an irgend einer beliebigen Stelle eine starke Ader verzweigte Äste in den centralen Teil der Gieba entsendet. Sämtliche
Äste figurieren als Kaminerwäncle der Gieba und sind nicht zerreissbar. Die Kammern sind sehr klein, unregelmässig in
der Form und zuletzt ganz mit Sporen erfüllt, Ihre Zahl ist eine sehr grosse. Eine eigentliche Trama fehlt oder ist in
den Kammerwänden der Gieba ganz reifer Fruchtkörper nur andeutungsweise vorhanden. Die die Kammerwände zusammensetzenden
l'äclen sind sehr verschieden voji den Elementen der Peridie, sie gleichen denen der Kammerwände von H.
rubricatum Hesse.
Das Hymenium «ler einzelnen Lakunen besteht aus pallisadenartig und senkrecht auf die subhvmcnialcn Flyphen
gestellten Basidien ;i dieselben sind schmal-cylindrisch, an der Basis häufig etwas geschwollen und nicht septiert (Taf. VII,.
Fig. 19). Sie tragen auf kurzen Sterigmen meist zwei, zuweilen nur eine, selten drei Sporen, Die Sporen (Taf. VII, Fig. I9)
sind schmächtiger, als die von H. rubricatum und calcareum Hesse; sie sind 12— 14 F und 4 u. breit, haben eine
clliptisclie Gestalt, sind beidendig verjüngt, mit einem kleinen Stielrest versehen und spiegelglatt; einzeln betrachtet sind
sie farblos, Sporenhaufen sind olivenfarbig; letztere bedingen die erwähnte Giebafarbe. Die Membran reifer Sporen ist
stark gallertig verdickt, weshalb man nur an jungen Sporen den Inhalt in Form eines kleinkörnigen, meist drei ölige
Tropfen einschliessenden Protoplasma erkennen kann.
S c h ic k s a l und V e rh a lte n des F ru ch tk ö rp e r s nach d e r sog. R e i f e Ausser von Schnecken wird H,
clathroides Vitt, häulig von dem oben angegebenen Schmarotzer heimgesucht. Unverletzte Fruchtkörper behalten sehr
lange die knorpelige Giebastruktur, schliesslich werden sie weich, ohne breiartig zu zerfiiessen,
Bemerkungen über den G eb rau ch sw e r t d e r S p e c ie s für den me nschli chen Hau shalt. Obgleich
die Hypogaee nicht giftig ist, gehört sie doch nicht zu den wohlschmeckenden .Arten, und ihr ökonomischer Wert ist darum
ein sehr geringer.
Die beschriebene Art ändert bezüglich der Dicke der Peridie ab. Auch darin zeigen die Fruchtkörper Differenzen,
dass ihre Oberfläche mit flockigen MycelRiden bald stark, bald weniger stark besetzt erscheinen und dass die Glebakammerii
mitunter eine ungewöhnliche Länge erreichen. Tulasne 2 spaltet deshalb die Species in 3 Unterarten, die er als Hysterangium
Vittadinii, H. cistophilum und H. crassinn beschreibt. Da sich die Abweichungen nicht auf die Sporen erstrecken,
halte ich diese Sonderung für gewagt und unnötig. Man ist stets in der Lage, an den spiegelglatten, beidendig verjüngten
12—14 F langen, schmächtigen Sporen H. clathroides Vitt, von den übrigen Hysterangiumarten auseinander zu halten.
4. Hysterangium stoloniferum Tul.
(in .Ann. sc. Nat. 11 Ser. t XIX, p. 376, fung. hypog. p. S4, tab. XI, Fig. VIII).
Litteratur; Winter, Kryptog. Flor. Bd. I, pag. 879 sub 2609.
Flesse, Pringsh Jahrb. f. w. Bot,, Band XV, Heft 4, p, 631.
A r t c h a r a k t e r . Der an der Basis der Fruchtkörper stets vorhandene, feste, ziemlich dicke und
lange, weisse M y c e ls tru n k , die g la tte , dicke P e r id ie , die zuerst graugrüne, dann b läu lich e , feste,
fast etwas mehr als knorpelharte G ie b a und die seh r lan g en S p o ren bilden den Artcharakter.
S tan d o r t. Innerhalb der Humusschichte des Bodens abschüssiger Eichen- und Buchenwälder
hält sich das seil- oder strangartige Mycelium mit seinen Fruchtkörpern unter dünner Laubdecke verborgen.
In seiner Nachbarschaft findet man zuweilen Tuber puberulum Berk, et Broome vor.
H aup ten tw ick e lu n g sz e it. Mai bis Oktober. Schon Ende Mai kann man junge Fruchtkörper
mit soeben angelegten Hymenien in Menge antreffen. Die Reifezeit der Fruchtkörper fällt in
die Monate August und September.
E rk en n u n g s z e ich en d e r S p e c ie s an dem Orte ih re r E n tw ic k e lu n g . An dem
d ick en M y c e ls tru n k und an der b läu lich en , von ziemlich d ick e r und g la t t e r Peridie
schlossenen Gieba erkennt man schon im AValde die Species.
G e o g ra p h is c h e V e rb re itu n g . Nur in der Provinz Hessen-Nassau und zwar im mittleren
und südlichen Teile derselben ist das Vorkommen dieser Hypogaee bis jetzt mit Sicherheit konstatiert
worden. Zuerst hat sie Fuckel® im Rheingau angetroffen; ich habe sie Im Jahre 1882 auf dem
Dammeisberge bei Marburg unter Elchen und erst vor wenigen Wochen in der Nähe von Kirchditmold
bei Cassel unter Buchen in zahlreichen Exemplaren ihrer Fruchtkörper gefunden.
weissen,
um-
1 Die Tula.sne’sche Abbildung des Hymeniums von H. clathroides Vitt, in seinen fung. hypog. aul Tab. XI, Fig, V I I2
giebt nicht die thatsächlichen Verhältnisse an. Die Flymeniaieiemente (Basidien) sind pallisadenartig und nicht ortlnungs-
los gestellt.
2 Fung. hypog. p. 80 u. 81.
3 Fuckel, fung. rhen. 2616 (nach Winter, Kryptog, Fl. Bd. I, p. 879).
i
D ie F ru c h tk ö rp e r {Taf. T, Fig. 6—9) sind haselnussgross und von rundlicher Form. Dort,
wo der Mycelstrunk sich ansetzt, zeigen die Fruchtkörper nicht selten eine derartige Vertiefung (Grube),
dass der Strunk wie in den Fruchtkörper gestossen erscheint. Dieser Strunk ist weiss, etwa bindfadendick
und in der Regel 2 cm lang; er besteht aus sehr dicht nebeneinander verlaufenden, über
und über mit Kalkoxalat bedeckten Hyphen und ist ziemlich resistent. Vor der Reife sind die Fruchtkörper
schmutzig-wciss und seilchenlos, zuletzt etwas bräunlich gefärbt.
D as My celium ist .schneeweiss und flockig; nur dort, wo Fruchtkörper ihm ansitzen, ist cs strangartig. Es ist
den Mycelien der übrigen Flysteranginmarten in der Struktur seiner Fäden etc. conform. Vom Mycelstrunke aus, denselben
gleichsam fortsetzend erhebt sich der bläuliche Gallertestock, der besonders im centralen Teile der Gleha sich erweitert
und verästelt (Taf. 1, F'ig. 8 u. 9).
D ie P e r id ie ist dick (ca. i mm), zuerst fleischig, dann lederarlig bis schwammig, zuletzt dickhäutig, von der
Gieba ohne Mühe trennbar, glatt; sie besteht aus zumeist parallel nebeneinander und in der Richtung der Fruchtkörperoberfläche
verlaufenden, dicht geordneten Fäden, die um so schmäler werden je näher dieselben der Gieba gelegen sind.
D ie Gieba alter Fruchtkörper ist sehr fest und nicht so leicht zu durchschneiden, als die der übrigen Hysterangiumarten,
sie ist jung graugrün, älter bläulich und zuletzt etwa.s dunkelbraun. Sie wird von dicken Kammerwänden durchsetzt,
welche eine mattblaue Farbe zeigen und stark gelatinös sind. Die Lakunen sin<l eng, anfänglich hohl und zuletzt gänzlich
mit Sporen erfüllt.
Das Hymenium besteht aus zumeist zweisporigen, schmal cylindrischen Basidien, die pallisadenartig nebeneinander
und senkrecht auf die subhymenialen Hyphen gestellt sind. Auf kurzen Sterigmen befinden sich die glatten,
sehr langen, schmal elliptischen, beidendig verjüngten und mit einem deutlichen Stielrest versehenen Sporen, die 18—22 p.
lang und 6 p. breit sind, ln Haufen betrachtet zeigen sie eine schmutzig bläulich-graue Farbe.
S c h ic k s a l und V e rh a lte n des F'ru ch tk ö rp e r s nach d e r sog. R e ife . Die Gieba wird schliesslich weich,
zerfliesst aber nicht breiartig. Getrocknete Fruchtkörper zeigen die Peridie stark runzelig, nicht mehr weiss, sondern schmutzig-
grau. Werden frisch gesammelte Fruchtkörper in Spiritus gebracht, so wird ihre Peridie anfänglich etwas rötlich gefärbt.
B em e rk u n g en über den G e b r a u c h sw e r t d e r S p e c ie s für den m en s ch lich en Haush alt, Derselbe
ist wie bei allen Hysterangiumarten ein geringer.
5. Hysterangium eoriaeeum Hesse
(spec. nov,).
Taf. VII, Fig. 24
A r t c h a r a k t e r . Die ungemein dicke , le d e r a r t ig e , glatte, weisslich gefärbte, am Licht oder
auch durch das Anfossen sofort rö tlich werdende P e r id ie , die g rau - b is o liv en g rü n e Gieba durchschnittener
und insbesondere die sehr kurzen und schm a len , in ITaufen graugrünen Sporen reifer
Fruchtkörper bilden den Artcharakter.
S tand o rt, Innerhalb der Humusschichte des mit Buchen oder Haseln bestockten Wald- oder
ParkbodeiEs hat diese Hypogaee ihren Lagerungsort.
H au p ten tw ic k e ln n g s z e it. August bis November.
E rk en n u n g s z e ich en d e r S p e c ie s an dem Orte ih r e r E n tw ic k e lu n g . Im Walde erkennt
man diese Species an der stark le d e r a r t ig e n Peridie, sowie daran, dass ihre glatten, weisslich gefärbten
Fruchtkörper am Licht oder durch das Anfassen sofort rö tlich werden.
G e o g r a p h i s c h e V e r b r e itu n g . Bis jetzt ist das Vorkommen von PI. coriaceum Hesse nur
für die Provinz Hessen-Nassau bekannt. Ich habe diese Species zuerst 1882 unweit Marburg auf dem
Dammeisberge unter Buchen und Haselnus.ssträuchern und vier Jahre später auf der alten Caldener-
strasse (eine Stunde von Marburg entfernt), unter Buchen gefunden.
D ie P ru ch tk ö rp e r sind haselnussgross und darunter, haben eine rundliche Gestalt und zeigen
am Grunde einen Mj'celiumschopf. Sie sind glatt und weisslich, werden aber am Licht oder durch
das blosse Anfassen sofort fleischrot.
D as Mycelium ist mcisL mir spärlich vorhanden, im Übrigen confor;n den .Mycelien der anderen Flysterangiumarten.
Die P e r id ie isl weisslich und sehr dick, wenigstens dreimal so dick als die von Hysterangium clathroides
Vilt,, jung etwas fleischig, liald aber lederarlig und von der Gieba leicht zu trennen. Aussen zeigt sie eine sehr dünne
Lage zuerst weisslicher, daun Hchtbraun gefärbter, dicht gruppierter Hyphen, auf dieselbe folgt nach innen ein dickes,
unter dem Mikroskop violett gefärbt erschcineiKlcs pseudoparsnchymartiges Gewebe, auf welches dünne, fast farblose
Hyphen folgen, die die an die Glcba stossende Grenzzone bilden.