A r tch a r ak te r .
f a r b ig e Peridie, die
1. Hydnangium carneum Wallr.
(in Dicir, Flor, boruss. VII, p, 465').
Taf. II, Fig. 18 u. IQ. Taf.V, Fig. 16.
Synon.: Octaviania carnea Corda (Icon. fung. VI, p.36).
Litteratur: Tulasne, fung. hypog. p. 75, Tab. XXI, Fig. 111.
Winter, Kryptog. Flor. Rd. I, p.877 siib 2603.
Die fle is c h ig e , zuletzt vollständig n a ckte , dick e , zuweilen rissige, fa stfle isch-
zuerst etwas brüchige, später fleischige, zuerst m a ttro s a , dann fle isch ro te
Gieba und die g ro s s en , kugeligen, re ich b e s ta ch e lten S p o ren bilden den Artcharakter.
S ta n d o r t . Innerhalb des Heidehumus kaum oder nicht von Laub, Moos oder dergleichen
bedeckt, A'iel häufiger aber auf Heideerde der in Gewächshäusern befindlichen Blumentöpfe haben die
P'ruchtkörper dieser Hypogaee ihre Lagerstätte.
Ila u p te n tw ic k e lu n g s z e it . August und September. In Gewächshäusern das ganze Jahr
hindurch.
E rk e n n u n g s z e ich en d e r S p e c ie s an dem O r t e ih r e r E n tw ick e lu n g . H. carneum Wallr.
wird an der F le is ch fa rb e der nackten Peridie und der fle isch ig e n Consistenz der kleingekammerten
Gieba unter gleichzeitiger Berücksichtigung des Ortes ihres A'orkommens sofort erkannt. (Hydnobolites
Tulasnei Hesse hat zwar dieselbe Fleischfarbe wie die in Rede stehende Species, ist aber stark höckerig
und die Gieba dieser Tuberacee ist fein geadert, so dass eine A’erwechselung beider Hypogaeen ausgeschlossen
ist.)
G e o g ra p h is c h e V erb re itu n g . In Deutschland ist das Vorkommen dieser Hymenogastree
ein ziemlich häufiges; weit mehr ist sie bisher aufPIeideercle der Blumentöpfe der Kalthäuser, als innerhalb
des Bodens der Wälder oder auf Heideland gefunden worden. In solchen Kalthäusern haben sie
de Bary,' Schröter- und Hoffmann® angetroffen. Ich sammelte sie im Jahre 1870 in dem botanischen
Garten zu Leipzig und habe sie seit dieser Zeit niemajs wieder gefunden. Auf Heideland ist sie von
Klotzsch'* in der Provinz Brandenburg (Grunewald b. Berlin) beobachtet worden. — Ausserhalb Deutschlands
ist sie von Broome® in Italien gesammelt.
D ie F ru c h tk ö rp e r (Taf. II, Fig. 18) sind meist haselnuss- bis walnussgross, mitunter erreichen
sie aber auch die Grösse eines kleinen Apfels. Bald sind sie rundlich, bald etwas eingedrückt, bald
ganz unregelmässig in der Form. Sie sind jung mattrosa, später fleischfarbig- und glatt. An ihrer
Basis sitzt ein ziemlich kräftig entwickelter Myceliumschopf. Seilchen sind nicht vorhanden.
D as (Taf.V, Fig. 16) ist flockig, selten etwas strangartig; es besteht aus ziemlich straffen, dünnen,
septierten uml reich verzweigten Hyphen, die sehr viel Schnallenzellen (a, a), aber keine Queranastomosen aufweisen und
zuletzt in ihren Vlembranen stark gallertig verdickt sind. Es ist meist nicht sehr kräftig entwickelt, und seine Fäden
durchsetzen den Heidehumus.
D ie P e r id ie ist fleischig und ca. i Linie dick; anfänglich ist .sie weisslich und etwas flockig, bald aber vollständig
nackt und fleischrot gefärbt; sie besteht nach aussen aus mehr breiten und bandartigen, dabei etwas locker vereinigten,
nach innen aus dünnen und innig verbundenen Plyphen mit sehr zarter Wand; die äusseren Peridialhy]>hen des
jungen Fruchtkörpers lassen ausserdem noch kurze, etwas breite und septierte Fäden unterscheiden, die das Flockige der
Peridie bedingen.
Die G ie b a ist zuerst etwas brüchig, dann fleischig, anfänglich mattrosa, später fleischfarbig; ihre Lakunen sind
ziemlich geräumig und besonders die im centralen Glcbateile befindlichen sehr unregelmässig in der Form. Die Kammerwände
sind etwa so dick wie die Peridie und bestehen aus einer deutlichen Trama, deren Fäden in der Struktur den
inneren Peridialhyphen entsprechen; rechts und links von der Trama jeder Kammerwand erheben sich breitere, meist sehr
1 de Bary, s. p. 10. Anmerk. 3.
2 Schröter im 50. Jahresb. <1. si:hles. Ges. f. vaterl. Kultur 1872 p. 107.
3 Hoffmann, s. p. 10, Anmerk. 3.
* Klotzsch, in den Mitteilungen an das Giessener Univers. Herbar. u. a. a. O.
5 Broome, s. Tulasne’s fung. hypog. p, 75.
kurz gegliederte, wirr durdieinaiuler verschlungene und fast eine Art Pseudoparcncbjm vorste!len<lc Fäden, mil «lenen das
Hymenium in N’erbindung sLclu.
Das Hymenium setzt sich aus breitcylindrischen, uiiseptierlen, meist 2 sporigen Basidien und etwas schmäleren,
nicht selten septierten Parajiliyscn zusammen; erstere ragen über die Paraphysen liervor und tragen je 2 lange, faden-
artige, an der Spitze auffallend dünne Sterigmen. — Die Sporen sind kugelig, reich aber nicht sehr lang bestachelt und
zeigen ausnahmslos einen gallcrMg glänzenden etwas dicken Sticlrest, der etwa die Länge einer Sporenstachel besitzt.
Durch das bestachclte Exospor schimmert ein zartes, einen grossen Saltraum umschiiessendes Endospor. Die Sporen sind
gross. Ihr Durchmesser beträgt 12—14 y- Einzeln betrachtet sind sic farblos, in Haufen etwas weisslich-gelb.
S c h ic k s a l uml V e rh a lte n d e s ]•'r uch t körp ers nach d er sog. R e ife . Die Gieba der I'ruchtkörper
trocknet ein und hinterlässt ein brüchiges Maschennetz (frühere Kammerwände der Gieba), welches schliesslich bei anhaltender
Feuchtigkeit weich, aber niemals breiartig wird.
B eme rku ng en über den G e b ra u ch sw e r t d er S p e c ie s für den menschlich en Haush alt. Sicherlich
ist der Gebrauch.swert von H. carneum Wallr. ein sehr geringer, mag diese Plypogaee, was ich nicht anzugeben vermag,
essbar sein oder nicht.
2. Hydnangium carotaecolor Berk, et Broome
(in .Ann. and Magaz.Xlll, p. 351).
Synon.: Octaviania carotaecolor Corda i'lcoii. fung. A’ l, p-36).
Litteratur: Tulasne, fung. hypog. p. 70.
„ Winter, Kryptog. Fi. Bd. I, p. 877 sub 2604.
A r tch a r a k te r . Die o r a n g e g e lb e , oft g e b u c k e lte , nicht g la t t e P e r id ie , die z ie g e lro te
Gieba reifer P'ruchtkörper und die b re it-e llip tisch e n , mit weit von e inan d e r stehenden Stacheln
versehenen Sp oren bilden den Artcharakter.
Standort. Innerhalb der Humusschichte des Bodens der Fichten- und Laubwälder nur von
wenig Nadeln oder Laub überdeckt halten sich die P'ruchtkörper dieser Hypogaee verborgen. Zuweilen
treten sie epigäisch auf.
H aup ten tw ick e lu n g sz e it. xAugust und September.
E rk en n u n g sze ich en der S p e c ie s an dem Orte ih re r E n tw ick e lu n g . An der o r a n g e g
e lb en Peridie und der z ie g e lro ten Gieba wird diese H)-pogaee schon im Walde leicht erkannt.
G e o g ra p h isc h e A'erbreitung. In Deutschland ist diese Species bisher nur im Grossherzogtum
Baden und kürzlich auch in der Provinz Hessen-Nassau gefunden worden. Ich traf sie unter
Eichen und Buchen in unmittelbarer Nähe von Kassel erst vor kurzer Zeit in einigen wenigen, noch
nicht ganz reifen Exemplaren ihrer Fruchtkörper an. — xAusserhalb Deutschlands ist sie von Berkeley
in England und von Winter in der Schweiz gesammelt worden.
D ie P ru ch tk ö rp e r sind haselnuss- bis taubeneigross, haben meist eine unregelmässige, selten
rundliche Gestalt, zeigen oft kleinere oder grössere Höcker und diesen entsprechende Vertiefungen auf
ihrer seilchenlosen Oberfläche, sind orangegelb und verbreiten einen ziemlich scharfen Geruch.
Das ü ly c e liu io ist nur spärlicb vorhanden und sitzt der Basis der Fruchlkorjier an; es besteht aus sehr dünnen,
vetzwciglen, in der Aiembran kaum verdickten, mit Schnallen uiul Querwänden versehenen Hyphen.
Die P e r id ie ist zart, später runzelig, etwas flockig und besteht aus dünnen, septierten und verzweigten, hauptsächlich
in der Richtung «ler Fruchtkörperoberfiäche verlaufenden Fäden, von denen die au die Gieba stossenden in
letztere iinveriiiulerl übergehen.
D ie G ieb a ist gokigcib bis ziegelrot iiiui in der Con.sislenz gelatinös-elastisch; die kleinen Lakunen sind linearisch
gekrümmt, anfänglich leer, später etwas mit Sporen erfüllt. Die Kammerwäiule sind nicht zerrcissbar, und eine sterile
Basalporlion ist nicht vorliamlen.
D as ll wneiiium besteht aus c\lindrischcn, am Scheitel stumpf abgerundeten, 2 — 4 sporigen Basidien, die auf
kurzen Stcrigmoit «lie breit-elliptischen uiul mit weit von einander gestellten Stacheln besetzten .Sporen tragen. Letztere
sind einzeln betrachtet farblos, in Haufen ockergelb niul haben eine Länge von 9 — 13 und eine Dicke von 7—8 u.
S ch ick sa l unti \ e rh a l te n des F ru c litk ö rp e r s nach der sog. Re ife. Die Gieba dos Fruchtkörpers
bleibt lange Zeit hart und L.st, schliesslich wird sie weich, ohne breiartig zu zerfiiessen.
II«'