namentlich sehr leicht die Kultur der Holztrüffel (Tuber excavatum Vitt.) und der Balsamia fragi-
formis Tul., aber auch des Hysterangium stoloniferum Tul., also einer Hymenogastree gelungen ist. —
Die Resultate der von mir angestellten Versuche berechtigen zu der Aussage, dass die Kulturen mit
Speisetrüffeln gelingen, wenn insonderheit folgende, gleichzeitig die von mir in Anwendung gebrachte
Kulturmethode bekannt gebenden Dinge Berücksichtigung finden.
1. D ie A u sw ah l der B od ena rt. E s ist stets eine gewisse Frische, ferner eine krumige Be-
schaffenheit des Bodens und ebenso ein gewisser Kalkg-ghalt innerhalb desselben für das Gelingen der
Kulturen notwendig. Ein kalter, thoniger, kalkarmer Boden taugt ebensowenig zur Trüffelkultur, als
ein trockener, leichter, humusarmer Sand.
2. D ie A u sw ah l g e e ig n e t e r W a ld flä ch en . Wiederholt durchforstete, lichte, aber nicht zu
alte, mit Buchen oder Eichen bestandene, eben oder ettvas gegen den Horizont geneigt gelegene Wald-
flächen eignen sich für die Trüffelkulturen am besten. Eine Beschattung des Bodens, in welchem sich
Trüffeln entwickeln sollen, ist erforderlich, damit die natürliche Feuchtigkeit möglichst dauernd erhalten
bleibt. Für gewisse Speisetrüffeln sind wenn auch nicht in den ersten Stadien ihrer Entwickelung, so
doch später die Wurzeln lebender Buchen oder Eichen sehr wahrscheinlich das Nährsubstrat und sie
müssen deshalb bei den Kulturen berücksichtigt werden. Die Grösse der auszuwählenden Waldflächen
hängt natürlich von dem Umfange ab, den man der Kultur geben will, dann aber auch von der Menge
des disponiblen Traffelmateriales, das zum Auslegen kommen soll.
3. D ie B o d en tie fe , in welche da s A u s s a a tm a t e r ia l zu le g en ist. E s ist für das Gelingen
der Trüffelkultur von ganz hervorragender Bedeutung^ dass man das Aussaatmaterial niemals tief,
sondern flach, d. h. so legt, dass es nur von wenig Dejektis der Waldvegetation überdeckt in die
oberste Region des krumigen und steinführenden Humus des Wald- oder Parkbodens, in welcher die
dünnen Saugw-ürzelchen der Eichen und Buchen ihre A’erbreitung haben, zu liegen kommt. Je flacher
im allgemeinen die Trüffelsubstanz ausgelegt wird, um so sicherer ist — normale AVitterung voraus-
o-esetz“ — der Erfolg der Trüffelkultur. Bei dem An- und Eindrücken der Trüffelsubstanz in den
Humus achte man auf den richtigen Feuchtigkeitsgrad der Legestelle und überdecke die angedrückte
Trüffelsubstanz mit etwas Laub, oder aber, wenn Humus nur in geringer Quantität vorhanden ist, mit
etwas, aus A’erwesung von Laub hervorgegangenem, stark angefaultem Kompost. (Besondere Düngungs-
versuche mit animalischem oder Kunstdünger habe ich auf meinen Trüffelkulturfeldern bis jetzt noch
nicht angestellt). Stellen des AValdbodens, die sehr stark von Mycelien der Elaphomyceten, oder der
Hut- und anderen Schwämme durchzogen sind, besetzt man am besten nicht mit Trüffelsubstanz.
Überhaupt Ist gerade bei dem Auslegen der letzteren mancherlei zu berücksichtigen, was rein lokale’
hier nicht näher zu schildernde A’erhältnisse mit sich bringen. A'on solchen Verhältnissen hängt oft
auch die Entfernung' ab. in welche die Trüffelsubstanz von der benachbarten zu legen ist.
4. D ie Z e it des A u s le g en s des T r ttffe lm a te ria le s . Dieselbe fällt in die Monate
Oktober und November. Die beste Zeit des Auslegens ist für Mitteldeutschland die erste Hälfte des
Oktober, doch kann man auch im Monat Mal Trttffelsubstanz mit Aussicht auf Erfolg auslegen.
5. D a s au s zu le g en d e T rü ffe lm a te r ia l. Sowohl ganze Trüffeln als auch Fruchtkörperscheiben
sind zum Auslegen tauglich. Bedingung ist, dass stets gesunde und vollständig reife
d. h. kurz vor dem Erweichungsprozesse stehende Fruchtkörper gewählt werden. Frisch gesammelte
Fruchtkörper können in 1—2 mm dicke Scheiben geschnitten werden, und diese können entweder
sofortige A’ erwendung finden, können aber auch erst vorsichtig getrocknet und längere Zelt aufbewahrt
werden. Mit Saprophyten behaftete oder unreife Fruchtkörper wähle man niemals zur Aussaat
6. D a s M arkieren de r mit T rü ffe lsu b s tan z b e s e tz ten AValdstellen. E s ist sowohl für die
spätere Ernte der Trüffeln als auch für die Kontrolle der Trüffelkulturen sehr erwünscht dass man aus
vernickeltem Eisenblech konstruierte Etiketten derselben Art, wie man solche an den Rosenstöcken zu
benutzen pflegt, in den AVald- oder Parkboden an denjenigen Stellen einsetzt, an welchen Trttffelsubstanz
zum Auslegen kam. A u f diese EtikUten kann man mit unauslöschlicher Tinte alle diejenigen
Notizen machen, die sich auf die Species der ausgelegten Trüffeln, auf Zeit und Art des Auslegens etc.
beziehen. — Hatte man in der ersten Hälfte des Oktober Trüffelsubstanz ausgelegt, so beginnt die
Kontrolle am zweckmässigsten erst im April des nächsten Jahres. Glückten die Kulturen, so sieht
man — freilich nicht ohne Mühe — zu dieser Zeit bereits die ersten Anfänge (Stäubchen) der jungen
Trüffeln, die je nach der gewählten Species eine milchweisse, schneeweisse, gelbe etc. Farbe besitzen
und dem unbewaffneten Auge etwa so gross tvie ein Tabaksame erscheinen. (S. die Entwickelung der
Tuberaceen.)
7. D ie P fle g e d e r ju n g en , Heranwachsenden T rü ffe ln . Die Gewähr einer möglichst un~
gestörten Entwickelung ist die Hauptpflege, die man den Kulturobjekten angedeihen lassen kann. Man
betrete deshalb nur behufs Ausübung der soeben erwähnten, von Zeit zu Zeit notwendig werdenden
Kontrolle die A'ersuchsstellen und richte auf AAäldplätzen, welche viel von der sich tummelnden Jugend
oder auch von AA’ild- oder Hausschweinen besucht werden, keine Trüffelkulturen ein. Zu einer Einfriedigung
der Versuchsfelder mit Drahtgitter wird man erst dann schreiten, wenn durch die Kontrolle
ein günstiger Zustand der Kulturen festgestellt ist.
8. D ie E rn te d e r k u ltiv ie r ten Trüffe ln . Dieselbe braucht nicht durch Hunde oder Schweine,
sondern kann mit Hilfe eines kurzgestielten Häckchens geschehen, weil die Trüffeln innerhalb der
markierten Stellen und zwar zumeist in der oberen Region der Humusschichte des AVald- oder Parkbodens
zur Entwickelung gelangten und deshalb reif leicht gefunden werden. Die die Kulturstellen
bedeckenden Dejekta müssen vorsichtig mit dem Häckchen entfernt, und auch die Humusschichte darf
nur vorsichtig gelockert w’erden. Eine solche Behandlung des Kulturfeldes sichert für die folgenden
Jahre die Ernte an Trüffeln, die nur einmal ausgelegt zu werden brauchen. Die erste Trüffelernte halte
man nicht zu früh. Ich glaube, dass man nicht rationell verfährt, wenn man vor dem vierten oder
fünften Jahre nach dem Auslegen des Trüffelmaterials zur ersten Ernte schreitet Das \ ersuchsfeld
muss erst trüffelreich gew’orden sein. Die Jahreszeit, in welcher die Trüffeln zu ernten sind, ist besonders
der Spätherbst, oft kann man in milden AVintern auch in den Monaten Januar, Februar und
März Trüffeln ernten.
1 Im allgemeinen betrage die gegenseitige Entfernung der ausgelegten Trüffelsubstanz i Quadratmeter. In
mittelbarer Nähe der sehr dicken Buchen- oder Eichenstämme legt man zweckmässig keine Trüffelsubstanz aus.
Die E n tw ic k elu n g ’ d er Hyp ogaeen.
A. Die Entwickeiung der Tuberaceen.
Noch Niemandem war es bisher gelung-en, die Keimung der Sporen irgend welcher Tuberacee
211 beobachten. Alle unter den verschiedensten Verhältnissen ausgeführten Keimungsversuche mit
solchen Sporen missglückten, und während man von dem Entwickelungsgange unzähliger anderer
pilzlicher Organismen, deren Reproduktionsorgane man zur Keimung brachte, ein immer klareres Bild
gewann, blieben Entstehung und Entwickelung der Tuberaceen so gut wie gänzlich unbekannt, und
damit auch das langersehnte Verlangen nach Unterbringung der letzteren an eine bestimmte Stelle im
Pilzsystem unerfüllt. Dieser Misserfolg legte den Gedanken nahe, einen anderen M eg als den der
Anstelluno- der Keimungsversuche mit Tuberaceensporen behufs Erreichung des erwähnten Zieles ein-
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