molekulöse Masse — das Plasma — der Gebärmutterwand, erheben die Fläche des Fruchthalters, auf
der sie sich ausgebildet haben, und gestalten so, mit der molekulösen Masse im Bunde, den sogenannten
mütterlichen Anlheil des Mutterkuchens, Beide bilden den Boden, in welchem die, den Wurzelverzweigungen
einer Pflanze gleichende Vertheilung der Flocken der Placenta eingetragen sind. Da die
Zwischenräume der Gebärmutterfollikeln diejenigen Stellen der Wand des Fruchthälters sind, von welchen
die erste Formation dieser warzenförmigen Erhabenheiten ausgehet, und am Grunde dieser letzteren,
wahrscheinlich von den Ringgefäfsen der einzelnen Gebärmutterfollikeln, sich frühzeitig schon eine neue
Gefäfsbildung hervorbildet, und auch diese sich in die plastische Masse der Decidua vera einschaltet,
so gestalten sich in den Interslitien sämmtlicher Gruppen dieser Warzen und Flocken freie Räume,
innerhalb welchen die Quästchen der Flocken des kindlichen Antheiles der Placenta eingeschaltet sind.
Je reichlicher aber während der vorwärtsschreitenden Schwangerschaft von Seite der Gebärmutter die
molekulöse Masse — das Plasma — erzeugt worden, und sich zwischen beide Gefäfsbezirke eingeschaltet
hat, um desto mehr wächst der mütterliche Antheil der Placenta an und uni so mehr gestaltet demnach
die Gebärmutter einen Zwischenkörper, welcher während der Conträction der Muskelsubstanz dieses
Organes, zur Zeit der Geburt nicht allein die Lostrennung der Placenta begünstigt, sondern auch diese
in Regel unschädlich für die Mutter und die Frucht vor sich gehen läfst.
Aus der ganzen Darstellung der verschiedenen Metamorphosen der einzelnen Bestandteile der
Gebärmutterschleimhaut wird aber auch leicht ersichtlich, dafs, so wie diese Membrane während der
Epoche der Schwangerschaft allmählich von dem gewöhnlichen Baue entrückt und in neue Bildungsverhältnisse
versetzt wurde, sie nach der Geburt, wo allmählich der gemäfsigte Lebensprocefs wieder
die Oberherrschaft übernimmt, in einer gewissen Zeitperiöde theils durch eingeleitete Rückschritte
in Bezug ihrer äufseren Ausprägung und inneren Zusammensetzung, theils aber auch durch Abstofsung und
Ausscheidung der ihrem Gewebe fremden und nun untauglich gewordenen Theilchen ihre ehemalige
Beschaffenheit und Form wieder erlangen könne. So geschieht es^ dafs nun die Gebärmutterfollikeln
sich wieder zurück und in ihre alte Lage versetzen, die Gefäfse ihre frühem Durchmesser annehmën,
und das Maschennelz der Gebärmulterwände die Schlingenbildung aufgibt, sich allmählich ausgleichet
und endlich die alten Bildungscharaktere darstellet.
2. D i e Z e l l s u b s t a n z d e r s c h w ä n g e r n G e b ä r m u t t e r .
Im Bezirke der Zellsubstanz der Gebärmutter erleiden nicht allein die dieses Gewebe construi-
renden Fasern, sondern auch die in denselben eingetragenen Gefäfse eine namhafte Veränderung. Die
im ungeschwängerten Zustande der Gebärmutter derbe Substanz des in Rede stehenden Organes wird
nun aufgelockert, weicher, zerreifsbarer, und gewinnt in der Gegend des Grundes und Körpers während
der stufenweisen Vergröfserung des Fruchthälters offenbar an Dicke, indefs zum äufseren Muttermunde
hin sich der schwangere Fruchthälter auf Kosten der Substanz des gewöhnlichen Gewebes aus-
dehiit und vergröfsert. Die Faser der schwängern Gebärmutter wird blafsröthlich, gewinnt stärkere
und deutlich sichtbare, die Charaktere der vegetativen Muskelfasern an sich tragende Gefäfse. Der
sonst geschlängelte Verlauf dieser Fasern wird gestreckt, und diese stellen allmählich deutlicher eine
bündelartige Vereinigung und muskelähnliche Bauart dar. Mit diesem will ich jedoch durchaus nicht
gesagt haben, dafs dadurch diese Substanz eine wahre Muskelbeschaffenheit erlangt hat, denn um diese
vollkommen repräsenliren zu können, müfste ihr Gewebe die, dem Muskelbaue charakteristisch zukommenden
Muskel-Elementar Cylinder mit allen diesen zukommenden Charakteren gewinnen und
darstellen, was keineswegs bis nun nachgewiesen werden konnte. Dér parallele Zug der construirenden
Fasern der Substanz der schwängern Gebärmutter, und der parallele Verlauf der diese Fasern begleitenden
Capillargefäfse stellet daher im Vereine eine hochgestellte Zellschichte dar, welche sich durch
ihre oberflächliche Ausprägung sowohl, als durch ihre innere Fähigkeit und Kraft zu contrahiren, zunächst
an die niedern Erzeugnisse des Muskelsystemes anreiht, ohne diese in der That, bezüglich des inneren
Baues, erreicht zu haben.
------- 268 -------
Notandum insuper es&j-floccosbplacentales penieilli formam induentes, in cavo folliculorum
uteri delitescere, et ex sanguine, ibidem per hiahtia vasorum orificia effnso, embryonis prirnum nutri-
mentum häurire.
Quo magis vero’j in 'dec'ürsu graviditatis stratum molecu'lafe-thcrescit, eo magis placenta
Foetalis ab utero removetur, mutua eorum unio laxatur, et separatio unius ab altero facilitatur, quin
matri vel foetui inde pericülum immineat.
Quemadmodum vero uterus sub graviditate diversas1 metamorphoses organicas easque novas
ingressus era t> ’ ita abSöluto p a r tu , et foetu in lueem edito ad primitivam formae et strücturae
itormam redueitür.
Producta nova, quae nonnisi vitae embryonis intrauterinae prospexerunt, nunc quasi inutilia
evacuantür et eliminanlur, uterus detumeseit, vasa sanguifera- pristinam capacitalem acquirunt, folliculi
ad normalem situto et brofundiiatem revertuntur, et ansae vasculares retrahuntur et diminuun-
tur paulatim, ita, üt ultimo demum retia intermedia simplicia sola supersint.
2. S u b s t a n t i a c e l l u l a r i s u t e r i g r a v i d i.
; _ '
Sub graviditatis evolutione et progressu non solum stamina primitiva textus cellularis, verum
etiam vasa sanguifera, quae substantiam cellularem uteri perreptant ,:.Jäotabiles mutationes subeunt.
Compages enim cellulose,,:,.quae .in utero non gravido haud exiguum consistentiae et densitatis
gradum obtulit, nunc demum laxatur et emollitur, ita ut lacerationi faciliuä cedat.
In regions corporis atque fundi uterini extensio et crassities strati eellulosi augentur, dum ex
opposite versus cervicem uteri ejusque orificium vaginale, incrementum voluminis nonnisi sumptibus
materiae , quae rarescit;, et extenuatur, contingat.
Fibra cellularis uteri gravidi rubella e v ad it , decursum, suum serpentinum v e l undulätum in
rectilineum vertit cum, vicinis fibrillis reticulatim ju n g ilu r , et indolem fibrae muscularis organicae
paulatim induit, quin ta rn en -contendere velim, fibram cellularem Uteri in veram libram muscularimi
a b ire , quippe quum eharacteristica fibrae muscularis primitivae s ign a, raicroscopice v indicata, in
fibra cellulari uteri nunquam distincte appareant.
Quoad speciem tarnen aliquid analogi adest, quoad virtutem vero vel functionem multum
concordantiae, dum fibra cellularis uteri gravidi eundam ac fibra muscularis genuina nisum in con-
tractionem manifestare queat.
Per modo allegatam fibrae cellularis metamorphosim, et uberiorem systematis sanguiferi in
utero gravido evolutionem , mollities intumescentia et incrementum omnigenum uteri abunde
explicantur.
Decursus fibrarum cellularium et distributionis modus solummodo in superficie uteri gravidi
aliquam regulam sive normam servare videntur.
In stratis profundioribus uteri, fibrarum dispositio sine lege et ordine contingit, quare textura
uteri, ob fibras multifarie decussatas mixtasque tonieritosa omni jure dici potest.