Bemerk. 1. Im Frühlingszustande (Viola pratensis M e r t . u. K o c k ) und überhaupt, wenn die Pflanze
kleiner bleibt, sieht sie der V. lactea ähnlich, Müsst sich aber unterscheiden: durch die noch langem,, (den
Blattstiel nicht selten an Länge übertreffenden), breiten Nebenblättchen, und durch schmälere, geradlinig gegen
die Spitze verlängerte, an der bald mehr bald weniger in den Blattstiel herabgezogenen Basis eiförmige, auch
wohl gegen den Stiel etwas eingezogene, aber nie wahrhaft herzförmige Blätter. Die an Grösse variirenden Blumen
sind um Vs grösser als an der vorigen Art, und amiantblau.
Bemerk. 2. Ich nehme diese Pflanze, obgleich sie bis lang uns zunächst erst einige Meilen ausserhalb des
für unsere Flor angenommenen Grenzumfanges gefunden worden ist, hier mit auf, weil die Synonymie der vorhergehenden
Art erst durch die der gegenwärtigen ihre Erläuterung erhält. Dass die letztere hier der Natur entsprechend
zusammengestellt sey, dafür spricht eine vieljährige Beobachtung der cultivirten Pflanze und das öftere
Verfolgen derselben in freier Natur. Zwischen Rödelheim und dem Hellerhöf, und Rödelheim und Bockenheim
in Oberhessen kann man auf feuchten Wiesen die 2' bis 3" hohe Viola pratensis in die 1' bis l J/2' hohe V.
persicifolia glabra — und an trockenen Holzrändern diese in die var. pubescens, durch alle Mittelstufen,
übergehen sehen.
9. VIOLA TRICOLOR L. D r e ifa r b ig e s Ve ilchen.
V io la t r ic o lo r ß. L i n n . Sp. pk ed.2. p.1326.
ABBILD. S turix Deutschi. Fl AJbth. 1. H. 11. B a t n e Arzneigm. 3. T. 5. Engl bot.
t. 1287.
ABÄNDERUNG * F lo r ib n s su b u n ic o lo r ib tis in ten e e c o e r u le is . M it f a s t
einfarbigen g e s ä ttig t blauen Blumen.
SYN. V io la b ic o lo r H offm. Fl. germ.2. p. 170.
SPIELART a. HISPIDULA. Z a rth a c k e r ig e s d r e ifa r b ig e s V e ilch en .
SYN. V io la t r ic o lo r O. M e r t . u. K och Deutschi. Fl. 2. S.272.
V. ro th om a g en sis D e s f . Cat. p.153. D e Cand. Fl. frang. 4. p. 809. (welches jedoch
stärker mit Haaren besetzt ist, als das unserige).
ABÄNDERUNG * F lo r ib n s su b u n ic o lo r ib n s lu te is. M it f a s t e in fa rb ig
gelben Blumen.
ABÄNDERUNG ** F lo r ib n s a lb id is . M it f a s t tceissen Blumen.
SPIELART b. PROCURRENS. D ankendes d r e ifa r b ig e s Veilchen.
ABART A. ARVENSIS. D r e ifa r b ig e s A c k e r -V e ilch en .
SYN. V io la t r ic o lo r ß. M e r t . u. K och a . a . 0 .
V. a r v e n s is M urr. Prodr. siirp. gott. p. 73.
V. t r ic o lo r a. L i n n . Sp. pl. ed. 2. p. 1326.
ABBILD. H a t n e Arzneigew. 3. T. 4. (Viola tricolor parviflora).
ABÄNDERUNG * F lo r ib n s s n b u n ic o lo r ib n s lu t e is . M it f a s t einfarbig
gelben Blumen.
SPIELART a«. TRIFOLIATA. D r e ib lä tte r ig e s d re ifa rb ig e s A c k e r-V e ilch o n .
SYN. Viola tr ic o lo r t. M e r t . ti. K och a . a. O.
V. K ita ib e lia n a Syst, cfeg. ed. Röm. S chul t . 5. p. 383.
Dauer. Einjährig. Blüthezcit.'Mai bis August. F ru ch tr e ife . Juni bis October.
Vorkommen. In Wäldern,' auf Waldwiescn undin Feldern. Die Abänderung mit blauen
Blumen am Harze und an den steinigen Ufern der Harzgewässer im flachen Lande, die Spielart
a. auf Saiidäibern dfer Heidniederungeuj b. im Sande der Inseln. Die Abart überall auf
Äckern mit lehmigem und thonigem Boden utid in der Marsch.
Standörte'r.'Fürstentlium G ö ttin g en : die Hauptart nebst der Abänderung bei Volkmarsbansen,
auf Wiesen zwischen Nordkeim und Elvershausen; die Abart überall auf Ackern.
Fiirsleirthum Grube n h a gen: die Hauptart nebst der Abänderung auf dem Harze , ■C B.
neben der Petershütte bei Osterode, an derSöse bei Osterode nach dem Magazine zu, bei
Scliarzfqls, Andreasberg, Clausthal, ( an der Rosstrappe bei der Blechhütte im Preussischen;
bei Braunläge im Braunscbweigscben). Grafschaft H o h n s te in : die Hauptart nebst der Abänderung
bei Niedersachswerfen, Ilfeld, (bei Hohegciss im Braunschweigscben). Fürstenthum
Calen b erg : die Abart um Hannover, z. B. bei Döhren, im Steinthorfelde. Fürstenthum
Osnabrück: die Hauptart und Abart im Amte Hunteburg. Grafschaft Hoya: bei
Drakenburg die Abart. Fürstentbum L ü n eb u rg : bei Celle, Ulzcn, nebst der Spielart tri-
fo lia ta , Hohnstorf; die Spielart ä. bei Dreilingen, Ulzen, Lüneburg; die Abart bei Celle,
Dreilingen, Harburg, (Kaltenhof im Preussischen). Herzogtkum Bremen: bei Wehldorf.
Fürstentbum O stfr ie slan d : die Hauptart auf Borkum, JVordernei; die Spielart b. auf Nor-
dernei, Baitrum, Langeroog.
Bemerk. Der Boden ist auf die mannichfache Bildung und Verschiedenheit der Bestandteile und Kräfte
djeser Pflanze von einem Einfluss, den man bestimmt verfolgen kann, wenn man das Land im Zusammenhänge von
den Gebirgen gegen die Küsten hin bereiset. Die niedrige, grossblumige Pflanze gehört dem kiesigen und kiesig
sandigen Gebirgsboden an; nur durch die Berggewässer wird sie ins Land geführt. Im Flachlande werden
die Blumen kleiner. Der dürre und heisse Sand der Niederungen bekleidet die Pflanze in mannichfachen Abstu.
fungen mit steifen zarten Haaren, und wirkt auf vielfache Veränderung der Blumenfarben. Unter dem Einflüsse
der See- und Küstenwinfle legt^sich der Stengel, und die Pflanze rankt auf dem Boden fort. Der lehmige, tho-
nige und thonig-humose Boden erzeugt die hochstengelige Abart (V io la a r v en s is ), die mit Überhandnahme
des Sandes in die niedrigstengelige Hauptform übergeht. Dieser Übergang tritt auch alsdann bald ein, wenn
durch die Getreideeinsaat die eine Form zur andern auf denselben Acker gebracht wird. Im Marschboden der
Küstenländer kommt nur die hochstengelige Form vor. Die Gebirgs- und Sandpflanze ist die kräftige zum offi-
cinellen Gebrauch anwendbare, während die üppige, hochstengelige V. a rv en sis kraftloser und weniger wirksam
ist. •
FAMILIA X X X IX . N E U N U N D D R E I S S IG S T E F A M IL IE .
HELIANTHEMEAE. Sonnenröschen.
Cistineae De Cand. Prodr. egst. nat. 1. p.263.
1. H E L IA N T H EM UM T o u r n e fo r x . Sonnenröschen.
T ournee. Inst . p. 248. 1 . 128.
t EX S I IPU L A X A . Sonnenröschen ohne Nebenblättchen.
4. HELIANTHEMUM GUXIAXÜM MILLER. G e fle ch te s Sonnenröschen.
STILL. Dict. n. 18.