Bemerk. Zu noch grossem Schwankungen in der Einführung von Gattungen, als in der vorhergehenden
Gruppe der nelkenartigen Gewächse herrschen, und zu einer gänzlichen Unsicherheit in der Bestimmung der dem
Pflanzenforscher aufstossenden Gewächse führt die, fast allein auf die Zahl derBefruchtungstheile begründete,
LxifwiTsche Eintheilung der Mieren, weil fast keine Art dieser zahlreichen Familie vorkommt, die nicht sehr
häufig, ja oft auf derselben Wurzel in der Zahl dieser Theile wechselte. Einer gänzlichen Beseitigung der Rücksicht
auf die Zahl dieser Theile bietet sich für eine sicherere Feststellung der Gattungen dieser Gewächse die
Auffassung des Verhältnisses der Klappenzahl der stets einfächerigen Kapsel zur Zahl.der .Staubwege dar.
Durch die Benutzung dieses Verhältnisses zur Gattungscharakterisirung wird jede Ungewissheit,’ welcher Gattung
diese oder jene Art angehöre, beseitigt, und nicht minder wird eine natürliche Zusammenstellung der Arten dadurch
befördert. Ausserdem bietet sich die Kapselform, und hier auch die Theilung der Blumenblätter w'enn man
unter petala integra solche versteht, die wohl ausgerandet, aber nicht bis gegen die Mitte eingeschnitten seyn
dürfen, zur Hülfsleistung an.
Nach dieser Ansicht habe ich die Mieren geordnet, deren Gattungscharaktere ich mittheile. Dem Zrwiri’sehen
Systeme sind diese, in so viele Klassen und Ordnungen zersplitterten, Gattungen in Decändria pentagynia (Cerä-
stium) und trigynia (S te lla r ia , Arenaria u. A lsin e) einzuverleiben.
Charakter der Gattung S te lla r ia : Cal. 5-sepa lus. Pet. 5. b ip a r tita , b ifid a 1. la cin u la ta . Caps. 1-
lo cu la r is ovata, v a lv is stigmatum numero d u p lic j (6. ii 10.) d eh isc en s.
2. C E R A S T IUM L inn e emend. Ho rnk raut .
Gen. plant, ed. S c h keb. n.797.
1. CER AS T I UM ARVENSE L. Fe ld -Ho rn k rau t .
LINN. Sp. pl. ed. 2. p. 628.
ABBILD. S c h k . Handb.l. T. 125. S türm Deutschi. Fl. Äbth:l. H.8. Fl. dein, t.626.
Engl. bot. t. 93.
SPIELART a. GLABRESCENS. F a s t kahles Fe ld-Hornkraut .
SYN. Cerastium arvense ß. M e r t ^ u. K och Deutschi. Fl. 3. S. 348.
C. strictum der Florenschreiber und botanischen Gärten.
Myosotis lin ea r is M ö nch Melk. p. 225.
Dauer. Mehrjährig. B lü th e z e it. April, Mai. F ru ch tr e ife . Juni, Juli.
Vorkommen. Auf grasigem trockenem Boden zwischen Ackern, auf Hügeln, Triften
und an Wegen, auch in lichten Waldungen. Die Spielart inGebirgs- und Berggegenden.
S tandörter. Fürstenthum G ö ttin g en : um Göttingen häufig,' z. B. am Wege nach
Deppoldshausen 5 die Spielart in den Weserthalwaldungen. Fürstenthum G ru benhagen:
am Harze $ die Spielart an steinigen Abhängen bei Wildemann, bei Lautenthal, ( bei Schladen
und Horneburg im Braunsehweigschen). Fürstenthum Calenberg: zwischen Capellenhagen
und Wallensen, hei Salzhemmendorf, häufig um Hannover, ln der Grafschaft Bentheim.
Fürstenthum Lüneburg: hei Celle, Lüneburg.
Bemerk. Die Spielart zeichnet sich bei schmälern, haarlosen Blättern auch mehrentheils durch einen von
derWurzel an, oder doch nach Obenhin straffen Stengel aus. Cerastium str ic tum L. »capsulis globosis« kann
nicht hierher gehören, und ist .gegenwärtig noch als eine zweifelhafte Pflanze ZU betrachten.
2. CERASTIUM VULGATUM L- K n a u lb lä tliig e s Hornkraut.
LINN. Sp. pl. ed.2. p. 627. und des L in n £’sehen Herbarium.
ABBILD. R e ic h e n b . Iconogr. Cent. III. t. 233. u. t. 284. f. 387. (Cerastium rotundi-
folium). Engl. bot. t. 789.
SYN. Cerastium viscosum C ürt. Fl. lond. fase; 2. t. 35.
G. g lomerat um T h v i l l . Fl. par. 1. p. 226. M e r t . u. K och Deutschi. Fl. 3. S. 337.
C. ovale P ers . Syn. pl. 1. p. 521.
Dauer. Einjährig. B lü th e z e it. Mai bis August. F r a ch tr e ife . Juni bis September.
Vorkommen. Auf Ackern, Ackcrraincn, grasigen Plätzen und in Vorhölzern, vorzüglich
auf sandigem Boden häufig.
S tandörter. Z. B. Fürstenthum Gö ttin gen: um Göttingen. Fürstenthum Grubenhagen:
am Harze, z. B. um Clausthal. Fürstenthum Hildesheim : heiÄlfeld. Fürstentum
Calenberg: am Deister5 bei Hannover. Fürstenthum Lüneburg: bei Celle, Bevensen,
Ulzen, u. s. w.
5. CERASTIUM VISCOSUM L. JLangblüthcnstieliges Hornkraut.
UNN. Sp- pl. ed. 2. p. 627.
ABBILD. R e ic h e n d . Iconogr. Cent.III. t.245. (Cerastium triv ia le ). Engl. bot. t.7 9 0 .
SYN. Cerastium vulgatum C ü r t . Fl. lond. fase. 2. t. 34.
C. t r iv ia le L in k Enum. hort.berol.1. p . 433. M e r t . u. K och Deutschi. Fl. 3. S.334.
SPIELART a. GLABRESCENS. Fas t kahles langhlüthenstieliges Hornkraut.
S YN Cerastium h o lo steo id es F r i e s ! Nov. fl. suec. 4. p. 52.
Dauer. Einjährig. B lü th e z e it. April bis Octöber. F ruchtreife. Mai bis November.
Vorkommen. Auf Wiesen, Weiden, Ackern und in Vorhölzern häufig. Die Spielart
vorzüglich am Küstensaume und auf den Inseln.
Standörter. Fürstenthum G ö ttin g en : auf den Göttinger Stadtmauern und vor den
Thoren, im Weender Felde, hei Reinhausen, im Solling, z. ß. hei Adelebsen, Schlarpe,
( Odelsheim im Hessischen ). Fürstenthum Grubenhagen: im Eichsfelde hei Krebeck, Bodensee,
Lindau 5 bei Osterode, Scharzfeld, Clausthal. Fürstenthum H ild e sh e im : bei Alfeld..
Fürstenthum Calenberg: am Deister; bei Hannover. Fürstenthum Lüneburg:
z.B. um Dreilingen. Herzogthum Bremen: bei Spieka, nebst der Spielart. Fürstenthum
O stfr ie sla n d : auf Nordcrnei, nebst der Spielart.
Demerk. Von E hbhakt zd L ix h F s Zeit bei Upsala gesammelte Exemplare, die er Cerasti am v isco -
tnm bezeichnete, bestätigen des verst. Präs. Sm ith Ausspruch, dass die langblüthenstielige, gewöhnlich weniger
drüsig-kleberige dieser beiden verwandten Hornkrautarten Nr. 2. und 3. das Lrwwi’sche C. viscosum sey.
Obgleich es häufig wenig-drüsig und kaum kleberig vorkommt, so trifft man doch auch Exemplare, die an Klebrigkeit
die folgende Art noch übertreffen. Das Verhältniss der Länge des Blumenstiels zur Blume und die Blattform
lassen jedenfalls beide Arten leicht unterscheiden.
4. CERASTIUM BRACHYPETALUM De spo rt e s . Kur zblumiges Hornkraut.