Ilymanogaslrc
Die G ie b a ist zuerst weisslich, zuletzt rötlich-braun; ihre Consistenz gelatinös-knorpelig; die Kammerwände sind
wcisslicli und die Kammern geräumig. Anfänglich sind letztere leer, schliesslich mit Sporen erfüllt; die grössten Kammern
zeigen auf dem Querschnitt eine Länge von 6 mm und eine Breite von 3 — 4 mm. Die Trama der Kammerwände ist
stellenweise sehr breit, und ihre Fäden entsprechen in der Art und Weise ihrer Verzweigung, in der gelatinösen Be-
schaflenheit ihrer Membranen, in den vielfach vorliandenen Anschwellungen unter ihren Querwänden etc. ganz denen der
vorigen Art. Durch den Umstand, dass die Tramaräden stellenweise in Windungen und dabei nahezu parallel verlaufen-
erinnern sie an das Bild der Primitivfasern eines Muskelbündels. Solche Undulation zeigen aber auch die Tramafäden
von G. graveolens Vitt., wie denn überhaupt, soweit die Untersuchung an getrockneten Fruchtkörpern einen Schluss zu
ziehen erlaubt, ein wesentlicher Unterschied in der Trama der Giebawände der Fruchtkörper beider Gautieriaarten nicht
zu bestehen scheint.
Das Hymenium setzt sich aus senkrecht auf die Trama gestellten, pallisadenartig angeordneten Paraphysen und
breit-cylinclrischen, meist zweisporigen, seltener drei- oder einsporigen Basidien zusammen. Cystiden werden in den
Hymenien der nahe der Oberllaehe des Fruchtkörpers gelegenen Kammern gleichfalls beobachtet. Die Sporen sind 18
bis 24 y. lang und 8—10 y. dick; sie sind kurz gestielt und ihre Form ist elliptisch. Das Exospor ist gerippt; zehn Rippen
steigen zumeist von der Basis <ler Spore bis fast an ihr, gewöhnlich nur wenig abgerundetes Ende empor und zwar sind
dieselben nicht ganz so breit als die Rippen der Sporen von G. graveolens Vitt Das Endospor ist zart und umgiebt
einen, durch das verdickte, gestreifte Exospor nur wenig hiiulurchsChimmernden, protoplasmatischen Inhalt.
Sch ick sal und V e rh a lte n des F ru c h tk ö rp e r s nach d er sog. Re ife. Die starkriechendeii Fruchtkörper
von Gautieria morchellaeformis Vitt, werden oft von Schnecken und Würmern angefresson. Entgehen sie den Angriffen
dieser Schmarotzer, so tritt im Spätherbst bei anhaltender Feuchtigkeit im Boden Erweichung ein, wobei ein Zerfliessen der
Gieba nicht beobachtet wird. Trocken aufbewahrte Fruchtkörper werden steinhart und nolimen etwas an Volumen ab.
B eme rku n g en über den G eb rau ch sw e r t der S p e c ie s für den m e n s ch lich en Haush alt. Gleich
der vorigen Art ist auch G. morchellaeformis Vitt, keine wohlschmeckende, im menschlichen Haushalte zu verwertende
Hypogaee.
Die von Quölet im Jahre 1878 beschriebene und abgebilclete G a u t ie r ia v il lo s a l soll nach Angabe des Autors
auch in Deutschland und zwar in Thüringen von Kunze gefunden worden sein. Winter^ bezweifelt dieses. Ich habe
keine Gelegenheit gehabt, Fruchtkörper der G. villosa Quälet untersuchen und sie mit denen der beiden anderen Gautieriaarten
vergleichen zu können.
IX. Hymenog-aster, Vittadini.
(Monogr. Tub. p. 20).
F ru c h tk ö rp e r von anfänglich fleischiger Consistenz, später bei einer ziemlichen Festigkeit ihrer
Gieba immerhin stets eine gewisse Mürbe oder Brüchigkeit derselben offenbarend, von zu allermeist
geringem specifischem Gewicht, rundlich bis sehr unregelmässig in der Form, hirsekorn- bis meist nur
stark haselnussgross, in der Jugend fast immer weiss, zuletzt oft schmutzigbraun, aber auch weiss, grau,
citronengelb, eigelb, bernsteingelb, rotbraun etc. gefärbt, stets ohne Seilchen, oft stark riechend und
nach eingetretener Reife noch lange die ursprüngliche Giebastruktur behaltend, schliesslich nach Zerfall
der Kammerwände weich, aber niemals breiartig werdend; stets streng subterran. — Mycelium
flockig (niemals starkflockig), aus sehr dünnen, oft weisslichen doch auch gelblich und anders gefärbten
niemals straffen, mässig verzweigten, spärlich septierten, oft gebogenen, weder Schnallen noch Verbindungsknoten
besitzenden, meist vollständig in den Membranen gallertig verdickten, nicht oder doch
nur wenig mit Kalkoxalat bedeckten Hyphen bestehend, die sich zumeist in der Humusschichte des
Wald- und Farkbodens, zuweilen auch in der Erd- und Sandschichte des letzteren oder im Humus
der Blumentopferde auf niemals sehr weite Strecken verbreiten. — P e r id ie faserig, oder häutig, oder
papierartig, in der Jugend zuweilen fleischig, nicht selten durch abstehende, haarähnliche Fäden flockig,
oft zur Reifezeit der Fruchtkörper ganz glatt und von der Gieba .so gut wie nicht zu trennen. —
G ie b a jung zumeist weisslich, überhaupt licht gefärbt, später von dunkler, oft brauner bis rotbrauner,
doch auch steingrauer, gelber, selten graugrüner Farbe; Lakunen anfänglich stets leer, später etwas,
ausnahmsweise gänzlich mit Sporen erfüllt, meist sehr eng und klein; Kammerwände oft schmal und
wendeltreppenartig gewunden; Hymenialhyphen nicht verlängert, Hymenium aus pallisadenartig neben-
1 Qu61et, in Bullet, de la Soc. Bot. de la Fr
- Winter, Kryptog.-Flor. Bd. I, p. 873.
p.290, Taf. III, Fig, 7.
einander und senkrecht auf die Trama gestellten, zumeist 2-, selten i- oder 3-, niemals mehr als
3sporigen, cylindrischen-Basidien und zahlreichen Paraphysen gebildet; Sterigmata vorhanden; S p o ren
nur ganz ausnahmsweise glatt, meist vielmehr durch kurze, .schmale Streifen rauh (runzelig) oder auch
kleinbewarzt, zur Reifezeit oft dunkelbraun, gelbbraun oder rostbraun gefärbt, meist mit Scheitelpapille,
stets mit Stielrest versehen und entweder von citronenförmiger, oder eiförmiger, oder spindelförmiger,
oder lanzettlicher, oder breitelliptischer bis cylindrischer Gestalt.
V e rw an d ts ch a ftlich e B e z ieh u n g en zu anderen Gattung en. Die Gattung Hymenogaster
besitzt sehr viele Besonderheiten und zeigt deshalb wenig Verwandtschaft zu den übrigen ITymeno-
gastreengattungen. Ich habe sie deshalb auch zuletzt aufgeführt. Noch am meisten nähert sie sich
durch die etwas brüchige Beschaffenheil ihrer Gieba der Gattung Rhizopogon.
A. S p o ren c itron en fö rm ig .
1. Hymenogaster sulcatus Hesse
(spec. nov.).
Taf. VII, Fig. 27.
A r tch a rak te r . Die zuerst gelb-, dann dun k e lb raun gefärbte, ciussen etwas flockige, stumpfhöckerige
und rnit tiefen G ru b en und flachen Rinnen versehene Peridie, die b ra u n g e lb e Gieba, die
mit Sporen fast g ä n z lich e rfü llten Lakunen und die c it ro n e n fö rm ig e n , seh r lan g en , mit kurze r
und meist stumpfer Scheitelpapille versehenen, in der Membran sehr rauhen Sporen bilden den
Artcharakter.
Stando rt. Innerhalb der Plumusschichte des Bodens der Eichen- und Buchenwälder meist
nur von sehr wenig Laub überdeckt hat diese Hypogaee ihren Lagerungsort, ln ihrer Gesellschaft
findet man zuweilen die Fruchtkörper von Hysterangium calcareum Hesse.
H a u p te n tw ic k e lu n g sze it. August bis Oktober.
E rk en n u n g s z e ich en de r S p e c ie s an dem O r te ih re r E n tw ick e lu n g . H. .sulcatus Hesse
wird an der ganz unregelmässigen, s tum p fh ö ck e r ig en F o rm , an der du n k e lro tb rau n en Peridie
und an der braungelben Gieba seiner Fruchtkörper schon im AValde sicher erkannt. Das Fehlen der
Seilchen auf seiner Fruchtkörperoberfläche lässt ihn sofort von Melanogaster variegatus Tul., dem er
in der Farbe der Peridie und auch der Gieba ähnlich sieht, unterscheiden.
G e o g r a p h i s c h e V e rb re itu n g . Innerhalb der Provinz Hessen-Nassau habe ich diese bisher
unbekannt gebliebene Species nur in der Umgebung von Cassel unter Eichen und Buchen auf dem
Wege nach den sog. Fuchslöchern im Jahre 1889 zweimal angetroffen.
Die F ru c h tk ö rp e r sind etwas mehr als haselnussgross, ganz unregelmässig geformt, stumpfhöckerig
und zuerst gelb-, dann dunkelrotbraun gefärbt. Sehr charakteristisch sind die tiefen Furchen
oder Gruben, die sich an der Basis der Höcker befinden und letztere von einander trennen. Schmale,
ganz flache Rinnen ziehen sich über die Höcker hin.
Da.s My celium ist durchau.s flockig und ¡nnerluilb der I-Iinnusschichte <le.s Waldbodens nicht auf weite Strecken
verbreitet. J-.s besteht aus gelblich-bi-auncn, sehr dünnen, wenig verzweigten, mir spärlich septierten, in den Membranen
stark gallertig verdickten und glänzenden, weder straffen noch bandartigen, sondern mehr schiaffen Fäden, die nicht oder
sehr wenig mit Kalkoxalat bedeckt sind.
Die P e r id ie ist zuerst gelb-, dann dunkclrotbraun und etwas flockig. In Spiritus gebracht nimmt sie eine blaugraue
Farbe an. Sie ist 0,5 mm dick und besteht nach aussen aus eUvas locker verflochtenen Iljphen, im mittleren Teile
aus einem <lcutlichen Pseudojiarcnchvm und in ihrem an die Glcba stossenden Teile aus straffen Hyphen, die dieselbe
Siruklur und Beschafl'enhcit wie die Tramafäden innerhalb der Kammerwände besitzen.
Die G ie b a ist braungelb und zeigt fast gänzlich mit Sporen erfüllte, nicht sehr geräumige, bald rundliche, bald
längliche i-akunen; die Kammerwände sind dick, etwa 2 bis 3 mal so dick als dio von Hymenogaster citrinus Vitt.; der
Querschnitt der Gieba erinnert sehr an den von Melanoga.ster variegatus Tui ; die die Trama bildenden Fäden .sind oft
so locker verbunden, dass grössere J.ücken entstehen.