ausgedehnt erhält, werden die
Blutkörner, in einer andern Gestaltung als im todten zersetzten Zustande des Blutes sich darstellen.
Kaltes Wasser, Säuren, Weingeist etc. werden auf diesen Saft eine specifische Wirksamkeit ausüben,
und dadurch die Form seiner Kügelchen eigenartig umänderh. Eiweis und Serum, Substanzen, die'
den Blutkugelchen am wenigsten heterogen zu seyn scheinen, stellen dagegen die Blutlheilchcn mög-
Totum enim ohjectum indagini microscopicae subjectum, pultaceam, medullae ad instar ho-
mogeneam, formae et texturae expertem substantiam aemulatur, et die tantum in confusa et chaotica
massa, quae oculis obversatur, quidquam cognoscere valebit, qui idem objectum alias jam, majori
sub auclione, saepius considérai erat.
Si lentes magis convexae in usum trahuntur, quarum tanta vis est, ut objecti diametrum
quinquagesies vel millies et quadragiès augeant, lucis intensitas necessario toties imminuitur, et donec
summo spatii imaginarii augmento, de objecto semidiaphano vel opaco nihil praeter nebulas et um-
bram videre liceat.
Ut summa praeparati microscopici de elementis formae suae et texturae, claritas et perspi-
cuitas obtiheatur praeter lucis majorem intensitatem, ejusque per lentes convexas et specula con-
cavepqlita concentrationem, alia quoque requiruntur adminicula, praecipue vero anatomica quaedam
encheiresis, et vitrorum, tabulatim cisorum, usus, quibus partes, indagandae suspensa manu super-
imponuntur. — Probe tenendum autem est, sub tali administrations microscopica, ubi summum partium
augmentum desideratur, minimas moleculas, quae oculorum aciem fere fugiunt, ita extendi in
imagine et amplificari, ut integrum campum visionis occupent, et nullam anatomici manum adeo subtilem
et artificiosam esse, ut partes quas cultro vel forfice tractaverat, ante microscopii forum exspeo-
tationi satisfyciant.
Minimas tantum et valide expansas vel complanatas particulas, roboratus microscopio oculus,
sine labore cognoscet, vel totas, vel in circumferentia, vel saltern in locis quidquam pellucentibus.
In omnibus investigationibus microscopicis insigne emolumentum praestat, instrumentum peculiare a
Clar. Professore Purkinje inventum/quo objecta microscopica, inter duas laminas vitreas sensim sen-
simque ita comprimuntur, ut proprietates eorum subtilissimae prompte cognosci possint, quia crescente
objecti extenuatione, partium constituentium habitus clarior evadit.
Qui se in laboribus microscopicis non multum exercitatos credunt, haec quae dedimus moniln
non transeant, ne débita cautiones in arduo et fallaciae pleno labore, destituantur.
Lentis biconvexae, qua objecta collustrare solemus et speculi sphaerici situs inflexio et
interferentia radiorum lucis, ex objectis determinatae formae, protéiformes imagines efficiunt, qua-
rum figura millenas varietates ludit, pro diverso objecti et instrumenti situ, et pro diversa radiorum
lucis directione.
Ne itaque imago falsa apparens, pro reali habeatur, objecti situs, lucis intensio et concen-
tratio saepius mutari debent, ut ea objecti ratio cognoscatur, quae per lias variationes, tarnen sum-
mopere sibi constans est.
Quoniam objecta durante investigatione microscopica, immediatum aè'ris athmosphaerici in-
fluxum experiuntur, ab illo vario quoque modo alterantur, uti ab illis quae vulgo adhibentur, ad
exsiccationem arcendam. Ita multum interest an sanguis recens et calidus, vel jam frigefactus et in
elementa sua resolutus, merus vel aliis fluidis, aqua, spiritu vini mixtus, in experimentum trahatur.
Quousque enim sanguis v ivit, et vapor ejus globulorum minimorum interstitia explet, illi ipsi atomi
longe aliam figuram habent, quam in statu resolutionis. Aqua frigida, acida, spiritus vini, singulari
sua efficacia sphaerularum formam pariter alienam reddunt. Albumen et serum, quae ambo substantiae
sanguini magis amicae et minus heterogeneae esse videntur, minimam in mutandas laticis cruenti
atomos, vim exserunt.