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die Lebensverhältnisse ih r zn gehn erlaubten. Gegen Ende der
Ancyluszeit oder zu Anfang der Litorinazeit, als dio Landsenkung
sich geltend zu machen begann, und das salzhaltigere u nd wärmer e
Wasser nach den Küsten Skandinaviens ■ hinströmte, wurde ganz
sicher diese gleiclimässige A'erbreitung unterbrochen, Yvahrscheinlich
in der Gegend der K ü ste des südwestlichen Norwegens, die fü r die
neue Wasserart am meisten zugänglich war. Hier-durch erhielt man
zwei getr-ennto Verbreitungsgebiete, ein nör-dliches an d e r westlichen
und nördlichen K ü ste Norwegens u nd ein südliches an d e r W e stküste
vorr Schweden. Das erstere wur-de Y'on dem salzhaltigeren
rtnd wär-meren AVasser der- Litorinazeit immer weiter rrach Nor'den,
das letzter-e immer weiter nach Südorr versclrobon. Möglich is t nun,
dass Sphacelaria racemosa in dem sttdlicher-en Gebiet dank der- E n tsalzung,
der das Wasser hier durch rlie aus der Ancylussee h in ausströmenden
Wassermassen ausgesetzt vor dem Un terg an g
geschützt war, bis es ih r gelang, in das Litorinameer einzudringen
und auf solche AVeise ein Bewohner der je tz tig en Ostsee werden'.
Hiei'init sind wir zu einer Erkläi'ung gelangt, die in der Hauptsache
mit der übereinstimmt, die L ö n n b e b g fü r das Vorkommen dor hochnordischen
Tiere im Öresund aufgestellt hat.
ln dem Eismeere kommt Sphacelaria racemosa in Gebieten
mit einem Salzgehalt vor, der 34—35 "/oo, oder etwas darüber beträgt
und demnach bedeutend den Salzgehalt an der schwedischen Westküste
überschreitet. Wahrscheinlich sind es wohl die beiden Faktoren
Salzgehalt und Temperatur, die im A'erein mit einander das
Verbreitungsgebiet für Sph. racemosa f. arctica bestimmen, und
zwar auf die AA'eise, dass sie bei Nordland in einem AVasser mit
einem Salzgehalt von ungefähr 34 "/„o, dessen Temperatur aber während
des Sommers nur auf ungefähr 12° steigt (G r a n 1900), Vorkommen,
an der Westküste von Noiuvegen und an der schwedischen
Westküste dagegen nicht in einem A\'asser gedeihen kann, das um
einige "/oo niedrigeren Salzgehalt und um einige Grade höhere Temperatur
besitzt (vgl. die hydrographisciien Tabellen S. 203 und 205),
während sie wieder günstige Lebensbedingungen in der Ostsee
finden kann, wo das AVasser eine Temperatur hat, die der der letzteren
Gebiete entspricht, aber einen Salzgehalt, der bedeutend
niedriger ist (in der westlichen Ostsee variiert der Salzgehalt in
' Der S a lzg eha lt in dem Lito r in ameer v o n Gotland nordwärts entsprach
ungefähr dem je tz t zw isch en Warnemünde und Bornholm herrschenden ( N a t h o r s t
1894, S. 1046), also in Gegenden, av o S p h ace laria racemosa n o ch vorkommt.
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10—20 m Tiefe in d e r E eg e l zwischen U —18 "/„o, im südlichen
K a tte g a t dagegen zwischen 22—28 "/„„). Sph. racemosa is t eine von
den Arten, die in den nördlichen Eismeeren noch in den Gebieten
des K an sch en u n d Sibirischen Meeres Vorkommen können, yvo die
Algenvegetation wegen des verminderten Salzgehalts äusserst dürftig
ist (K t e l lm a n , N. Ish. algfl., S. 9 und 32).
Neuerdings liat S a u y 'A G e a u (1903, S. 74—75) dargethan, dass
Sphacelaria mcemosa f. typica nicht so selten ist, wie man es früher
glaubte. Sie is t nach S a u v a g e a u bisher an folgenden Lokalen
nachgewiesen, nämlich an der Ostküste Schottlands, dem arktischen
Norwegen (Lyngen), im Trondhjemsfjord, bei Helgoland, an der
Ostküste Jü tla n d s (Aalborg B u g t; die im Ju li erbeuteten Exemplare
fruktificierten) und m d er Kieler Fö h rd e {Sph. olivácea E e i n k e ,
Atlas, Taf. 46). Kö n n te man es nun fü r sicher halten, dass Sph.
racemosa f. typica und f. arctica n u r verschiedene Formen einer
und derselben A rt wären, so könnte es von Sph. racemosa gesagt
werden, dass sie eine gleichmässige Ve rb re itu n g vom Eismeer bis in
die Ostsee hätte, dass sie aber im Eismeer u nd in der Ostsee reichlicher
vorkäme u nd ausserdem bedeutend k rä ftig e r ausgebildet Yväre
als im Atlantischen Ozean. Im arktischen Norwegen und in der
Kieler F ö h rd e sollten beide Fo rm en vorh an d en sein. S a u v a g e a u
halt es indessen fü r unYvahrsclieinlich, dass diese Formen einer und
derselben A rt angehören, u n d demnach bleibt die Schwierigkeit,
die je tz ig e geographische V e rb re itu n g d er Sph. racemosa f. arctica
zu erklären, bestehen. (Vgl. Phyllophora Brodimi f. typica u nd f
interrupta S. 124, 249 u nd 263).
AA Biologische Beobachtungen,
Die Algenvegetation an der schwedischen W e stk ü ste h a t ihre
üp p ig ste EntYY'icklung während des Sommers, besonders während
d er Monate Ju li u nd August. Hierzu tr ä g t vor allem der Eeichtum
an einjährigen Algen bei, deren Entwicklungsperiode eben in den
Sommer v e rleg t ist, u nd die Yvährend des Herbstes absterben und
während des AVinters fehlen, mit alleiniger Ausnahme dieses oder
jenen Jungexemplars. Die Algen, die während des Winters der
Vegetation ih r Gepräge verleihen, sind bis auf wenige Ausnahmen
die perennierenden Arten. U n te r den n ich t perennierenden Arten,
die während des Winters dazu beitragen, die Physiognomie der
Algenvegetation zu bestimmen, tr itt Pylaiella litoralis y divaricata
am meisten hervor. Im F rü h lin g tr itt dagegen eine ganze Eeihe
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