nicht aufgefunden, konnte aber meine Untersuchungen an frischen, aus dem Périgord bezogenen
Trüffeln vornehmen. Ausserhalb Deutschlands ist sie besonders in Frankreich', aber auch in Italien
viel verbreitet, auch in England pflegt sie vereinzelt vorzukommen. Sie ist in Italien besonders von
X’ittaclini, in Frankreich von Tulasne und in England von Broome gefunden.
D ie F ru ch tk ö rp e r {Taf. X I, fig. 12 u. 13 , Bd. I) sind im allgemeinen etwas kleiner als die
von Tuber brumale Vitt.; sie sind stark walnuss- bis hühnereigross und in der Form sehr wechselnd.
Rundliche Frnehtkörper kommen neben starkhöckerigen, biscuitförmigen und scheibenartig oder linsenförmig
zusammengedrückten vor. Vorherrschend sind die starkhöckerigen Bildungen. Ihr specifisches
Gewicht übertrifft das von Tuber aestivum Vitt, zur Reifezeit der Fruchtkörper. Schon wickengrosse
Fruchtkörper zeigen die relativ kleinen, stark plattgedrückten, beim ersten Anblick etwas schwärzlich
erscheinenden, in V ’irklichkeit aber tiefrotbraunen AVarzen, die in Form und Struktur mit denen von
Tuber brumale Aritt. übereinstimmen, aber durchschnittlich kleiner als diese sind und auch dichter nebeneinander
stehen. Der Genich der reifen Fruchtkörper soll nach Vittadini - dem der Erdbeere ähnlich
sein. Ich habe dieses nicht bemerken können. Die frisch aus Frankreich bezogenen Fruchtkörper
rochen eher etwas unangenehm als angenehm, doch ist es sehr wahrscheinlich, dass sie während des
Transportes ihr von vielen Autoren gerühmtes Aroma verloren hatten. Sicher ist, dass die Fruchtkörper
schon nach dem Verweilen von einigen Tagen im AVohnzimmer einen sehr widerlichen, fast aasähnlichen
Gestank verbreiten.
Die P e r id ie des frisch gesammelten Fruchtkörpers ist derbfleischig, trotz der Warzen zart, einschichtig und nicht
ganz 1 mm dick. Die Warzen bestehen aus einem tiefrotbraun gefärbten Pseudoparenchym, dessen F.lemente stark gallertig
verdickte Membranen besitzen und welches allmählich in das innere Peridialgewebe übergeht ; letzteres ist, soweit es an die Warzen
grenzt, ein noch grosszeiliges Pseudoparenchym und zeigt noch etwas rotbraune Färbung. Der ungefärbte, engzelligere Teil geht
schliesslich in ein nicht mehr zur Peridie gehöriges Hyphengeflecht über, das in dünnen Schnitten farblos ist und dessen Fäden
streckenweise in der Richtung der Fruchtkörperoberfläche verlaufen, verzweigt und septiert sind und sich an vielen Stellen
als Trama der venae Ivmphaticae in die Gleba fortsetzen. Von der Oberfläche der Warzen gehen an diversen Punkten
erstens kurze, schmale, stumpfendigende, bräunlich bis rötlichbraun gefärbte Hyphen (Haare) ab, ferner finden sich an
der äussersten Fruchtkörperoberfläche und zwar oft in den Vertiefungen, welche die Warzen zwischen sich aufweisen,
zahlreiche, schon etwas längere, septierte, oft einseitig- und kurzverzweigte, auch bräunlich gefärbte und in den Membranen
verdickte Hyphen vor, welche innerhalb der enA’ähnten Vertiefungen locker verbunden sind und wirr durcheinander lagern
und endlich besitzt die Peridienoberfläche an etlichen Stellen sehr lange dünne, wenig septierte, oft ein wenig gekrümmte,
etwas hellbraun geßrbte Fäden.
Die G le b a ist dunkelviolett bis rotbraun und wird von zuerst fast rosafarbigen, später etwas geiblich gefärbt
erscheinenden Adern (venae externae) durchsetzt, Letztere bestehen aus ziemlich breiten, deutlich septierten, in ihrem
Längsverlaufe gleich dicken, oft etwas gebogenen Fäden, die locker verbunden sind und darum lufthaltige Interstitien besitzen.
Die venae lymphaticae setzen sich zunächst aus engeren, vielfach langzelligen, verzweigten und septierten Fäden
zusammen, denen einige breitere, bräunlichgelb gefärbte und vielfach gallertig glänzende Hyphen beigesellt sind, die die
Trama der venae lymphaticae bilden. Das ascusführende Gewebe dagegen besteht aus deutlich septierten Paraphysen und
meist dreisporigen ascis. — Die asci (Taf. X VI , Fig. 2) sind kurz gestielt und jung rundlich, später breiteliiptisch oder
oval; sie führen zumeist 3 , häufig 2 oder 4 , selten mehr als 4 Sporen. — Die Sporen (Taf. X VI , Fig 2) sind elliptisch,
bestachelt und reif sattbraun gefärbt. Sie sind 27 bis 35 y. lang und 21 bis 28 y. breit. Ihre Stacheln sind sehr spitz
und an der Spitze oft ein wenig gebogen. Das zarte Endospor schimmert oft durch das bestachelte Exospor hindurch
und umgiebt eine grosse, oft auch mehrere kleine wie Oei glänzende Kugeln und kleinkörnige Substanz.
S c h ic k s a l und V e rh a lte n d es F ru c h tk ö rp e r s nach d e r sog. R e i fe . Die Fruchtkörper von Tuber
melanosporum Vitt verhalten sich nach der Reife wie die der vorigen Species.
B em e rku n g en üb e r den G e b r a u ch sw e r t d e r S p e c i e s fü r den m e n sch lich en H a u sh a lt . Derselbe
ist ein vorzüglicher (s. p. 44, Bd. I), gilt doch noch heute allgemein die Périgordtrülïel (Tuber melanosporum Vitt.) als die
geschätzteste aller Speisetrülfeln. Nur Choirornyces meandriformis Vitt, dürfte ihr ebenbürtig zur Seite zu stellen sein.
3. Tuber rufum Pico. (Melethem.. p. 80).
T af XI, Fig, 10 u. 11, Bd. 1 u. Taf. XVI, Fig. 4.
Synon: Oogaster rufus Cord., Icon, fung. tom, VI, tab. XVI, fig. 123,
Tuber cincreuin Tu!,, in Giorn. bot. ital., ann. I, vol. II p. 62.
Tuber suillum Bornh., Deila coltiv. dei Tartufi, p. 25.
Litteratur: Vittadini, Monogr. Tub. p. 48, tab. I, fig- i-
Tulasne, Fung. hypog. p. 141. tab. VI, fig, II et tab. XIII, fig. II.
Berkeley, in Ann, and. Mag. of nat. Hist., XIII, 359.
Fries, Syst. Mycol. II. 292.
Sprengel, Syst. veget., IV, 415.
A r tch a rak te r . Die ro tb ra u n g e fä rb te , g la t t e Peridie der ru n d lich en , in der Form sehr
regelmässigen Fruchtkdrper, die b rü ch ig e bis fast schw am mig e , s chm u tz ig g e lb e und von w e is s lich
en Adern durchsetzte Gleba, die g e s tie lte n , ov alen bis b irn en fö rm ig en a sc i und die e llip t isch
en , du nk e lb raunen, d ich tb e sta ch e lten Sporen bilden den Artcharakter.
S tan d o rt. Meist innerhalb der krumigen, von etwas Kalk durchsetzten und oft nur mit sehr
wenig Laub überdeckten Humusschichte, seltener innerhalb der obersten Region der Erdschichte des
mit Eichen, Buchen, Eschen (oder seltener auch Tannen) bestockten Bodens hat diese Hypogaee ihren
Lagerungsort. Wächst sie an steilen Hängen, so tritt sie mitunter auch an das Tageslicht, nachdem
der Wind die sie bedeckenden Dejecta verwehte. In ihrer Gesellschaft können zahlreiche Hypogaeen
auftreten, so Genea sphaerica Tul, Cryptica lutea Hesse, Tuber maculatum \'itt, Hydnobolites cerebn-
formis Tul., ausserdem diverse Hymenogastreen, seltener Balsamia fragiformis Tul., Tuber aestivum
Vitt., T. macrosporum Vitt.. Tuber excavatum k'itt, Tuber nitidum Vitt..
H au p ten tw ick e lu n g sz e it. August bis November. Zuweilen findet man schon Ende Juh reife
Fruchtkörper.
E rk en n u n g s z e ich en d e r S p e c ie s an dem Orte ih re r Entwdckelung. An der rotb raun en,
fast g la tte n Peridie der ru n d lich en , wenig behöckerten Fruchtkörper und der b rü ch ig en , mit
w e is slich en A d e rn durchzogenen Gleba wird diese Species schon im Walde sicher bestimmt und
namentlich sofort von Arten der Gattung Balsamia, die ihr äusserlich etwas ähnlich sehen, unterschieden.
. . . .
G e o g ra p h isc h e k 'e rb re itu n g . Tuber rufum Pico gehört zu den in Deutschland' ziemlich
häufig auftretenden Trüffeln. Es kommt diese Species im Elsass bei Blodelsheim, ferner im Herzogtum zVnhalt
u n d z w a r im Bullenstedter Park bei Ilberstedt, ferner im Schwarzburgischen', ferner in Hannover und zwar
in der Oberförsterei Alfeld (Reg.-Bez. Hildesheim) und bei Cassel vor. Ich habe sie zuerst unter Eschen
und Buchen im Juli und August .886 im sog. Tannenwäldcheu und im Herbst der folgenden Jahre
in der Aue bei Cassel unter Buchen, kürzlich auch unter Tannen angetroffen. Ausserhalb Deutschlands
ist sie von k'ittadini in Italien, von Tulasne in Frankreich und von Berkeley m England gefunden.
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D ie F ru c h tk ö rp e r sind rundlich und in der Form namentlich in der Jugend so regelmassig
wie kaum bei einer anderen Tuberart, womit nicht ausgesprochen sein soll, dass die Fruchtkörper dieser
Spezies nicht zuweilen die rundliche Form verlassen und mit kleineren Höckern und diesen entsprechenden
Vertiefungen versehen sein könnten. lUie Fruchtkörper (Taf. XI, fig. lO. Bd. i) sind stark haselnussgross
und darunter; walnussgrosse Exemplare gehören zu den Seltenheiten. S.e smd unbewarzt,
entweder ganz ghatt oder höchstens gekleiet und unterscheiden sich dadurch von den m Farbe, Form
1 s- p. 22, Bd.l.
2 Vittadini, Monogr. Tub. p. ,
I; I
1 s . p, 23, Bd, I.
2 Ein von Th. Irmisch bei Sondershausen gefundenes Exemplar
Strassburgev Universitälsherbar.
Tuber rufum Pico befindet sich iu dem