VI
S p iela rten, 190 Abänderungen und Umbildungen wildwachsender Pflanzen, oder
insgesaramt 2,106 v e r s ch ied en e P flan z en fo rm en , wobei jedoch zu berücksichtigen
ist, dass viele der Pflanzenformcn, welche meiner Ansicht nach nur für Unter-, Schein-,
Ab- und Spielarten angesehen werden können, von andern Schriftstellern für eigene
Arten gehalten werden, wie die hinzugefügte Synonymie ergiebt. Folgt man dieser
letztem Ansicht, so fallt die obige Artenzahl sehr viel beträchtlicher aus.
Die hannoversche Flor liefert ihr eigenthiimliche Beiträge zur Flora Deutschlands,
indem sich unter den im Lande entdeckten Pflanzen einige neuen und mehrere früher
nur in höherm Norden wildwachsend angetroffenen Pflanzen 1 2 befinden, die durch mich
zuerst in Deutschland entdeckt wurden. Andere der aufgefundenen Gewächse gehören
zu den in Deutschland seltenen oder im nördlichen Tlicile desselben früher nicht gefundenen
Arten3. Mehrere Gattungen sind so artenreich, dass alle oder doch bei weitem
der grössere Theil der in ganz Deutschland vorkommenden Arten im Umfange unserer
Flor nachgewiesen werden können 4.
Das Interesse, welches die angestellten Forschungen über den Gehalt unserer Flor
in praktischer oder volkswirtschaftlicher Beziehung gewähren, habe ich durch die am
Schluss des Werks gegebene Übersicht der nutzbaren Gewächse des Landes nach ihrer
verschiedenen Benutzungsfähigkeit nachzuweisen gesucht.
Sie lassen sich in dieser Beziehung in zwei Hauptclassen bringen.
Die Gewächse der ersten Classe bieten sich dem u nmittelbaren Verbrauche
oder der Be zieh un g roher Produete des P fla n z en r e ich s an. Sie zerfallen,
wie die am Schlüsse der Chloris gegebene Übersicht, unter namentlicher Aufführung
der Pflanzen, näher nachweis’t , in fünf Abtheilungen.
Die erste A b th e ilu n g führt die dem Haushalt n ü tz lich en wildwachsenden
P fla n z en des Landes auf: 25 Arten derselben bieten dem Haushalte Früchte an,
1 Z. B. S id e r it is h e r e y n ia , L a s ia g r o s lis v a r ie g a ta , und gegen 150 S p ie la r te n , von denen mehrere
andern Botanikern für eigene Arten gelten.
2 Z. B. M y r io p h y llum a lte r n iflo r um D e Cand., A r tem isia r.upestris L ., S a lix s ti pula ris S m.,
A llium str ic tum Schbad., O a rex A r g y r o g lo ch in Hobnem., C. l o l i a c e a L ., Triticum acutum
D e C a n d . Theils durch briefliche Mittheilungen, theils durch Abgebung von Exemplaren ist das Vorkommen
mehrerer derselben bereits bekannt geworden.
3 Z. B. P o t e n t i l la n o r v e g ic a L., C o ch lea r ia a n g lica L ., C. d a n ic a L., Helianthemum gut-
tatum Mil l . , A ls in e D o n ii , S ile r trilob um S cop. , Oenanthe L a c h e n a lii Gmel. , Cornus
s u e c ic a L ., M y o so tis sp a r s iflo r a M ix ., Echinospermum deflexum L ehm., S a lv ia A e th ió p is L.,
Orobanche Rapum T hüill., U tr icu la r ia n e g le c ta L ehm. , A n a g a llis ten ella L ., P y r o la med
ia Sw ., W a h len b e r g ia hederacea S chbad., L o b e lia Do rtm anna L., Aster a lp in u s L., Cotula
c o r o n o p ifo lia L., S a lic o r n ia rad ican s Sm., Ru ppia r o s te lla ta Koch, Orchis la x if lo r a L am.,
Ophrys a p ife ra Hvds., F r it illa r ia M e le a g r is L., L ilium bulbiferum L ., Ju n en s b a lticu s
Wil l d ., Carex te ta n ic a S chk., C. B u xb aum ii W ahlewb., S c irp u s mul t ic a u lis S m . , Triticum
l it o r a le H ost, H ie r o ch lo a odorata Wahlenb., Ammophila b a ltic a L in k , C a lam a g ro stis Hal-
■leriana D e Cand., Eq u ise tum v a riegatum S chl., Po lypodium ilv e n s e Sw. u. s. w.
4 Z. B. die Gattungen H yp e ricum , E p ilo b ium , S t e lla r ia , G alium, P o tam o g e ton , Carex, Brom
u s u. and. *
VII
58 Arten liefern Gemüse und Salat, 29 Arten Gewürze und magenstärkende Mittel, ond
21 Arten theeartige Getränke 5 33 Arten eigenen sich zum geringen Hausverbrauche.
Die zweite A b th e ilu n g giebt die dem W ie s e n - und W e id en b au und der
V ieh h a ltu n g n ü tz lich en Gewächse an. Auf unsern Wiesen finden sich 59 Grasarten
und 38 Pflanzenarten der übrigen Familien, von welchen die Güte des Wiesenbestandes
auso-eht. Auf den Weiden finden sich 60 Grasarten und 79 Pflanzenarten der
übrigen Familien, welche die Güte der Weiden bestimmen. Sowohl diese als jene sind
ihrem Gebalte an Nahrungsteilen und ihren Wachsthumseigentlnimlichkeiten nach in
Gewächse erster und zweiter Güte, unter Hinzufügung von Ünterabtheilungen nach der
Bodenbeschaffcnheit, eingetheilt; wodurch die Grundlage zu einer naturwissenschaftlich
und ökonomisch richtigen Einlheilung unserer Wiesen- und Weidengründe nach ihrer Ernährungsfähigkeit
gegeben ist. Der Cultur der Wiesen und Weiden sind 39 Pflanzenarten
zu empfehlen. Zur Viehfutterung sind ausser obigen Wiesen - nnd Weidengewächsen
noch 45 Pflanzenarten tauglich 5 12 Arten ferner liefern Hausgeflügel- und Vögelfutter,
und 43 Arten sind der Bienenzucht vorzüglich nützlich.
Die d ritte A b th e ilu n g weis’t die Gewächse nach, welche sich zur Cultur
der H eid en , zur B e fe s tig u n g des T r eib - und F lu g san d e s und zur Begrünung
der D e ich e e ig en en : 14 Pflanzenarten sind der Cultur der Heiden zu empfehlen,
17 Arten können zur Befestigung des Sandes, und etwa 18 Arten zur Begrünung
der Deiche und Befestigung der Ufer dienen.
Die v ie r te A b th e ilu n g handelt von den Gewächsen des F o r stb a u e s: 16
Holzarten machen den wesentlichen Bestand unserer Hochwaldungen aus; 24 Arten, mit
Ausschluss der obigen, gehören dem Niederwaldbetriebe an, und etwa 18 Arten sind dem
Wasenholzbetriebe zu überweisen.
Die fü n fte A b the ilu n g hat d ie B enu tzu n g un sere r wildw a ch sen d en
P fla n z en für den Gartenbau zum Gegenstände. Es passen sich 33 Pflanzenarten
für die Anlegung von Parks und Lustgebüschen, 14 Arten sind zu Hecken, Lauben und
Wandbekleidungen brauchbar, 73 Arteh für Teichanlagcn, künstliche Felsen und Rasenplätze;
und 289 Arten verdienen als Zierpflanzen in unsere Gärten aufgenommen zu
werden.
Die Pflanzen der zweiten Classe bieten sich der Gewinnung von Kunstproducten
dar. Sie zerfallen in drei Abteilungen.
Die e r s te A h th e ilu n g gewährt einen Überblick der sämmt lieh en o ffi ein eile
n Gewächse des Landes. In den beideh Ausgaben der Pharmacopoea ha-
noverana sind überhaupt 120 im mittlern und nördlichen Europa wildwachsende Pflanzenarten
zur Bereitung1 der Arzneien vorgeschrieben. Von diesen habe ich 106 Arten
im Königreiche aufgefunden und ihr Vorkommen nachgewiesen. Ausser jenen wachsen
noch 65 Arten olficineller Pflanzen im Lande, welche als Hausmittel oder in der Thierarzneibereitung
Dienste leisten.
Die zweite A b th e ilu n g zählt d ie jen ig en Gewächse des Königreichs anf,
w e lch e sich für das Manufactur- und Fabrikwesen e ig en en . Sie fallen theils
chemischen, theils eigentlich technischen Fabrikationen anheim. Zu e r s tem lassen sich
folgende Gewächse benutzen: 50 Pflanzenarien vorzüglich können zur Gewinnung von koh