Durch eben erwähnte Umstaltungen der Fasern und durch Vergröfserung und Erweiterung des
Gefafsapparates der Gebärmutter wird vorherrschend die Auflockerung und die Vergröfserung der Wände
der Gebärmutterhöhle bedungen und erklärbar. Die muskelähnliche Faser der schwängern Gebärmutter
beobachtet nur an der Oberfläche dieses Organes einigermafsen bestimmten Richtungen folgende Züge.
Im Allgemeinen ist ihre Vertheilung so unbestimmt und in so verschiedener Richtung fortgesetzt, dafs
man mit vollem Rechte das daraus erwachsende Gewebe filzartig und vielfältig durchkreuzt nennen kann.
Indefs lassen sich dennoch drei verschiedene Abtheilungen deutlich unterscheiden, und jede einzelne
derselben scheint einer besonderen Funktion vorzustehen.
Die erste Abtheilung des filzähnlichen Gewebes der Muskelfasern der schwängern Gebärmutter
liegt dicht unter dem Bauchfelle. Die Fasern besitzen hier am deutlichsten die oberflächlichen Eigen-
thümlichkeiten des Baues der organischen Muskelfasern. Sie sind blafsroth, bald vereinzelnt, bald aber
in Bündelform verflochten und durchkreuzt, und in ihrem äufseren Umkreise entweder mit dem Ueber-
zuge des Bauchfelles oder mit der Kuppel der Schleimhaut der Scheide auf das Innigste verbunden.
Hier ist es, wo einzelne Faserungen dieser Substanz eine längere Strecke in einer Richtung fortgesetzt
erscheinen und die Annahme von Längen- und Quer - oder Ringfasern etc. veranlassen konnten ; doch
ist und bleibt die Vertheilungsart der Fasern dieser Schichte im Allgemeinen dermafsen verflochten, dafs
durch eine Contraction derselben eine totale und gleichmäfsige Zusammenschnürung und Verengerung
des Uterus erfolgen mufs.
Die zweite Ablheilung des Muskelgewebes der schwängern Gebärmutter umwebet die Einzelnhei-
ten des erectilen Geflechtes der behälterähnlich erweiterten Gefäfse so, dafs jeder Cylinder eines Gebär-
muttergefäfses in diesem Gebiete von einer Scheide des erwähnten Gewebes begleitet und demnach von
dieser Muskelscheide nicht allein beherrscht, sondern auch zugleich überwacht wird. Da hier die Gefäfse
rücksichtlich ihrer Weite und grofsen Anzahl den bei weiten gröfseren Raum erfüllen, so tritt das
Muskelgewebe in diesem Bezirke in Hintergrund, und die mittlere Abtheilung der Substanz der schwängern
Gebärmutter gewinnt daher im Durchschnitte ein schwammichtes oder zellichtes Aussehen.
Die dritte Abtheilung der Muskelsubstanz umwebt die äufsern Umrisse der verschieden verzweigten
Gebärmutterfollikeln, ist am zartesten gewebt und nach verchiedenen Richtungen vertheilt. Sie
gehört zunächst den Gebärmutterfollikeln an, überwacht die in denselben einmündenden Gefäfse, und
regelt und leitet die Function der Gebärmutterfollikeln.
Die Gefäfse der schwängern Gebärmutter verlieren ihren gewöhnlichen geschlängelten Verlauf,
werden gestreckt und allmählich weiter. In dem mittleren Bezirke der Gebärmuttersubstanz stellen sie
ein Geflecht dar, das aus behälterähnlich erweiterten venösen und sehr starken arteriösen Gefäfsen
gebildet wird. Von da aus treten die Zweige nach aus- und nach einwärts, um die nahen Grenzgebilde
zu versorgen. Dafs viele dieser Zweige offen in den Gebärmutterfollikeln ausmünden, im Verlaufe der
Schwangerschaft aber sich in die Decidua vera einlassen, und man von Seite der, nach Lostrennung der
Placenta entzweiten Gefäfse mittelst einer Sonde leicht in die Stämme der Venen gelangen kann, wurde
bereits oben umständlicher besprochen. In allen drei Abtheilungen sind jedoch die gröfsern Gebär-
muttergefäfse der muskelartigen Zellsubstanz untergeordnet und werden von dieser beherrscht.
Die Nerven der Gebärmutter endigen theils in der Wesenheit der Muskelsubstanz, theils an den
Wänden der Gefäfse, theils aber auch an der äufsern und innern Sphäre in den Grenzhäuten des
Fruchthälters nach den bekannten Gesetzen.
Die netzförmig vertheilten Saugadern der Gebärmuttersubstanz sammeln sich unter der Wasserhaut
und erreichen während der Schwangerschaft ebenfalls beträchtlichere Durchmesser. Sie sammeln
die Saugadern beider Membranen des Uterus.
b) B i ld u n g s e ig e n t h ü m l i c h k e i t e n d e s I n h a l t e s d e r s c h w ä n g e r n G e b ä rm u t t e r .
Die dem Akte eines befruchteten Beischlafes folgenden Prozesse im Innern des Fruchthälters
und in dessen Bezirke haben keineswegs den einzigen und alleinigen Zweck, den im Graafi’schen Follikel
Accuratiori examine instituto substantia cellularis uteri gravidi tria strata praesentat, quorum
singula certae et determinatae functioni praeesse videntur.
Stratum primum fibrarum immediate peritonaeo tegitur. Singula hujus strati staraind ad na-
turam muscularium propius accedunt.
Rubent enim paulisper et solitaria vel fasciculatim juncta incedunt, uti fibrae musculares
organicae primitivae. Peritonaeo, vel (quod in cervice uteri videre licet) membranae mucosae vaginae
tenacius adhaerent, ut aegre avellantur.
Singuli hujus strati fasciculi — non omnes — decursum determinatum certamque directionem
offerunt; quare nonnullis autoribus placuit duplex fibrarum genus, longitudinale nimirum, et transversale
sive circulare, uti in reliquis visceribus ca vis assumere, quod tarnen mihi nimis artificiose
factum videtur. Per strati hujus simultaneam contractionem, aequabilis lotius visceris coarctatio
contingat necesse est.
Stratum secundum uteri gravidi fibris conflatur, quae vasa sanguifera uteri notabili modo
dilatata undiquaque involvunt cinguntque, eaque data causa vel stringere vel laxare valebunt. Ob
nolabilem vasorum sanguiferorum diametrum, magnamque earum copiam, stratum secundum uteri
gravidi minori consistenliae gradu quam stratum externum gaudebit, et nomen substantiae spongiosae
bono jure habebit.
Stratum terlium uteri praegnantis fibris constat, quae folliculorum uteri compositorum peri-
pheriam amplectuntur. lllud stratum prae reliquis tenuitate excellit et muneris dignitate, quippe
quum ostia vasorum sanguiferorum folliculis insertorum coarclare et relaxare sciant et tali pacto
funclionem folliculorum ipsorum gubernent.
Vasa sanguifera uteri gravidi in reclam lineam pedetentim extenduntur et majorem diametrum
tractu temporis acquirunt.. In strato medio uteri vasa sanguifera rete densum efformant, cujus
arteriae capacitate continuo increscunt, cujus venae sinuosam formam induunt.
Rami laterales inde oriundi vel versus indumentum uteri peritoneale ascendunt, vel versus
inlernam uteri paginam descendunt, ubi folliculis uterinis ostiis apertis inosculantur ita, ut ex folliculis
directus aditus ad vasa sanguifera pateat, quod in praegressis fusius expositum erat.
Nervi uteri gravidi partim in substantia celluloso - musculari, partim in parietibus membranosis
vasorum, partim in velamento uteri in - et externo modo consuelo finiunlur.
Vasa lymphatica similem ac vasa sanguifera dilatationem experiuntur, et retia cxlensa cora-
ponunt, quae ramulos minores ab interna et externa uteri superficie advenientes colligunt, et quorum
conspectus nonnisi peritonaeo caute remoto conceditur.
b) D e c o n t e n t i s u t e r i g r a v i d i .
Processus plastici, qui in utero praegressa copula foecunda evigilant, non solum conductioni
et susceplioni ovuli humani consulunt, verum etiam productivitatem organicam uteri ita determinant,
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