bald aber mit diesen unter verschiedenen Winkeln gekreuzt. Indem die zartesten Nervenbündel von
der Peripherie zu den höher entwickelten Bestandteilen ihres Systemes zu gelangen streben, und
mit den mehrmals erwähnten Lymphäderchen und kapillaren Blutgefäfsen in Bund geratheh, helfen
sie eine Faser des Zellgewebes bilden.
3. Diejenigen zarten Endzweigehen, welche aus der arteriösen Bahn hervortreten, und nun unter verschiedenen
Bildungsverhältnissen im peripherischen Bezirke der Körpertheile die intermediären
Wetze bilden helfen, treffen in ihrer Wanderung die Züge der peripherischen Lymphäderchen und
Nervenzweigchen, und gewähren diesen als höher und kräftiger entwickelte Organtheile die nöthige
Stütze, an welcher sich diese in unzähligen Kräuselungen und Schlängelungen herumlagern und
ihrem Ziele entgegenwandern. Durch die eben geschilderte Verbindung tragen aber die kapillaren
Arterien auch gleichzeitig wesentlich zur Erzeugung einer einfachen Zellgewebsfaser bei.
4. Das, was wir durch den excentrischen Verlauf der Haarschlagader im Bereiche des Zellgewebes bewirken
sehen, stellet uns auch die aus dem intermediären Wetze hervorgetretene kapillare Vene in
ihrem koncentrischen Zuge dar, und auch ihrer Wanderung folget ein ungemein zahlreicher Zug von
Lyrnph - und Nervenröhrchen, daher sie' wie die Arterie zur Darstellung und Zusammensetzung
der Zellfasern beitragen hilft.
Wenn ich die grofse Menge der untersuchten Partien des verbindenden und leitenden Zellgewebes
in Bezug der konstruirenden Gebilde überblicke, und die Einzelheiten derselben vergleichend prüfe,
so glaube ich bemerkt zu haben, dafs bei den meisten Fasern die Lymphgefafse die bei weitem gröfsere
Rolle spielen. In geringerer Menge findet man die Anzahl der Nervenröhrchen zum Baue verwendet,
und nicht in jeder Zellgewebsfaser fand ich die Bestandtheile der Blutbahn, am seltensten Arterie und
Vene gepaart in einer Faser auftreten.
Wer könnte ganz naturgetreu die Bildungs Verhältnisse einer Faser wohl darstellen oder beschreiben?
Meine Kraft scheitert hier an der Fülle der Organisation, an demReichthum der Gegenstände, undso'erging
es auch dem wissenschaftlichen Künstler in der bildlichen Darstellung dieses Gegenstandes. Die Tab. V.
Fig. 6 stellt daher nur ein schwaches Schattenbild des besprochenen Gegenstandes dem Beobachter dar.
So wie keinem belebten Thierstoffe das niedrigste Vermögen der Nerven die Empfindlichkeit
fehlet, eben so kann kein Zellgewebe ohne alle Nervenröhrchen im menschlichen Körper’ bestehen.
Die oben geschilderten Elementargebilde treten somit unter mannigfaltigen Mengungsverhältnissen
zusammen, und erzeugen durch ihre eigenartige Vereinbarung eine anatomische Zellgewebsfaser. Durch
die Aneinanderreihung und Verbindung dieser, der Breite nach, werden Blättchen 'ins Daseyn gebracht^
und durch beide letztbenannten organischen Bestandtheile wird endlich erst unter verschiedenen Graden
der Dichtigkeit ein schwammichtes Gewebe, das von vielen und vielfach durchkreuzten Fäden und
Blättchen zusammengesetzt ist, ins Daseyn gerufenj welches in seinen freien, leicht ausdehnbaren
Zwischenräumen viele gruppenähnlich zusammen gestellte Zellbläschen, gröfsere Arterien, Venen,
Lymphadern und Nervenzweigchen bewahrt und weiter leitet. Man nennt dieses Erzeugnifs das Zellgewebe
( Tela cellulosa).
Nach den dreifachen organischen Bestandtheilen einer Faser lassen sich drei Reihen oder Klassen
von Organen bilden, in welchen bald der eine, bald der zweite, bald der dritte Inhalt der konstruirenden
Elemente der Zellfaser vorherrschend gefunden wird.
I. In die erste Reihe der organischen Erzeugnisse, in deren Zellfasern die Lymphröhrchen überwiegend
sind, gehören:
1. das .Sehnengewebe,
2. das Knorpelgewebe,
3. das Knochengewebe.
II. In die zweite Reihe der organischen Gebilde, in deren Zellfasern die Blutgefäfse vorherrschen,
sind zu zählen:
1. die Zellhaut mit ihren Abstufungen, sammt dem Parenchym - Zellgewebe,
Quodsi plures tales fibrae in plano aliquo juxtaponantur, oritur inde lamella textus cellu-
laris, et ex plurium lamellarum et fibrarum congregatione, spongiosa textus cellularis fabrica in
lucem editur, interstitiis et cavernis plurimis instructa, in quibus supra jam saepius memoratae
vesiculae cellulares delitescunt, et vasorum sanguinem vel lympham vehentium reptatus tutius
absconduntur.
Quia ratio mutua partium fibram cellularem constituentium, varia est, pro diversitate hu jus
rationis alius atque alius fibrae character erit.
I. Vascula lymphatica fibrae cellularis praevalentia inveniuntur:
1. in textu tendineo,
2. in textu cartilagineo,
3. in textu osseo.
II. Vascula sanguifera praevalent:
1. in membranis cellularibus, et in parenchymate organorum,
2. in textu seu cutaneo elastico,
3. in textu erectili,
4; in fibra musculari.
III. Tubuli nervei praevalent:
1 . in nervis ipsis,
2. in gangliis,
3. in medulla spinali,
4« in encephalo.
Quae in sequenti tractatu continentur, nova ut plurimum et ab illis quae hucusque valuerunt,
summopere hincinde differentia, modesta fiducia, er,uditorum manibus trado, judicioque eorum
submitto; neque per tumidam aut odiosam arrogantiam, sive per imprudentem laborum veterum
contemptum, me ad id agendum, impulsum sentio, sed ex intirna persuasione* meos sensus meurn-
que judicium in arduo et difficultatis pleno labore nunquam hallucinasse.
Forsan sedulius alio physiologo hisce • studiis microscopicis invigilavi, et forsatt fructus, per
decem et ultra annos ad maturitatem perductus, perfectior et sapidior erit, quam tot aliae humiles
languentesque plantulae, quae unius aurae faventis afflatu, sive calore etiam arte effecto ad maturitatem
coactae, in horto scientiarum nimis eheu luxuriant.