2. V e r ä n d e r u n g e n d e s I n h a l t e s d e s G r a a f i s c h e n F o l l i k e l s .
Ueber die Veränderungen des Eichens nach der Statt gefundenen Conception kann ich, so sehr
ich mich auch bemühte, jeden vorkommenden Fall näher zu untersuchen, keine eigenen Beobachtungen
anführen. Stets fand ich selbst auch in den seltenen Fällen, die sich hiezu ganz geeignet hätten, den
Graafischen Follikel und die Trompete bereits vom Eichen befreit, und dieses von der Gebärmutterhöhle
aufgenommen.
Da bei den menschlichen Leichen erst viele Stunden nach dem erfolgten Ableben die Section zu
machen gestattet ist, so lassen sich auch in den wenigen geeigneten Fällen, wo weibliche Individuen
während des Beischlafes oder bald nach der Begattung um das Leben gekommen sind, keine verläfs-
lichen Erfahrungen über die Aufnahme und Weiterförderung des männlichen Samens oder der Samen-
thierchen bei dem Menschen sammeln, wefshalb auch in dieser Beziehung meine Forschungen unbefrie-
diget blieben, und ich somit von Seile der Anthropotomie weder über das Bestehen oder das Verschwinden
des Keimbläschens in dem von der Tuba aufgenommenen Eichen, noch von den allerersten Veränderungen,
welche durch die Einwirkung des männlichen Samens auf das Eichen im Allgemeinen gesetzt
werden, irgend eine begründete Aufklärung zu geben im Stande bin.
3. V e r ä n d e r u n g e n im B e z i r k e d e r T r om p e t e n .
Gleichzeitig beinahe mit. der Erregung des Lebens im Eierstocke, in welchem die Befruchtung
eines oder mehrerer Eichen vor sich ging, beginnet nach der Conception auch ein regeres Leben in
dem getrennten Ausführungsgange des Ovariums, in der Trompete derselben Seite nämlich, und die
nächsten Folgen desselben stellen sich in einer Erweiterung der am untern Saume des Eileiters gelagerten
Gefäfse dar. Diesen folgen die Capillargefäfse und endlich die intermediären Ge fälschen dieses
Gebildes, und so wird die Tuba zur Aufnahme einer ungewöhnlich grofsen Menge von Blut geschickt gemacht,
wird daher röllier, und schwillt nun in ihren Wänden bedeutend an. Die Schleimhaut, als das
eigenthümliche funklionirende Gebilde, nimmt an allen diesen Vorgängen am meisten Antheil, ist daher
aufgelockert, saftreich, ihre Falten kräftiger hervorgebildet und ihre ganze Oberfläche von einer grauweifslichten,
gleichsam käsigen Materie überzogen. Die Zellhaut gewinnt durch den Reiclilhum an
grofsen und geschlängelten Gefäfsen beinahe das Aussehen eines erektilen Gewebes. Muskelfasern
werden deutlicher und folgen der Längenausdehnung der Tuba. Der Bauchfellüberzug hat eine sanfte
Rosenfarbe angenommen. Bei dieser im Allgemeinen gewonnenen Auflockerung sämmtlicher Bestandt
e i l e der Tuba zeiget dieses Organ nicht allein in seinem Kanäle einen gröfsern Querdurchmesser,
sondern, wie es scheint, auch im Ganzen eine beträchtlichere Länge. Der Trichter und die Franzen
des Abdominalendes befinden sich in einem aufgerichteten, bluterfüllten Zustande, und umfassen den
obern Rand und die Flächen des unterliegenden Ovariums. Auch das Gebärmutterhorn hat sich erweicht
und erweitert, und hier findet man, selbst wo schon das Eichen von der Gebärmutter aufgenommen
wurde, eine zarte Lage eines Gerinsels, analog jenem, welches zur Bildung der Decidua
crassa im Uterus verwendet wird.
4. V e r ä n d e r u n g e n im G e b i e t e d e r G e b ä rm u t t e r .
Ueberblickt man die Reihe der Ereignisse und Veränderungen, welche den Bezirk der Gebärmutter
nach der Statt gefundenen Conception und während des Aufenthaltes des Eichens im Innern
dièses Organes treffen, so ist man vor allem genöthiget, um die verschiedenen Metamorphosen und
neuen Bildungen näher betrachten und beleuchten zu können, die Veränderungen dieses Gebietes in
zwei Hauptabtheilungen, und zwar a) in die Veränderungen, welche die Gebärmutter selbst treffen,
und b) in die Veränderungen und neuen Erzeugnisse, welche im Inhalte der schwängern Gebärmutter
— im Eie nämlich — Vorkommen und allmählich sich entwickeln, zu spalten.
2. M u t a t io n e s i n t e r n a e f o l l i c u l i G r a a f i a n i .
De mutationibus internis folliculorum, observationes novas communicare mihi non licet,
etiamsi in earum scrutinio non minorem quam in reliquis operam adhibuerim.
In omnibus a me indagatis casibus, ovulum jam in uterum delapsum erat,
Quoniam vero cadaverum humanorum extispicia nonnisi multis post obitum horis ex lege
conceduntur mihi non licuit, in cadaveribus feminarum, quae vel durante coitu vel paulo post morte
subitanea e medio sublatae fuerunt, difficile illud et a multis jam frustra tentatum problema, accu-
ratius pervestigare, an animalcula spermatica ad ovaria deferantur nec ne, et quales metamorphoses
vesicula germinativa in primis post congressum momentis subeant, quod itaque aliorum solertiae sol-
vendum et enodandum relinquere me coactum confiteor.
3. M u t a t i o n e s t u b a r u m ,
Tubae. eadem irritationis signa cum ovario et eodem tempore apparentia offerunt.
Prima symphoreos symptomata in vasis sanguiferis juxta inferiorem tubae marginem decur-
rentibus in lucem emergunt, dein vasa capillaria, et ultimo retia intermedia haemormesi corripiun-
tur, qua fit ut tuba solito magis rubeat, turgeat et crassiuscula evadat.
Membrana mucosa tubae tumida et succulenta evadit, plicae prolongantur, et Iota ejus superficies
interna materie grisea, quasi caseosa obducitur.
Membrana cellularis, mucosae succuba, conspicua vasorum sanguiferorum evolulione, textus
erectilis characteres acquirit.
Fibrae musculares longitudinem tubae sequentes distincte apparent. Involucrum peritoneale
quidquam rubescit. Tubae canalis amplior evadit, et longitudo ejus increscere videtur.
Infundibulum et fimbriae exlremitatis abdominalis eriguntur, turgent, et marginem superiorem
ovarii amplectuntur.
Ea canalis tubae pars, quae intra uteri substantiam decurrit (cornua uteri) tenue stratum
coagulatum continet, quod membranae deciduae crassae in utero evolutae simile est.
4. M u t a t i o n e s u t e r i . .
Considerando seriem phaenomenorum, quae in utero post conceptionem et durante graviditate
obtingunt, necessarium erit, ad rem clarius dilucidandam, primo de mutationibus disserere, quae
in substantia uteri ipsius contingunt, et secundo de illis, quae in ovulo ipso observantur.