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wiederum solche, die Hühnerei- bis faustgross und darüber sind. Schon erbsengross sind sie schwarz-
braun an ihrer Oberfläche, die mit dicken und grossen Warzen besetzt ist, welche, von oben betrachtet,
gewöhnlich Hexagone vorstellen und voneinander durch enge Thälchen abgegrenzt sind. Viele Warzen
sind durch zwei flache, sich kreuzende Furchen oder Streifen in 4 fast gleich grosse Abschnitte
geteilt, und fast jeder dieser Abschnitte zeigt nahezu in seiner Mitte einen kielartigen, scharfkantigen
Vorsprung, doch kommen auch Vfarzen vor, denen diese Vertiefungen oder flachen Streifen fehlen und
darum ungeteilt sind. Die Warzen eines und desselben Fruchtkörpers sind meist von verschiedener
Dicke und treten deshalb an einzelnen Stellen der Fruchtkörperoberfläche stärker als an anderen hervor.
Ganz ausnahmsweise kommen Fruchtkörper vor, die überhaupt nicht stark hervortretende, also mehr
flache, gleichsam plattgedrückte Warzen besitzen. Mitunter verschmelzen benachbarte Warzen miteinander.
Die P'orm der Fruchtkörper ist selten kugelig, meist sind die Knollen stark höckerig und
von unregelmässiger Gestalt; noch nicht reife Fruchtkörper lassen allerdings oft Eiform, Nierenform,
Biscuitform etc. erkennen. Die Fruchtkörper sind rings geschlossen, eine stärkere, lochartige A'ertiefung
wie am Fruchtkörper von Tuber excavatum Vitt, fehlt, und von einer eigentlichen Basis ist bei ihnen
nichts zu bemerken. Oft liegen die Fruchtkörper zu 4 bis 5 wie in einem Neste nebeneinander. Erst
zur Zeit vollständiger Sporenreife verbreiten die Fruchtkörper einen zuerst angenehmen, schwach
aromatischen Geruch, der dem von Tuber macrosporum Adtt. und Choirornyces meandriformus A'itt.
fast vollständig gleicht und etwa mit dem Geruch eines schwachgerösteten Maiskolbens (A'ittadini,
Monogr. Tub. p. 39) oder auch der Oberkohlrabenbrühe am Küchenherde vergleichbar ist. Schon
nach wenigen Tagen tritt an reifen, im Zimmer aufbewahrten Fruchtkörpern ein sehr unangenehmer,
scharfer, porreeartiger Geruch hervor.
D ie P e r id ie des reifen Fruchtkörpers ist incl. Warzensubstanz stellenweise über 1,5 mm dick, fleischig und einschichtig.
Die äusserste Peridiaifläche besteht aus dickwandigen, in der ?>Iembran gallertig glänzenden, tief schwarzbraun (mit etwas
rot) gefärbten Pseudoparenchj'mzellen, die am jungen Fruchtkörper von einem dichten Geflecht schmaler goldgelb
gefärbter, gallertige Membranverdickung zeigender, septierter und reich verzweigter, der Schnallenzellen entbehrender Fäden
(Taf. XX, fig. 7, bh) überzogen sind, weiches mit dem erwähnten Pseudoparenchym gleichsam die Warzen bilden hilft.
Ferner befinden sich wie .Auswüchse mancher, zu äusserst gelegener Pseudoparenchymzellen schmale, gleichfalls goldgelb
gefärbte, lange, nicht septierte und in der Membran nur mässig verdickte Hyphen vor, die nicht oder nur wenig verflochten
sind und von der Fruchtkörperoberfläche abstehend nicht zur Warzenbildung beitragen. (Taf. XX, fig. 8, ka). Diese nicht
septierten Aussenhyphen sind also nicht etwa die Fortsetzungen der venae e.xternae der (ileba. Das die Warzen
formierende Pseudoparenchym setzt sich in das innere der Peridie in Form eines Scheingewebes fort, welches, soweit es
an Warzensubstanz stösst, ziemlich grosszeilig und braungelb gefärbt ist. Der ungefärbte, engzelligere Teil desselben geht
schliesslich allmählich in ein nicht mehr zur Peridie gehöriges Hyphengeflecht über, dessen Elemente zumeist in der Richtung
der Fruchtkörperoberfläche verlaufen, farblos und septiert, dabei auch verzweigt sind und sich stellenweise in die Gleba als
Trama der venae lymphaticae fortsetzen.
Die G le b a vollständig reifer Fruchtkörper hat wachsartige Konsistenz, wenigstens ist sie lange nicht so fleischig
als die von Tuber melanosporum Vitt. Sie zeigt in einer grauweissen, selten etwas rötlich-grauen Grundmasse weisse,
ziemlich dünne, fast gleich breite, etwas gyrös gewundene Adern (venae externae), welche zu einem reich verzweigten, an
unzähligen Stellen bis an die Peridie herantretenden Adernetz verbunden sind (Taf. XI, fig. 4). Nicht selten vereinigen
sich einige dieser dünnen Adern zu stärkeren Strängen, welche an einer gemeinschaftlichen Stelle in unmittelbarer Nähe
der Peridie Zusammentreffen, die aber kaum als Basis des Fruchtkörgers bezeichnet werden darf Die grauweisse Grundmasse
der Gieba wird durch die venae lymphaticae nebst sporenführenden ascis und Paraphysen gebildet. Die venae
lymphaticae bestehen immer aus schmalen, langzeiligen Hyphen, denen einzelne dickere, aber auch sehr langzellige beigemengt
sind, die venae externae dagegen bestehen aus gleich dicken, unseptierten, hie und da durch kleine (¿uerbrücken
anastomosierenden, farblosen, langen und locker verschlungenen und darum mit lufthaltigen Interstitien versehenen Fäden
(Taf XX, fig. 8, ve). — Die asci, welche sich am Grunde mittelstarker, septierter, gallertig glänzender und pallisadenartig
neben einander gestellten Paraphysen befinden, sind kurzgestielt, und zwar ist ihr Stiel niemals länger als der Durchmesser
des ascus, meistenteils viel kürzer. Die asci sind 2—6 sporig, selten nur einsporig. Ihre Form ist bald rundlich,
bald ein wenig birnenförmig (Taf.XVl, fig. 6). — D ie Sp o ren (Taf. XVI, fig. 6) sind gefeldert (areoliert); die Felclerchen
sind geräumig und treten bei den älteren, reifen Sporen oft nur undeutlich hervor. Die Sporen sind elliptisch, 24 bis
3 1 p. lang und 21 bis 25 p. breit Ihr Exospor ist anfänglich farblos, dann gelblich und zuletzt bräunlich gefärbt.
S c h ic k s a l und V e rh a lte n des F ru c h tk ö rp e r s nach der sog. K e ife . Sobald der Erweiclumgsprocess
eintritt, nimmt die Gleba zunächst eine fast rosa, dann gelbgraue Farbe an und verliert dabei etwas das marmorierte Aussehen.
Sie wird weich und geht schliesslich in eine krumige oder käsige, gelblich-braune Materie über, während die
dicken Warzen der Peridie lange Zeit unverändert bleiben. Noch ehe sich der Erweichungsprocess der Gleba vollständig
vollzogen hat, klafft die stets etwas hart bleibende Peridie an etlichen Stellen auseinander und die käsige Gleba wird
sichtbar. An diesen Stellen beobachtet man häufig einen schmutzig-weissen Schleim, der auch die benachbarten Warzen
überzieht, und innerhalb der Gleba zahlreiche Anguillulen. oder auch Fliegen- und Kaferlarven, denen hier eine lange
Zeit Wohn- und Nährstätte bereitet ist. Sehr häufig trifft man sowohl innerhalb noch nicht reifer Fruchtkörper als auch
in der bereits weichen Gleba den sog. Trüffelkäfer i oder Larven und Eier desselben an. — Beim Trocknen schnurren
die Fruchtkörper etwas zusammen, ohne aber wesentliche Formänderung zu erfahren. Sie werden an ihrer Oberfläche
etwas bräunlich bis schwarzgrau, während die Giebafarbe sich nicht verändert. - In Spiritus gesteckte Fruchtkörper färben
denselben nur wenig. , _ ,
B em e rku ng en über den G eb rau ch sw e r t d e r S p e c i e s für d en m e n s c h lich e n H a u sh a lt . Zu den
feinsten Speisetrüffeln darf die Sommertrüffel nicht gezählt werden. Wohl besitzt sie einen angenehmen Geschmack und
auch etwas Aroma, aber letzteres steht doch sehr dem der Pdrigordtrüffel nach, und ausserdem drücken die gros^sen
dicken Warzen der Peridie ihren Gebrauchswert herab. Immerhin kann Deutschland sich glücklich preisen, diese Tuber-
species zu besitzen, deren Bedeutung erst dann recht erkannt werden wird, wenn ihre mir bereits gegluckte Kultur grössere
Ausdehnung angenommen hat,
7. Tuber mesentericum Vitt.
(Monogr. Tub. p. 40, tab. III, fig. XIX.)
T af.XV l, fig 7.
Synon: Tuber cibarium Cord., Icon. fung. V, 68, tab. V, flg. 46.
Litteratur: Tulasne, in Ann, des Sc. Nat., t. XIX, p.380.
fung. hypog, p. 139, tab.A’ , fig. V, tab. VII, fig. IV et tab. XVII, fig. I.
A r tch a r a k te r . Die nicht sehr stattliche Grösse und die kleinen, schwarzbraunen Warzen
der Fruchtkörperoberfläche, besonders aber die eigenartige, g e k rö s e ä h n lic h e C o n fig u ra tio n de r
G le b a und die elliptischen, zur Reifezeit s e h r d u n k e lb rau n gefärbten, a lv eo lie r ten Sporen bilden
den Artcharakter.
S tand o rt. Gleich Tuber aestivum Vitt, lagert diese Species innerhalb des krumigen, mit aus
der Erdschichte stammenden Kalkstückchen durchsetzten Humus unter Eichen oder aber in mässiger
Tiefe eines zähen, mit Birken. Ulmen, Pappeln, Ahorn und Schneeballstauden bestanden Schlickbodens-
Unter Kiefern, überhaupt Nadelhölzern ist sie bis jetzt nicht gefunden worden.
H au p ten tw ic k e lu n g sz e it. Spätherbst und Winter,
E r k e n n u n g s z e i c h e n de r S p e c ie s an dem Or te ih re r E n tw ick e lu n g . Durch die g e r
in g e G rö s s e sowohl ihrer F ru ch tk ö rp e r als auch deren Warzen und durch die eigenartige,
g e k rö s e ä h n lich e Configuration ihrer Gleba wird diese Species, welche nur mit Tuber aestivum Vitt,
verwechselt werden könnte, leicht von letzterer schon im Walde oder in Parkanlagen unterschieden.
G e o g r a p h is c h e V e r b r e i t u n g . In Deutschland ist das Vorkommen dieser Trüffel kein so
häufiges, wie das t-on Tuber aestivum Vitt., Sie kommt in der Weichselniederung Westpreussens und
zwar in der Gegend um Kulm* in der sog. Nonnenkämpe, einem hauptsächlich mit Eichen, auch zahlreichen
Ulmen und Pappeln bestandenen Laubwalde, der auf zähem Schlickboden steht, vor, ferner
auch im Elsass» bei Blodelsheim und sehr wahrscheinlich auch im Grossherzogtum Baden bei Rastatt.-*
Ich habe sie bis jetzt nicht aufgefunden.
D ie F r u c h t k ö r p e r erreichen im günstigsten Falle AValnuss- bis Hühnereigrösse, meist sind
sie nur haselnuss- oder taubeneigross. Bald sind sie ganz unregelmässig geformt, bald rundlich, oft
nierenföi-mig. Kleine, schwarzbraune, meist fünfseitige Warzen von nahezu gleicher Grösse smd durch
sehr flache und schmale Furchen von einander getrennt und bilden die Oberfläche der dem Tuber
2 Bail, briefl. Mit. an Ascherson, publ. in dem Sitzungsbericht des bot. Ver. d. Prov. Brandenburg (XXII).
3 Im November 1863 und Dezember 1865 bei Blodelsheim gesammelte Fruchtkörper befinden sich im Strasshurger
Univcrsitätsherbar,
* Schröter, im 51. Jahresb. d. schles, Ges, f. Vaterl. Kultur p, 104 (braune Trüffel).