angeführten Differenzen, in den Bestandteilen des arteriösen und venösen Blutes, sattsam die Analogie
der hesprochenen'Vorgänge zwischen Tliieren und Menschen.
Im freien, lebenden Zustande schwimmen die Blutkügelchen, so lange noch Wärme das Blut
durchdringet, und dasselbe im tropfbaren Zustande erhält, nach,allen Richtungen im Serum herum; doch
scheinen alle Bewegungen, welche diese Körperchen darstellen, nur passiv und von äufsern wirksamen
Kräften, oder von physischen Gesetzen bedungen zu seyn. Nie, selbst auch bei der, aus den Kiemen
der Salamander-Embryonen unter dem Mikroskope Statt gefundenen Entleerung des Blutes aus einem
verletzten Gefafse, konnte ich an den Blutkörnchen eine eigenmächtige, vitale Bewegung bemerken.
Die bei weitem gröfsere Anzahl dieser herumschwimmenden Blutkömchen fand ich sphärisch
gerundet. Einzelne stellen sich jedoch auch mehr in die Länge gestreckt, oval dar. Unter diesen
Verhältnissen besitzen sie -1, die ovalen wohl auch nur eines Wiener Zolles im Quer-
Durchmesser. Nur mit Mühe und bei längerer Fixation eines Körnchens läfst sich an einem noch
lebenden, allenthalben gleiekmäfsig gespannten Blutkorne im Mittelpunkte ein Aeuglein entnehmen.
Es scheint, als ob eine elastische Flüssigkeit die Hülle' des Kornes ausgedehnt erhielte, und während
dieses Zustandes weiter keine Spaltung, keine Verschiedenheit im Baue dieses Körperchens bestände.
Doch schon im Akte des Erkaltens der Gesammtflüssigkeit verändern sich die geschilderten Eigenschaften,
und neue Gestaltungen treten als Resultate dieses Processes auf. Das früher gerundete,
gespannte Körnchen wird nun schlaff, fällt im Umkreise ein, und plattet sich dermafsen ab, daft
man an diesem Scheibchen (siehe Tab. IV. Fig. 4) einen halbkuglichen Mittelpunkt von eines
Wiener Zolles im Durchmesser, dann ein um diesen rings herum gezogenes Thal, und an den äufser-
sten Grenzen eine wallähnliche, abgerundete Einfassung, bemerket. Bald darauf scheiden sich die
Körnchen strenger vom Serum, erstere bilden auf schon geschilderte Art Schnüre_so genannte Fasern
— oder Gruppen, und letzteres wird zwischen dem Gewebe der festem Bestandtheile eingeschaltet.
In dem Mafse, als das Blut erstirbt, die Fasern näher rücken, und sich inniger verfilzen, wird das Blut-
wasser voffständiger und endlich tropfenweise hervor und aus einer Art von faserigen Kuchen ausgeprefst.
c) Das ™n Blutkügelchen vollkommen befreite Blutwasser (Serum sanguinis) ist schwach gelb
oder grünlich gefärbt, und stellet unter dem Mikroskope weiter keine Spaltung seiner Substanz dar.
Nur in dem, noch mit Blutkügelchen geschwängerten Serum findet man Körperchen, welche durch ihren
Habitus ihre Abstammung und Natur verrathen. Ein wiederholter Präcipitationsakt schlägt in dieser
Flüssigkeit eine röfhliche Masse zu Boden, welche die dem Serum beigemischt gewesenen Blutkörnchen
enthält, und so gewinnt das gereinigte Blutwasser jene oben erwähnte monotone, gleichartige Beschaffenheit,
ist jedoch in diesem Zustande dem Zersetzungsprocesse leicht unterworfen, während welchem
in dem Serum Flocken erzeugt werden, die den Theilchen eines geronnenen Eiweifses gleichen.
Der Blutkuchen (Placenta sanguinis) steRet sich dagegen höchst komponirt dar. Hier erblickt
man geringelte, walzenförmige, oder vierkantige Körper, welche über einander gelagerten Säulchen
gleichen. Die Wesenheit jeder solchen eines Wiener Zolles im Durchmesser enthaltenden Säule
wird aus den oben geschilderten, zusammengefallenen und abgeplatteten Blutkörnchen, die eine röth-
liche Substanz oder Sülze an einander klebet, gebildet. Die in einer Linie fortgesetzte Aneinanderreihung
.derlei Bläschen stellet somit ein Säulchen (siehe Tab. IV. Fig. 3) oder eine einfache Faser und
eine filzähnliche Verschlingung und Verwebung dieser Fasern, den Körper des Blutkuchens dar. Ob
die Fasern des arteriellen Blutkuchens länger, oder ihre Verfilzung dichter und inniger als jene des
venösen Kuchens ist, das konnte ich unter dem Mikroskope, wo bei einer 750maligen Vergröfserung
des Durchmessers nur ein sehr kleiner Tlieil des untergeschobenen Objektes im Sehfelde überblickt
werden kann, nicht ergründen; wohl aber schien es mir, dafs die Körnchen im arteriösen Blutkuchen
geordneter und beinahe durchaus zur Bildung der Fasern verwendet werden, indefs die Blutkörnchen
des venösen Blutes in gröfserer Anzahl sich zu Gruppen sammeln, und in diesem Bunde weniger zur
Bildung der Fasern, wohl aber durch Einschaltung in die Lücken der vorhandenen Fasern, zur Darstellung
des Körpers des venösen Blutkuchens beitragen.
Quamdiu sanguis calore animali fovetur, et vires suas vitales omnes nonduin amisit, sphae-
rulae ejus? velut pisces in aequore, quoquoversum in sero circümnatant, motumque exercent, qui
magis ab externa et physica quadam causa, quam ab interno aliquo activo principio dependere
videtur.
Nunquam, neque in salamandrae embryonicae sanguine ipso, ex vulneratis ejus branchiis
effluente, motum quemdam autonomum observare contigit. — Maxima harum sphaerularum pars
rotunda erat, nonnullae tarnen oblongo - ovatae, ita ut priorum diameter transversa reliquorum
vero partes poll. Yindob. aequaret.
Non sine magna oculorum intentione, in singulis sphaerulis, aliquid umboni analogum observare
licet. — Augurari mihi videor, fluidum elasticum sphaerularum cavum utrem inflare, et ex-
pansum tenere, qui turgor sub coagulationis processu evanescit.
Sub hujus processus initio enim, sphaerularum ambitus marcescit, a peripheria versus centrum,
ita ut vapor, qui prius sphaerulam distinuit, nunc, in guttulam contractus in medio haereat,
et collapsos parietes, tuberculi ad instar protuberare faciat, cujus crassities —7 ^ 7 - poll. Yindob.
partes aequat. Illud tuberculum sive umbo, vallecula quadam circumdatur, externus autem sphae-
rulae riiargo iterum aggeris ad instar prominulus conspicitur» — Quae dum fiunt, sphaerularum
summa distincte a sero separatin', in strias nodosas disponitur, quae reticulatim coordinantur, et
serum glutinosum, interstitiis suis receptum, servant.
Sub ulteriori coagulationis incremento, striae illae propius invicem accedunt, interstitia
angustiora reddunt, et serum uti ex spongia pedetentim exprimunt, remanente crassamento
fibroso.
c ) Serum sanguinis, sphaerulis omnibus orbatum, liquor flavicans vel pallide viridescens est,
qui sub microscopio nullam ulteriorem compositionem exhibet. — Serum vero, sphaerulis adhuc
remixtum, corpuscula plura continet, quorum habitus et origo ex praegressis notus est. Serius in
hoc fluido rubella quaedam materia praecipitatur, quae ex sphaerulis sero prius intermixtis gene-
ratur, quo facto serum indolem suam homogeneam acquirit. Neque tarnen, in hoc statu, ab omni
principiorum constituentium dissidio liberum est, ut potius materia'quaedam ffoccosa, albumini
coagulato aemula, lubenter ad fundum descendat.
Placenta sanguinis, multo magis composita apparet.
Constat enim trabeculis cylindricis, sive tetragonis, sine lege mutuo sibi incumbentibus, et
\„0'~ poll. Vindob. partes amplitudine aequantibus. Singulae trabeculae, e sphaerulis sanguinis col-
lapsis contractisque, et cemento rubello glutinoso unitis componuntur. Elementum ergo talis trabeculae
sive columellae, sphaerula est (Tab. IV. Fig. 3), omnesque columellae, sibimet impexae,
placentam efficiunt.
An sanguinis venosi vel arteriosi placenta densior sit, augmentum microscopicum lineare
= 750 non dilucidare valuit, quia crescente objecti augmento, campus visionis decrescit.
Videbatur tarnen mihi, in sanguine arterioso, sphaerulas fere omnes ad trabecularum supra
allalarum genesin concurrere, in venoso autem, magnam earum partem, in liberis fibrillarum interstitiis
detineri.