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senten entstand *). Man mufs aber bedenken,
dafs alle die in jener Reisebeschreibung gleichzeitig
zusammengestellten und gedrängten Zü^e
der dortigen Schöpfung, sich in der Natur auf
diese Weise nicht zugleich den Sinnen des Beobachters
darstellen, dafs man dieselben also nicht
zugleich übersehen und empfinden kann. Da
sie über einen weiten Raum ausgedehnt, und
zum Theil in verschiedene Perioden des Jahres
vertheilt in der Natur vorkommen, so machen
sie nicht den Eindruck, welchen eine solche
dichterische Beschreibung uns mittheilt.
Kaum hat der Beobachter jene Veränderungen
in dem Leben der Vögel bemerkt, so wird
er die Nester derselben einzeln finden, aber
kaum ihre neu erregte Thätigkeit erkennen^ An
den Flufsufern findet er alsdann die zahlreichen
Schaaren der Cassiken {Cassicus) ^ welche beschäftigt
sind, an schlanken Zweigen Aev Cecropia
, Inga - , Mimosa -, Bignonia-^ Genipaba
und anderer Stämme ihre langen beuteiförmigen
Nester zu befestigen, die sie gewöhnlich
mehrere Jahre bewohnen. In der einsamen Verflechtung
der Zweige vom finstern Schatten jener
•) S* Nouvelles annales des voyages etc. von Eyries^ Larenaudière
und Malte-Brun (August 1826 P. 227,)
Urwälder beschirmt bauen die Tauben ihre
kunstlosen Nester, blofs aus i^inigen Heischen
zusammengelegt, worin man bei allen ihren Art
e n , und gewifs in allen Ländern unserer Erde
zwei weifse Eier findeU Perikittos (langgeschwänzte
kleine Papageyen j fliegen gepaart
pfeilschnell durch die Baumgipfel nach derOeffnung
eines hohlen Baumastes hin , wo sie ihr
Nest angelegt haben 5 Tucane wählen ähnliche
Standorte, sie rufen einander mit einfachem,
schwirrendem Pfiff, klappern jedoch nicht, oder
rufen auch nicht wehklagend nach Regen, wie
man dieses in einer neuern Reisebeschreibung
nach Brasilien gesagt findet. Die Nester der
Surukuas und der den Kuckuken verwandten
Vögel habe ich nicht kennen gelernt. Diese Vögel
weichen aber darin von unseren Kuckuken
ab, dafs sie wirklich ein Nest bauen, welches
Azara hesl'AtigU Mutung's (Crax) lassen in
der Paarungszeit ihre tiefbrummende Bafsstimme
hören, der der Jäger ungesäumtnachschleicht,
um dies vorzügliche Wildpret zu erlegen. Die
•) Eine anschauliche Idee von dem schauerlich erhabenen
Geñechte und dem dunkeln Schatten jener unbeschreiblich
prachtvollen Urwälder giebt der schöne von dem
Grafen von Clarae gelieferte Kupferstich einer solchen
Scene»
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