Euere k. k. Majestät!
M i t gerechtem Stolze blickt unser Jahrhundert auf die mächtigen Fortschritte
und auf den erhabenen Standpunkt der Chirurgie hin, und segensvoll
verbreiten sich täglich mehr die Früchte höherer Kenntnifs und vervollständigter
operativer Technik unter der Menschheit. Diese ehrenvolle Stufe verdanket
die Chirurgie unstreitig dem kräftigen Einflüsse einer in neuester Zeit ungemein
rasch empor gehobenen Kenntnifs der leiblichen Verhältnisse des menschlichen
Körpers — der vervollständigten Anatomie.
Wenn dem zufolge eine geläuterte und richtige anatomische Kenntnifs der
kräftiger entwickelten Bestandtheile des Organismus dem Chirurgen unerläfslich
geworden, und jede höhere chirurgische Operation sich nothwendig auf die leibliche
Anordnung beziehen, und nach ihr regeln mufs, so dürfte wohl auch der
Medicin, die sich mit dem Leben und seinen Manifestationen im gesunden und
kranken Zustande beschäftiget, ein körperliches Substrat, eine lichtvolle Kenntnifs
jener Bestandtheile des Körpers, nämlich, die mit dem Lebensprocesse im
näheren Verkehre, ja unter dessen unmittelbarem Einflüsse stehen, einen nicht
minder sichern Boden abgeben, und in ihrem Bereiche ein heilbringendes Verfahren
bedingen.