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dais die Ilausliühner in warmen Ländern weit
weniger Eier legen als bei uns.
Die Farbe und Gestalt der Eier bei den
brasilianischen Vögeln ist so verschieden als
bei uns, obgleich in den verwandten Geschlechtern
in den verschiedenen Welttheilen viel
Uebereinstimmung gefunden wird. So legen
die Raubvögel, Papageyen, Tauben, Spechte,
Colibris, meist weifse Eier. Die der Tinamus
sind einfarbig aber schön gefärbt, die der Singvögel
meist weifslich und punctirt, die Uebereinstimmung,
welche Daudin in den Farben
der Eier findet, kommt indessen nicht vor.
Gerade die schönsten und am lebhaftesten gefärbten
Vögel haben oft ganz weifse Eier.
Mannichfaltig abwechselnd äuTsert sich der
Instinct, welchen die Natur diesen Thieren zum
Bau ihrer Nester einpflanzte^ Faher *) redet
über die Gesellschaftslust oder vielmehr den
Gesellschaftstrieb bei den Brüten der hochnordischen
Vögel, weniger scheint dieses in den
heifsen Climaten vorzukommen, doch findet
man es ebenfalls, z.B. bei den Cassicken, deren
beuteiförmige Nester oft die Bäume völlig
bedecken, bei den Annüs {Crotophaga)^
* ) S . Faber ü h e r das L e b e n d e r n o r i i i s c h o n V ö g e l , P a g . 39»
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wie man sagt, und vielleicht bei noch andern.
Bei den vielen Feinden der belebten Schöpfung
in den heifsen, lebenerfüllten Climaten, erhielten
sehr viele Vögel die Weisung, ihre Jungen
durch rundum verschlossene Nester besser zu
schützen. Dies ist in Brasilien und den heifsen
Ländern ein unter den Vögeln weit häufiger
vorkommender Instinct.
Das Bild der Periode des Nestbaues, wenn
man dasselbe in den gemässigten und heifsen
Zonen der Erde vergleicht, ist sehr verschieden.
Bei uns belebt das schöne Frühjahr, welches
den ernsten, rauhen Winter verdrängt, unsere
ganze Natur von neuem, und erweckt in allen
belebten Wesen erneuertes, erhöhtes Leben.
Die Schaaren der Zugvögel kehren zurück, täglich
beobachtet und begrüfst der Naturfreund
neue Anliömmlinge, welche ihm die baldige
Rückkehr des wahren Frühlings verkündigen;
die Schaaren der befiederten Sänger finden sich
waf der ein , die verödeten Gebüsche werden neu
belebt, wo junges Laub noch kaum die neuen
Ankömmlinge verbirgt. Von Leben erfüllt, prangen
nun die Wälder in jungem Laube und
Blüthen, die Zeit der Thätigkeit und Beobach'
tung erwacht für den Naturforscher, dem un-
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