vorzukommen; oft treten sie epigäisch auf Ganz vornehmlich lieben sie solche schattigen Plätze, auf
welche der Schäfer seine Schafe treibt, um sie vor den Strahlen der heissen Mittagssonne zu schützen.
Die Exkremente, welche die hier oft stundenlang lagernden Schafe absetzen, düngen den Boden und
machen die Oberfläche desselben nach und nach zu einer fetten Komposterde, und diese ist es, die
die in Rede stehende Plypogaee zu einer gedeihlichen Entwickelung zu verlangen scheint. Gut ernährt
erreichen dann die Fruchtkörper oft Plühnerei- bis Faustgrösse und sind dann sehr leicht zu finden.
Jung halten sie sich innerhalb der Erd- oder Plumusschichte zwischen den Wurzeln der Gräser etc.
verborgen und später kommen sie mit ihrem Scheitel an das Tageslicht, während der meist grössere,
basale Teil im Boden verbleibt. Sind die Fruchtkörper stattlich, so zeigen stets Risse des Bodens die
Stellen an, wo die Fruchtkörper zu Tage treten. — Mit Ausnahme von Melanogaster ambiguus Tul.
habe ich bisher keine andere Hypogaee mit Hydnotria carnea Cord, gesellig vorkommend beobachtet.
H aup ten tw ick e lu n g sz e it. August bis Oktober. Im Monat Juli kann man bohnengrosse,
innerhalb der Humus- oder Erdschichte verborgene Fruchtkörper ausgraben, Ende August, sofern
dieser Monat reich an Niederschlägen war, kommen die Fruchtkörper an das Tageslicht, und diese
Zeit ist für das -Sammeln derselben die beste. Kennt man einmal die Plätze, wo Hydnotria carnea
Cord, sich zu entwickeln pflegt, so kann man oft an einem bestimmten Tage im Jahre die Anwesenheit
von Fruchtkörpern konstatieren. In Marburger Gegend dürfte im allgemeinen der 1 5. August der
günstigste Tag des Sammelns der Fruchtkörper dieser sehr seltenen und interessanten Hypogaee sein.
E r k e n n u n g s z e ic h e n d e r S p e c ie s an dem O r te ih r e r E n tw ic k e lu n g . An der Fleischfarbe,
besonders aber an den seh r z ah lre ich en , gewundenen F a lt e n der Fruchtkörperoberfläche
wird diese Species schon an dem Orte ihres Vorkommens leicht erkannt. Die Fruchtkörper von
Hydnobolites Tulasnei Hesse, welche mit jungen Fruchtkörpern der Hydnotria carnea Cord, im Walde
verwechselt werden könnten, sind viel kleiner und duftiger als letztere.
G e o g ra p h is c h e V e rb re itu n g . Innerhalb Deutschlands ist das Vorkommen dieser Hypogaee
ein seltenes. Dasselbe wurde zuerst von Bail' für Schlesien am Nordabhange des Riesengebirges festgestellt,
später hat diese Hypogaee auch Lehrer Winkler® (Schreibershau) daselbst gefunden. Ich habe
sie im August 1890 fast epigäisch an der Caldernerstrasse bei Marburg unter auf Buntsandstein
stehenden Buchen angetroffen, später ebendaselbst und zwar in ziemlich zahlreichen und stattlichen
Exemplaren ihrer Fruchtkörper. — Ausserhalb Deutschlands ist sie von Corda® in Böhmen wiederholt
beobachtet worden.
D ie F ru c h tk ö r p e r sind oft hühnerei- bis faustgross, im Mittel erreichen sie die Grösse einer
stattlichen Walnuss. Ihre Form ist durchaus unregelmässig. Kugelige oder nur rundliche Knollen
kommen nicht vor. In der Jugend oft scheibenförmig werden die Fruchtkörper nach und nach dicker,
dabei rissig und höckerig. Ihre Oberfläche ist meist noch viel stärker wie die von Hydnobolitesarten
und Hydnotria Tulasnei Berk, in tiefe und dabei gewundene P'aiten gelegt (Taf.XII, figc 1- -2 ) . Die
Fruchtkörperoberfläche erinnert durch ihre Windungen sehr an die des Gehirnes. In der Regel kann
man am reifen Fruchtkörper fünf bis sechs grössere, durch sehr tiefe, nach der Basis zu verlaufende
und gewundene Furchen voneinander getrennte Abschnitte unterscheiden, die selbst wieder durch
breitere und nicht so tiefe Falten in Abschnitte geteilt sind. Einige lochartige Vertiefungen, wie solche
die P'ruchtkörper von Tuber excavatum Vitt, regelmässig am Grunde und nicht selten am Scheitel
zeigen, finden sich auch in der Fruchtkörperoberfläche dieser Species vor. Am reifen Fruchtkörper
ist eine konische Basis (Basalportion) zu unterscheiden, die nicht so reichliche Windungen als der
1 Bail, Verband!, d. bot. Sektion der 53. Vers. deutsch. Naturf. und Aerzte i
2 Winkler, s, ebendaselbst.
3 Corda, Icon, fung., t. VI, p. 61.
Danzig 1880.
übrige Teil der Fruchtkörperoberfläche besitzt und meist dunkler als jene gefärbt ist (Taf.XII, fig. 2).
Ein Rhizinengeflecht ist an der tiefsten Stelle dieser Basis oft in stattlicher Entwickelung nachweisbar.
Jung sind die Fruchtkörper weissgrau mit einem Anfluge von Rosa, später mattrosa bis fleischfarben
und, soweit sie den Erdboden überragen, rostbraun. Weder jung noch reif verbreiten die Fruchtkörper
einen stärkeren Geruch, und auch ein ausgeprägter Geschmack ist ihnen nicht eigen.
Die P e r id ie ist sehr zart, kaum eine Linie dick, ohne Lupe besehen glatt und von der Gleba niemals trennbar.
Sie besteht, wie die mikroskopische Untersuchung lehrt, aus einem grosszeiligen Pseudoparenchym, welches stellenweise
von dicken, verzweigten, septierten, zumeist nicht in der Richtung der Fruchtkörperoberfläche verlaufenden Fäden durchsetzt
ist und dessen äusserste Partie kurze, gegliederte, stets sehr stumpf, mitunter knopfartig endigende, haarähnliche
Bildungen aufweist, die ziemlich dicht und fast senkrecht auf der Fruchtkörperoberfläche stehen und letztere etwas rauh
machen. Die Membran der haarähnlichen Bildungen ist anränglich sehr zart und farblos, später verdickt sie sich etwas,
färbt sich gelbrot und sieht zuletzt wie besudelt aus.
Die Gleba (Taf.XII, fig-3) ist zwar fleischig, aber dabei von ziemlich fester Textur. .Anfänglich ist sie grauweiss,
später gelblich-grau und zuletzt durch die rotbraunen Ascuslager bunt. Schon von früher Entwickelung des Fruchtkörpers
an zeigt die Gleba zwischen ihren wulstartigen Platten Zwischenräume; dieselben sind anfänglich spärlich und klein,
leer d, h. nur mit Luft erfüllt, später sind sie sehr zahlreich, und die Mehrzahl derselben ist sehr geräumig
(Taf.XII, fig.3) und zum Teil mit breiten, bandartigen und undulierten Fäden, die am Grunde der Paraphysen entspringen,
ausgefüllt. Die Form der Zwischenräume ist sehr verschieden; der Querschnitt der Gieba zeigt dreieckige,
rundliche, biscuit-, lyraförmige etc. Räume, Die dieselben zum Teil ausfüllenden Fäden sind oit auf weite Strecken
ungegliedert und anastomosieren hie und da durch kleine Querbrücken, sie entsprechen in ihrem ganzen Charakter den
die venae externae der Gleba der grösseren Trüffelarten zusammensetzenden Hyphen. Die dicken Platten sind mit
Hymenialgewebe ausgeldeidet und bestehen wie die innere Peridie aus einem grosszelligen, von dicken, verzweigten und
septierten Fäden durchzogenen Pseudoparenchym, ausserdem verlaufen aber noch in ihrem mittleren Teile, etwas breitere,
verzweigte, schmutzig-braun gefärbte Hyphen, die man als Trama bezeichnen kann. Die Paraphysen sind am Grunde verzweigt,
lang, anfänglich schmal, später breitzeilig, septiert und sie überragen die Köpfe der asci um ein gutes Stück. —
Die asci (Taf. XVI, fig, 24) sind stets und meist langgestielt, ihr Stiel verjüngt sich nach der Basis. Sie sind ein wenig
gckrüinint und nahezu in der Mitte ihres sporeuführenden Teiles bauchig geschwollen. Sie sind dick, am Scheitel stumpf
und führen ziemlich regelmässig 8, nicht in eine Reihe angeordnete Sporen. — Die Sp o r e n (Taf.XVl, fig. 24) sind
anfänglich farblos, reif blutrot bis dunkelrot-braun gefärbt. Sie sind genau kugelig und haben einen Durchmesser von
2 7—31 Ihr Exospor ist mit dicken und breiten, gänzlich stumpfen Warzen oder Platten besetzt; ihr Endospor ist zart
und umgiebt eine grosse, wie Oel glänzende Kugel und etwas feinkörnige Substanz.
S c h ic k s a l und V e rh a lte n des F ru ch tk ö rp e r s n a ch d e r sog. R e ife . Da diese Tuberacee ganz vornehmlich
an solchen schattigen Plätzen vorzukommen pflegt, die mit Schafdreck (Ferch) stark bedeckt sind, und ausser-
dem meist epigäisch auftritt, so sind ihre Fruchtkörper nicht blos den .Angriffen der gewöhnlichen Feinde der Hypogaeen,
also der Schnecken, Würmer, Käfer-, iMücken-, Fliegenlarven etc., sondern auch denen der Milben und Läuse sehr ausgesetzt,
welche letztere Tiere bekanntlich innerhalb der im Freien gelegenen, tierischen Exkremente meist in erstaunlicher
Menge Vorkommen. Man trifft deshalb besonders zur Zeit der Erweichung des Fruchtkörpers eine grosse Zahl tierischer
Organismen an, die die Gleba zerfressen und auch diezarte Peridie nicht verschonen. Was diese unverzehrt lassen, das
trocknet schliesslich zu einer bräunlichen Masse ein, und man begegnet derartigen grösseren Resten oft noch im Winter,
nachdem bereits Schnee gefallen und derselbe durch den Eintritt milderen Wetters wieder geschmolzen war. — In Spiritus
gebrachte Fruchtkörper werden sofort gelbrot. während der Spiritus zuerst farblos bleibt, nach Wochen aber eine etwas
rötlich-gelbe Farbe annimmt. — Beim Trocknen schnurren die Fruchtkörper beträchtlich zusammen, ohne die Zahl der
Falten der Fruchtkörperoberfläche zu vermehren.
B em e rk u n g en über den G e b ra u ch sw e r t der S p e c ie s fü r d en m e n s c h l ic h e n Haush alt. Obgleich
diese Tuberacee geniessbar ist und in Prag* Marktwaare vorstellt, steht sie doch im Geschmack den echten Speise-
trüifeln nach. Ihr Gebrauchswert ist ein geringer.
1 Corda, Icon, fung., t. VI, p. 61.
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