22 23
Fersen des Erna sich in die Länge dehnten,
und seine Flügel verkümmerten, da er blofs
durch Umherschreiten im Gampo- Gerat seine
Nahrung gewinnen konnte.
Ernährung, die eine der Hauptfunctionen
des thierischen Körpers, bewegt alle Wesen,
ohne sie lebt kein thierischer Organifi^ius, und
aus der Art ihrer Einrichtung kann der Naturforscher
schon ziemlich richtig die äufsere und
innere Bildung des Thieres vorher bestimrhen»
Die Zweckmäfsigkeit der innern Organisation
bewundert der Anatom bei jedem Blicke, auch
in dieser Hinsicht
Die Raubvögel haben den muskulösen
kräftigen Körper und den zur Fleischnahrung
eingerichteten starken Magen, die Hühnerarten,
die Tinamu's und der Erna die Scharrfüfse und
den muskulösen Magen, um harte Körper zu
verzehren, welche sie mit Steinen verschlucken;
die Insectenfresser haben häutige, aber sehr
feste Mägen u, s. w» Diese Ansichten sind allgemein,
allein ein jeder Welttheil macht durch
seine besondere Bildung auch wieder besondere
Thierformen oder Geschlechter mehr oder we-
*) Ueber diesen Gegenstand siehe die vortreffliche Anatomie
der Vögel von Tieclemann,
niger nöthig. Amerika, und vorzugsweise Brasilien
, besitzt eine grofse Menge von Wäldern,
daher besonders eine grofse Anzahl vonlnsecten,
delshalb sind insectenfressende Vögel hier, so
wie fleischfressende die Mehrzahl, und nur die
geringere Zahl ist blofs fruchtfressend. Unter
den etwa 468 Arten, welche das nachfolgende
Verzeichnifs aufzählen wird, befinden sich etwa
79 Arten von Fleisch- und Fischfressern, welche
auch zum Theil von Insecten leben, 241
Arien von Insecten- und Wurmfressern, 86 Arten
von Fruchtfressern, 71 Arten, welche Insecten
und Früchte verzehren, wozu ich die
Omnivoren gerechnet habe. Vergleicht man
diese Zahlen mit denen unserer europäischen
Vögel 5 so wird man in Brasilien weit mehr Insectenfresser
wahrnehmen.
In den gemäfsigten und kalten Zonen der
Erde verursachen die Jahreszeiten Wanderungen
unter den Vögeln, in Brasilien hingegen findet
dieses nicht statt, wo ein gleiches Clima im ganzen
Jahre den Europäer kaum zweierlei Jahreszeiten
unterscheiden lafst, wo Frühjahr und
Herbst, diese so angenehmen Uebergänge unserer
gemäfsigten Zonen, gar nicht exiätiren, hier
werderiN die Wanderungen der Vögel völlig unnöihig.
Die Schwalben und die Kukuke sind
I;
•ni