spe^ies nicht selten in einer etwas beträchtlicheren Tiefe als der von lo cm, viele Hymenogastreen
dagegen gelegentlich in einer geringeren Tiefe als der von 2 cm Vorkommen können.
Die meisten Hypogaeen vermögen unter günstigen Lebensbedingungen eine nicht unbeträchtliche
Anzahl von P'ruchtkörpern, namentlich Fruchtkörperanlagen auf später mitzuteilende Arten zu entwickeln.
Die Anlagen, welche in dem Zustande, in dem man sie mit unbewaffnetem Auge soeben noch erkennen
kann, Flöckchen oder Stäubchen von verschiedener, zumeist jedoch lichter Farbe sind, werden von
manchen Hypogaeen so zahlreich wie etwa die Perithecien am Mycelium von Eiy-siphe communis Lèv.,
gebildet und eine kaum cpiadratdecimetergrosse Waldbodenfläche birgt nicht selten Hunderte' von
einer und derselben Spezies zugehörigen Anlagen. Besonders sind es einmal die kleinen, d ie
F e u ch t ig k e it z iemlich lan g e haltenden V e r tie fu n g en (Locher) de r Humus- und E rd s c h ich te
und dann die feuchten, nur in heissen Sommern trocken werdenden, wie zusammengepappt erscheinenden
und in g rö s s e re n mu ld en a rtig en V e r tie fu n g en und G räb en des Wa ld- und Parkbodens-
la g e rn d en D e je c ta , innerhalb welcher die Anlagen entstehen. Dieselben liegen meist wie in einem
Neste, also nur durch kleine Zwischenräume getrennt neben- und übereinander und sind entweder nackt
d. h. ohne jede makroskopisch sichtbare, durch mycelähnliche Fäden bewirkte Vereinigung mit humosen
Boden- oder lebenden Wurzelteilen innerhalb der Dejecta-, Humus- oder Erdschichte, oder sie sind
durch mehr oder weniger zahlreiche, fadenähnliche Elemente unter sich und mit dem Backwerk der
Dejecta oder den Zersetzungsprodukten der Laub- und Nadelmassen innerhalb der Humusschichte
verbunden. Im ersteren Falle gleichen sie — besonders in einem etwas weiter vorgeschrittenea
Entwickelungsstadio — rein äusserlich betrachtet gewöhnlichen Pilzsclerotien. Diese meist n e s te ra r t ig e
G ru p p ie ru n g der Fruchtkörperanlagen sowie das häufige Vorhandensein von, die gegenseitige Verbindung
der Fruchtkörperanlagen bewirkenden, bald s ch n e ew e iss -, bald w e is slich -, bald g e lb -, bald
a n d e r sg e fä rb ten und oft über sehr geräumige Stellen innerhalb des Waldbodens ausgedehnten und
baumartig verzweigten F ä d e n sind für die Tuberaceen in den allerersten Lebens- und Entwickelungsstadien,
für die Hymenogastreen und Elaphomyceten auch später sehr charakteristisch und beide
Umstände erleichtern die Suche nach Jugendzuständen der Hypogaeen. ln vielen Fällen gelangt ein
grösser Teil dieser Anlagen zu keiner weiteren, oder wenigstens nicht vollständigen Ausbildung, woher
es kommt, dass man ausgewachsenen Fruchtkörpern der H>T)ogaeen an ihren Entwickelungsplätzen oft
nur in geringer Zahl begegnet. Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Anlagen wird durch Mäuse,
Schnecken, Würmer etc. verzehrt oder auch durch Schmarotzerpilze einer späteren Entfaltung entzogen,
ein vielleicht noch grösserer Teil kommt aus anderen, zumeist in dem Eintreten ungünstiger Lebensbedingungen
ihre Erklärung findenden Ursachen nicht zur definitiven Ausbildung. Mitunter birgt
Vitt.) in der Regel von einer flachen Bodenschicht überdeckt ist, dass sie mitunter im Niveau des Bodens, nur von einer
starken oder schwachen Laubschicht bedeckt, lagert, und dass zuweilen ein guter Trüffelhund seine Beute aus einer Tiefe
von ein paar Zoll bis gegen einen halben Fuss holt. (Regierungs- und Nachrichtsblatt für das Fürstentum Schwarzburg-
Sondershausen 1873, Nr. 93 p. 371.) — Ich habe Tausende von Fruchtkörpern der verschiedensten Hypogaeenspezies-
gesammelt und dieselben nur dann in einer beträchtlichen Tiefe des Bodens angetroffen, wenn sie ganz ähnlich den
Kartoffdknoilen innerhalb der Hausgärten durch Reitmäuse, die vielen Hypogaeen nachstellen, in solche Tiefe gezogen
worden waren,
1 Von Melanogaster variegatus Tul, habe ich im April 1885, von Hysterangium calcareum Hesse im .April vorigen
und von Leucogaster floccosus Hesse im März dieses Jahres auf einer noch nicht quadratinotergrossen Bodenfläche
zusammen ca. 3000 stecknadelkopf- bis wickensamcngrosse Fruchtkörperanlagen gesammelt. Hunderte, die Grosse eines
Hirsekornes besitzende Anlagen von dem in Deutschland bisher nur erst innerhalb der Provinz Hessen-Nassau in der
Nähe Kassels angetroffenen Tuber maculatum Vitt, fand ich im vorigen Jahre zur Zeit des Spätherbstes in einer kaum
quadratdecimetergrossen, humusreichen Bodenstelle vor, ebensoviele von Tuber puberulum Berk, et Broome und von
diversen Elaphomycesspezies. Ganz Erstaunliches in der Bildung von Fruchtkörperanlagen leistet unter Umständen-
Tuber excavatum Vilt., eine sehr häufig in Thüringen, Hannover, aber auch in Hessen-Nassau vorkoramende Trüffelart, Im
Dezember vorigen und im .April dieses Jahres sammelte ich in der Humussdiichte einer kaum quadratdecimetergrossen
Waldbodenstclle nahe bei Kassel mehr als tausend Fruehtkörperanlagen von 0 ,1— 2 mm Durchmesser.
aber die Humussdiichte des Wald- und l'arkbodens eine wahrhaft erstaunliche Menge teils fast teils
gänzlidi ausgewachsener Fruchtkörper, wie ausser Khlzopogonspezies vornehmlich Elaphomyceten und
Tuberaceen fast in jedem Jahre beobachten la.sscn.' Derartige Eruehtkörper offenbaren dann eine
verschiedene, je nach den einzelnen .Spezies der Hypogaeen und den mehr oder weniger günstigen
Entwickelungsbedingungen derselben wechselnde Grösse. Sie können ausgewachsen kaum hirsekorn-
gross. andererseits faustgross und darüber sein. Je grösser aber die Zahl der vorhandenen Eruehtkörper
einer’ und derselben .Spezies ist, um so weniger stattlich pflegen sie im Allgemeinen ausgebildet
ZU werden.
Für sehr viele, den verschiedensten Gattungen und Familien zugehörige Ilypogaeen i.st das
g e s e llig e Vorkommen charakteristisch. Bald zu gleicher, bald zu sehr verschiedener Zeit entstandene
und dem entsprechend auf annähernd gleicher oder sehr verschiedener Entwickelungsstufe stehende
Fruchtkörper der mannigfeltigsten, in Farbe, Form, Grösse etc. häufig von einander abweichenden
Spezies der Hypogaeen treten innerhalb des Wald- und Parkbodens gesellig nebeneinander wachsend
auf. und da dieses Factum m dem Kapitel über die Suche nach Hypogaeen als ein wichtiges Argument
für das bisher vielfach als schwierig hingestellte, thatsächlich aber unschwere Auffinden vieler dieser
Organismen heranzuziehen ist, so dürfte die Aufzählung -einiger, das gesellige Nebeneinander zahlreicher
Hypogaeen illustrierenden Beispiele hier am Platze sein, welche gleichzeitig den Beweis dafür erbringen
sollen, dass Hypogaeen bezüglich ihres Vorkommens im allgem e in en nicht an eine bestimmte
H o lz - od e r B o d en a r t g eb un d en sind. Im August 1881 habe ich in einem auf Buntsandstein
stehenden, in der Nähe von Altmorschen^ in einem engen Thale gelegenen Buchenhochwalde und zwar
innerhalb der feuchten Humus- und Dejectaschichte einer kaum 0,5 ar grossen Bodenfläche folgende
Hypogaeenspezies in durchschnittlich sehr zahlreich und stattlich entwickelten Exemplaren ihrer Fruchtkörper
angetroffen: Hysterangium clathroides Vitt., II. rubricatum Hesse, Octaviania asterosperma Vitt.,
O. lutea Hesse, O. brunnea Hesse, O. lanigera I-Iesse, Leucogaster liosporus Hesse, hielanogaster vulgaris
Tul., Tuber puberulum Berk, et Broome und Elaphomyces variegatus Vitt. Im September 1882 fand
ich bei Gelegenheit der Naturforscherversammlung in Eisenach in einem noch jungen, auf Porphyrgeröll
im Gebiete des Rotliegenden stehenden, einen steilen Hang bedeckenden Buchenwalde des Marienthaies
daselbst innerhalb der mä.ssig feuchten Flumusschichte einer ca. 0,4 ar grossen Fläche eine nicht
unbeträchtliche Anzahl Fruchtkörper von; Genea sphaerica Tul., Cryptica lutea Hesse, Hydnobolites
cerebriformis Tul., Flymenogaster populetorum Tul. und Tuber puberulum Berk, et Broome. Im
September 1888 durchsuchte ich eine etwa 0,8 ar grosse Bodenfläche eines auf Muschelkalk stehenden
Buchenhochwaldes (mit Unterholz von Eschen, Massholder und Haseln) in der Nähe von Kassel und
stiess dabei auf Fruchtkörper von: Tuber aestivum \'itt„ T. rufum Pico, T. nitidum Vitt., T. ferrugineum
Vitt, Genea verrucosa Vitt, Pachyphloeus citrinus Berk., Hydnobolites cerebriformis Tul., Flymenogaster
citrinus Vitt, und Flysterangium calcareum Flesse, welche zumeist innerhalb der feuchten Flumusschichte
lagerten. Im August 1885 konnte ich nahe bei Marburg innerhalb der Dejecta- und Humusschichte
einer etwa 0,9 ar grossen Bodenfläche, die mit alten Buchen und jungen Eichen bestockt war und dem
Bereiche der Buntsandsteinformation angehörte, zahlreiche Fruchtkörper von: Hymenogaster tener Berk.,
1 Im Oktober 1876 habe ich in der luimosen Schichte des Bodens eines Kiefernwaldes in der Altmark auf einer
kaum quadratmetergiosscn Fläche ca. 80 teils faust-, teils hühncreigrosse Fruchtkörper von Rhizopogon provincialis Tul.,
ferner am 2. November vorigen ¡ahres im Humus des .Muschelkalkes unter einer ca. 30 Jahre alten Buche in der Nähe
Kassels auf einer vier quadraUlecimetergrosscn Fläche ca. 150 hasel- bis walnussgrosse Fruchtkörper von Tuber excavatum
Vitt., ferner unter einer Eiche unweit Marburg auf gleichgrosser Bodenfläche nahezu ebensoviele, natürlich kleinere Fruchtkörper
von Tuber puberulum Berk, et Bronime und noch bedeutend mehr Fruchtkörper von Elaphomyces variegatus Tul
von Nussgrösse und darüber angetroffen,
2 Altmorschen ist Station der Kassel-Bebraer Eisenbahn.