Da ich an der dort unternommenen Abtheilung nichts Wesentliches zu verändern und nur eine
richtigere Stellung der Ordnungen der acht Klassen einzuführen für nöthig erachte, so folget hier
beinahe ganz getreu das, was in dieser Hinsicht in oben bezeichneten Jahrbüchern bereits festgesetzt
und besprochen wurde..
Die in der organischen Substanz der verschiedenen peripherischen Gebilde des menschlichen
Körpers eingetragenen Gefdfsverzweigungen müssen vor Allem in den Haar- oder Kapillar-, und dann
in den intermediären Gefäfsbezirk getrennt werden. Der lfaargefäfs- oder Kapillargeflechtbezirk enthält
die zartesten Arterien- und Venengeflechte, welche einerseits mit den starkem Aederchen ihres
Systems Zusammenhängen, andererseits, und zwar zur Peripherie des betreffenden Organes hin mit
dem intermediären Gelafsnetze in innigster Verbindung und während des Lebens in ununterbrochenem
Verkehre stehen. Der Bau, die Art des Zuges und der Vertheilung dieser Aederchen bleibt
noch den allgemeinen Gesetzen der Bildung und Zerästlung der Muttergefäfse getreu. Ihre durch die
mannigfaltige Theilung und Verbindung erzeugten Geflechte sind verschieden1, .doch scheinen die
meisten derselben, vorherrschend nur den mechanischen Funktionen der Weiterleitung und Vertheilung
der übernommenen Säfte Dienste zu leisten. Der bestimmte und einfache Bildungstypus der
intermediären Gefatsgebilde machet die Grenze des einen und des zweiten Gebietes leicht erkennbar,
und so gleichet dieses System der Gefäfse den mannigfaltig verzweigten Pflanzenreisern, auf welchen
die Erzeugnisse des intermediären Gefäfssystems gleich den Blättern und Blüthen aufsitzen.
Im Bezirke der intermediären Gefäfse spricht sich eine einfache, gleichartige, netzförmige
Vertheilung und Verbindung der konstruirenden Gebilde, endlich der einfachste Gefäfshau in anatomischer,
und eine eigene, dem Leben des vorliegenden Organes und seiner Bestimmung zusagende
Kraft und Thätigkeit in dynamischer Hinsicht aus. Im Allgemeinen findet man daher an den Aederchen
dieses, zwischen den äufsersten Zweigehen der kapillaren Arterien und Venen in der Mitte
eingeschalteten Gefäfssystems folgende Charaktere:
1. Das intermediäre Gefäfs wird blos von der innersten Haut der Gefäfse — Membranagpolita
s. glabra — und der darüber ergossenen belebten plastischen Masse des Organes gebildet, wo
hingegen die benachbarten kapillaren Arterien und Venen sich höher gebildet und mit kon-
traktibeln Schichten versehen darstellen.
2. Diese Umwandlung und Vereinfachung-der Aderwände mag wohl auch den Grund jener Erscheinung
abgeben, dafs an manchen Theilen die Wege, welche durch das intermediäre Netz
bezeichnet werden, relativ freier und weiter, als die Lichtungen der benachbarten Arterien
und Venen sind.
3. Rings um die Erzeugnisse dieses Adersystems erblickt man nicht allein die breiartige, einfachste
, molekulöse Masse des Organes , sondern auch zugleich an drüsenartigen Gebilden die
Endlheile der Ausführungsgänge, ein Beweis, dafs in diesem Punkte dem Organe vorherrschend
jene Stoffe überlassen werden, die dasselbe zu seinem Unterhalte eben so sehr, .als zur
Erfüllung seiner eigenthümlichen Verrichtung benöthiget.
4- Das Blut verlieret in diesem Netze, wie diefs sorgfältige Beobachtungen lehren, den vorzüglichsten
Gehalt seines Serums; wefshalb man in den Arterien, wo noch viel des ßlut-
wassers vorhanden ist, und in den Venen, wo neue wässerige Bestandtheile zum Strome des
Blutes hinzutreten, die Blutkörner in einer verhältnifsmäfsig gröfsern Quantität Serum schwimmen
sieht als in der Bahn der intermediären Gefäfse.
5. Die Gefäfse dieses Bezirkes stellen durch ihren Zug und ihre Verbindung Netze dar, welche
entweder aus Gefäfs-Maschen oder aus Gefäfsschlingen oder aus beiden zugleich zusammengesetzt
sind.
6. So einfach sich auch die Gefäfse dieses Systèmes im Allgemeinen verbinden, so sind den,
durch diese Vertheilungs- und Verbindungsarten hervorgebrachten, Netzen dennoch oft so
scharf bezeichnete Form- und Bildungscharaktere im Kleinen sowohl als im Ganzen eingeprägt,
Vasa corporis humani minima, quae massae organicae undiquaque immerguntur, in duplicem
seriem dividenda sunt, quarum prior vasa capillaria, altera autem sic dicta vasa intermedia continet.
Vasorum capillarium territorium subtilissimos continet arteriarum venarumque plexus, qui ex
una parte cum ramulis quidquam majoribus systematis vasculosr(unde ortum habent) cohaerent, ex altera
parte autem ad peripheriam organi sui tendunt, et cum vasculis sic diclis intermediis inosculantur.
Structura, decursus ratio, divisionis modus horum canalium, a vasis genitricibus non ab-
ludit, imo omni respectu cum illis concordat.
Varia horum vasorum-concatenatio omnino est, huic autem usui eminenter destinata esse vi-
detur, qui in mechanica tantum propulsione et aequabili dispensatione laticis vitalis quaerendus est.
Ibi, ubi major vasorum intermediorum simplicitas et constantia apparet, unius alteriusque sphaerae,
venosae nempe et arteriosae terminus est; et ita iJlud systema maxima similitudine gaudet cum
diramatione arborum, ubi extremis surculis ea, quae ex vasorum intermediorum concursu consli-
tuuntur, producta, foliorum et florum ad instar insident. '
In vasorum intermediorum provincia, magis uniformis, simplicior et reticularis diramationis
modus apparet, ita ut a simplicissima vasorum construction singularis vis, et fini physiologico cor-
respondens actio dependeat.
Characteres summe generates, qui vasorum familiae, quae extremos et ullimos arteriarum
fines cum primis venarum principiis conjungit, proprii sunt, sequentes constitui possunt:
1. Systema vasorum intermediorum solummodo per tunicam intimam arteriarum venarumque effor-
matur, cui circumsita est materia formativa organi; dum e contra vasa vicina capillaria, altio-
rem structurae gradum manifestent, quippe quae strato quodam, contractilitate organica in-
structo, provisa sunt.
2. Haec in ipsa structura penitiori obvia differentia, in causa quoque est, quod in nonnullis or-
ganis, lumina vasorum intermediorum ampliora appareant, quam arteriarum venarumque, ex
quibus descendunt, peripheria, illud admitteret.
3. Circum hasce systematis sanguiferi propagines, non tantum’ pulposa ethomogenea organi massa
collocata videtur, sed in organis glandulosis quoque ductuum excretoriorum principia inve-
niuntur, manifesto satis indicio, in ilia organorum plaga, principioruni elaborationem locum
habere, quae ad functiones privatas non minus quam publicas rite praestandas necessaria sunt.
4- Sanguis, dum in illis canalibus moratur, maximam seri sui partem amittit, uti solidis experiments
constat; quare in arteriis, ubi major adhuc seri quantitas superest, et in venis, ubi
per metamorphosim organorum regressivam, novus iterum latex serosus colligitur, sphaerulae
utrimque majori humoris serosi gurgiti innatant, quam in illis ipsis vasis intermediis.
5» Singuli systematis vasculosi intermedii rivuli, decursu et nexu vario retia formant, quae vel ex
areolis sive maculis, vel ansis solummodo constituuntur.
6. Quantacumque sit horum vasorum in anaslomosibus suis simplicitas, tamen in concreto adeo
mira et manifesta varietas formae et characters essentialis, qui in singulis retibus eminet anim-
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