ERSTE ABHANDLUNG
Praktische Anleitung für die anatomische Bereitungsart der zur
mikroskopischen Untersuchung bestimmten Theile des menschlichen
Körpers.
\ o r Allem scheint hier der Hatz zu seyn, den Begriff festzusetzen, was wir unter: der
Benennung P e r i p h e r i e , die wir in diesen Blättern so oft gebrauchen, in anatomischer Hinsicht
verstehen, und auf welche Theile wir diese angewendet wissen wollen.
Wenn dem Centrum die Peripherie im Allgemeinen entgegengesetzt ist, und zwischen beiden
eine bestimmte Fläche eingeschaltet liegt, so können wir auch in anatomischer Beziehung peripherisch
nur jenes im engern Sinne des Wortes nennen, was einem bestimmten oder anerkannten
Centralpunkte, in einer gewissen Kreislinie gegenüber gestellt ist. Und so nehmen wir in der That
an Körpertheilen, welche von einem gemeinsamen Mittelpunkte beginnen, und gleich Radien durch
verschiedene Bezirke des Organismus zu äufsern Endpunkten ziehen, wie wir diefs an den Theilen
des Nerven- und Gefäfs-Systemes erblicken, ein Centralorgan und peripherische Organtheile an. Doch
nicht allein bei gruppenartig zu einem Ganzen oder Systeme vereinten Gebilden, hat man sich in
der Anatomie dieser Scheidung bedient, sondern auch diese bei jedem einzelnen Organe in Anwendung
gebracht, und so nennen wir den Umkreis jedes Organs, auf einen gedachten oder ange-
nommenen Mittelpunkt Rücksicht nehmend, die Peripherie desselben.
Indefs bin ich zur Begründung und richtigen Erfassung des Begriffes, den ich mit dem
besprochenen Ausdrucke, den im vorliegenden Werke zu behandelnden Objekten ertbeilt zu haben
wissen will, gemüssiget, der Benennung Peripherie einen noch ausgedehnte™ Sinn beizulegen, und
nenne somit alle jene organischen Erzeugnisse peripherisch, deren Bildung und Zusammensetzung
die höchste Zartheit und Einfachheit besitzet, welche daher rücksichtlich ihrer physischen Anordnung
an der Grenze der organischen Bildung stehen, und bezüglich ihrer Verrichtungen mit einem eigentümlichen
Leben und mit specifischer Kraft ausgestattet sind. Dieser Begriffserweiterung zu Folge
finden wir in allen Geweben, Parenchymen und Organtheilen anderer A rt, als: Gefäfs, Nerven,
Drüsen etc. peripherische Gebilde.
CAPUT PRIMUM.
De iis, quae ad investigationem microscopicam partium corporis
humani rite peragendam, necessaria sunt.
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ecessanum praepnrms est, usitatum nobis terminum dilucidare: Quid sit p e r i p h e r i a ,
et qualem ideam anatomici höc nomine constituant.
Quodsi centro peripheria opposita est, et inter utrumque, interjectum aliquod medium
repenatur; nos quoque intuitu anatomico id tantum p e r i p h e r i c u m vocabimus, quod puncto
centrali e diametro oppositum est. Quibus admissis, in illis organismi humani systematibus, quae
a puncto centrali, radiorum ad instar per varias ejusdem regiones, ad extremas usque oras disten-
duntur, systemate nimirum nervoso et arterioso, centralia et peripherica puncta, optimo jure de-
fendere licehit.
Ast non in illis organismi partibus, quae mutuo in systema aliquod integrum, vel seriem co-
haerentem redacta sunt, verum etiani in singulo apparatu vel organo, haec de peripheria et centro
phrasis admittitur; ita ut ambitum cujusvis organi singuli (relate ad punctum aliquod centrale ima-
ginarium) peripheria vocari queat.
Attamen oportet, ad statuendam vocabuli nostri usitatissimi: c e n t r i e t p e r i p h e r i a e
ideam, majorem ipsi ambitum assignare, et ea quoque peripherica vocare, quorum structura minu-
tissima et subtihssima est, et quae hoc respectu, organorum structuram compositam quasi claudunt,
et quoad functiones eorum, pcculiarem virium summam, et specificam vis vitalis modificationem
insitam habent.
His praemissis, in omnibus organismi partibus, quae ad compositas vel parenchymatosas re-
feruntur, de peripheria sermonem habere poterimus.