dieser Lago und Form nun die Decidua reflexa darstellen? Ob endlich diese Haut hlols auf die Wände
der Gebärmulterhöhle beschränkt ist und sich an den natürlichen Oeffnungen des Fruchthälters verliert,
die Reflexa aber einem eigenen Bildungsprozesse ihre Entstehung und Ausbildung verdanket?
diefs sind Fragen, die durch meine eigenen Erfahrungen nur zum Theil bestimmt beantwortet werden
können. Gewifs ist es nämlich, dafs die Decidua vera in ihrem untern Umkreise, dem Muttermunde
sich nähernd', allmälig verschwindet, und der Gebärmutterkanal bis zum innern Muttermunde
bin, blofs von einem röthlich gefärbten, gallertartigen Pfropfe erfüllt und die Substanz der Decidua
vera da, wo das Eichen angelangt ist, mit der Wesenheit der Reflexa so innig verbunden ist, dafs
Decidua vera und reflexa eine und dieselbe Membrane zu seyn scheint. Die Seltenheit der Fälle, dafs
unverletzte Gebärmiitter und Eichen dem physiologischen Analome zur genauem Untersuchung zukommen
und die Aehnlichkeit der Bildungsverhältnisse beider Häute unterhalten heut zu Tage noch ein
nicht hinreichend gelichtetes Dunkel über die Genesis der Decidua reflexa. Ein Ausführlicheres hierüber
soll bei der Beschreibung der zurückgeschlagenen Haut des Eies besprochen werden.
Seihst auch über Natur und innere Zusammensetzung der Decidua vera ist mau keinesweges
noch ins Klare, oder zur Einheit der Meinungen gekommen, auch hier herrschet noch Dunkel und Verschiedenheit
der Meinungen. Ohne sich in eine Widerlegung oder in eine Rechtfertigung der verschiedenen
Ansichten einzulassen, übergehe ich auch hier alsobald zur Schilderung meiner Erfahrungen
über den zarten Bau dieser Membrane, welche mich eine langjährige, fortgesetzte, mikroskopische
Untersuchung als in der Natur bestehend und richtig erkennen liefs.
Wie es bereits oben vorläufig erwähnt wurde, so bietet uns diese Membrane während ihres B e stehens
zwei beachtenswerlhe Perioden dar, die des gefäfslosen und die des gefafsreichen Zustandes
nämlich.
In der ersten Epoche, welche nur kurze Zeit dauert, erblicken wir sie als eine homogene, kör-
nige (molekulöse Masse), ohne alle Gefäfse, einem Üeberzuge von einer grau-röthlichcn gerinnbaren
Masse gleichend, über die oben angeführten Stellen der innern Fläche des Fruchthälters ausgebreitet.
Hier ist somit weder höheres organisches Leben noch höhere Bildung in der Substanz nachweisbar.
In der zweiten hei weitem langem Periode, die bis zur Gehurt der Frucht währet, gewinnt diese
ursprüngliche unorganisirte Masse der Decidua vera allmälich und zahlreich Gefäfse aus der Gebär-
muttersubstanz, und tritt an einer bestimmt begrenzten Stelle, mit den Theilen des Eichens — den
Flocken des Chorions nämlich -— in lebhaften Verkehr; indefs an allen übrigen Punkten der Gebärmutterwände
ihre Substanz in allmälich mehr um sich greifender Rückbildung gefunden wird. Ihr Ende
und ihre Entfernung aus dem Gebiete der Gebärmutter tritt mit der Geburt der Leibesfrucht ein, wo ihre
körnige Substanz sammt den aus der Gebärmutter hervorkommenden Gefäfsen durch die Zusammenziehung
der Gebärmuttersubstanz von der Oberfläche, der Schleimhaut losgetrennt und abgerissen wird,
und mit den übrigen Theilen des Eies als Nachgeburt zu Tage kömmt.
Unterwirft man ein Theilchen der Decidua vera einer genauem mikroskopischen Untersuchung,
so stellt sich dieses vor Allem als eine grauröthliche, vielfach und grofs durchbrochene schwammichte
Masse dar. Bei einer nähern Zerlegung derselben findet man ihre Wesenheit aus nachfolgenden Be-
standtheilen zusammengesetzt:
a) aus Molekülen,
b) Blutsphären,
c ) Zellen,
d) Gefäfsen,
e) selbst einzelnen Enlziindungskugeln.
Die Molekülen von den gewöhnlichen weifsgraulichen Bläschen der organischen Bildungsmasse
dargestellt, bilden mit Blutsphären in Verbindung, in der ersten Periode der Existenz der Decidua
vera allein die Wesenheit dieser Membrane. In den spätem Epochen umgeben sie aufsen und innen
die örganisirten Theile derselben, und verbinden auf eine lockere Art, als ein.breiartiger Zwischenkörper
reflexam Hunteri efilciant, an denique membrana decidua vera uteri solûmmodo superficiem internam
amiciat, orificia vero ejus aperta relinquat et deciduae reflexae genesis aliam originem habeat,
totidem problemata sunt, quibus solvendis nonnisi pro parte pares nos declaramus.
Constat, deciduam veram in inferiori cavi uterini regione versus orificium uteri internum
attcnuari pedetentim et tandem evanescere.
Canalis cervicis uteri exsudato quodam gelatinoso rubescente ohturatur. Decidua reflexa vero
e regione orificii tubarum ita in deciduam veram transit, ut utraque membrana continuitate organica
jungi et uniri videalur.
Dum anatomicis raro occasio exhibeatur, uteros gravidos eorumque contenta investigandi,
nemo mirabilur hanc anatomiae sublilioris sparlam nondum eo successu cultam esse, ut apodicticura
judicium ferre liceat.
Structura penitior deciduae verae pariter objectum disputationis est. Sedula et per annos
continuata hujus objecli invesligatio sequentia me edocuit.
Membranae deciduae fabrica, uti paulo supra memoravimus, in variis existentiae suae periodis
variam speciem investigantibus offert. Membrana enim recens vasis sanguiferis caret, quae nonnisi
serius progrediente hujus membranae evolutione in conspectum prodeunt.
In prima formationis periodo, quae brevis est, decidua vera massam möllern homogeneam
granülosam (molecularem) absque vasis haematophoris sistit, quae involucri ad instar internam uteri
superficiem protegit. Allions organisationis vestigia adhuc desunt.
In secunda periodo, quae ad partum usque durât, vasa sanguifera ex uterinis plexibus
oriunda sese in deciduam veram insinuant, tunc temporis etiam membrana decidua loco determi-
nato, intimo nexu cum ovulo ipso jungitur, cujus chorion villosum vinculum inter utrumque sistit.
Sub decursu graviditatis membrana decidua in interna uteri superficie (praeter regionem pla-
centarem) per metamorphosin regredientem pedetentim consumitur, obsolescit, donee tandem, solutis
et avulsis vasculis, quae ejus cum utero nexum sustentarunt, in partu per expulsiyas uteri con-
tractiones una cum secundinis foras ejiciatur.
Particulum mambranae deciduae verae microscopice examinantes materiam griseo-rubellam
invenimus, spongiosam, möllern, multis foraminulis porisque pertusam, et sequentibus elementis
constantem:
a) moleculis,
b) sphaerulis sanguinis,
c ) cellulis,
d) vasis sanguiferis,
e) sphaerulis, quales in processibuS inflammatoriis efformari soient*
Moleculae griseo - albidaé, sphaeruliö sanguinis intermixtae in primis graviditatis periodis,
membranae deciduae compagem solae ingrediuntur eamque unice componunt*