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H au p ten tw ick e lu n g sz e it. August bis November. Vor dem Monat August findet man in
Deutschland selten reife Fruchtkörper.
E rk en n u n g sz e ich en der S p e c ie s an dem Orte ih re r E n tw ick e lu n g . Obgleich diese
Species, rein äusserlich betrachtet, durch die schwarzen Warzen ihrer Peridie eine sehr grosse Ähnlichkeit
mit Genea sphaerica Tul. besitzt, so lässt sie sich doch von dieser und von allen übrigen Hypogaeen
schon im Walde mit Leichtigkeit durch die F a rb e d e r G le b a unterscheiden, die am durchschnittenen
Fruchtkörper eine graugrünliche bis dunkelbraune, von gelben Adern vielfach durchsetzte Scheibe oder
Fläche vorstellt.
G e o g ra p h isc h e Ä'erbreitung. Das Verdienst, das Vorkommen dieser Species für Deutsch-
land festgestellt zu haben, gebührt Fuckel', welcher sie in einem einzigen Fruchtkörperexeraplar bei
Oestrich a. Rh. im Hallgartner Walde gefunden hat. Ich habe diese Tuberacee zuerst im September
1884 an der Caldernerstrasse bei Marburg unter jungen, auf Buntsandstein stehenden Eichen, in jedem
folgenden Jahre ebendaselbst, ferner im September 1886 im Marienthale bei Eisenach unter auf Rot-
liegendem wachsenden Buchen und endlich im Jahre 1891 im Auepark bei Cassel unter einer vereinzelt
stehenden Tanne innerhalb eines humusreichen Sandbodens in sehr zahlreichen Exemplaren ihrer
Fruchtkörper gesammelt. — Ausserhalb Deutschlands ist sie von Tulasne in Frankreich unter Eichen
und Buchen und von Berkeley und Broome in England gefunden.
D ie F ru ch tk ö rp e r (Taf. XII, hg 8) sind stark haselnussgross und darunter. Sie besitzen meist
eine sehr regelmässige, rundliche Form, mitunter sind sie etwas plattgedruckt, und es zieht sich von
der Scheitelmündimg nach der Basis des Fruchtkörpers eine ziemlich breite und tiefe Furche hinunter,
während in einiger Entfernung von derselben eine von der Basis ausgehende, die Mündung nicht ganz
erreichende zweite Furche aufsteigt, die mit der ersten am Fruchtkörper einen stärkeren Höcker ausschneidet.
Die Oberfläche des Fruchtkörpers und zwar schon die der wickengrossen Exemplare zeigt
schwärzlich gefärbte Warzen, die mitunter den doppelten Umfang der W'arzen des Fruchtkörpers von
Genea sphaerica Tul. besitzen, sonst aber in Form und Farbe denselben sehr ähnlich sind. Die Warzen
sind 4—6, meist sseitige Tafeln oder Platten, die von engen, aber seichten Furchen eingeschlossen und
in der Regel am Scheitel und an der Basis des Fruchtkörpers am kleinsten sind. E s kommen Fruchtkörper
vor, die so klein bewarzt sind, dass die M'arzen dem unbew'affneten Auge nur als Pünktchen erscheinen und
wiederum solche, deren Warzen fast so stattlich wie die von Tuber mesentericum Vitt, entwickelt sind.
Am Scheitel des Fruchtkörpers befindet sich in der Mehrzahl der Fälle eine loch- oder spaltenartige,
mitunter ziemlich geräumige, im allgemeinen bezüglich des Umfanges sehr wechselnde A’ertiefung, ein
ostiolum vor. Fehlt dasselbe, so ist an seiner Stelle ein rundlicher, durch einen schmalen, graugrünen
Ring (Taf. XII, fig. 8) umgrenzter, etwas eingesenkter Deckel vorhanden, der an der Aussenseite bewarzt
ist und in seiner Mitte zuweilen eine knopfartige Erhöhung erkennen lässt. Der graugrüne Ring
ist an das Tageslicht getretene Giebasubstanz. Mitunter liegt das ostiolum nicht am Fruchtkörperscheitel,
sondern etwas seitlich von demselben; niemals setzt sich das ostiolum kanalartig oder fiaschen-
förmig in die Gleba fort, wie man dieses an den Fruchtkörpern mancher Geneaart (Genea sphaerica
Tul., Genea hispidula Berk.) beobachtet. AVie bei den Hydnobolites- und Geneafruchtkörpern findet
sich auch am Grunde der meist rundlichen Fruchtkörper von Pachyphloeus melanoxanthus Tul. ein
mit Erdpartikelchen und humosen Resten verwachsener, aus ziemlich breiten und septierten Fäden
bestehender Hyphenschopf (Taf XA-', fig. 10) vor. — Der Geruch frisch gesammelter, reifer Fruchtkörper
ist ein sehr starker und gleicht dem des Jodoform.
D ie P e r id ie ist mit schwärzliciieii Warzen besetzt und hebt sicli von der Gleba in einer Dicke von 0,8 bis
I mm deutlich ab. Durchschnitten und mit dem Mikroskop betrachtet, zeigen die Warzen eine intensiv rotbraune Farbe,
I Fuckel, Notiz im Strassburger Universitätsherbar.
und die dieselben zusammensetzenclen pseudoparenchymatischen Zellen, deren Membranen um so dunkler gefärbt und um
so verdickter sind, je mehr sie sich der Oberllaehe des Fruchtkörpers nähern, gehen allmählich in ein graugrüngefärbtes
hlyphengewirr über, das den unbewarzten Teil der Peridie bildet und welches, da es aus sehr kurzgegliederten Fäden
besteht, auch noch als pseudoparenchymatisches Gewebe bezeichnet werden kann.
D ie G le b a ist fleischig und durchaus solid, d.h. frei von Cavernen. Sie erscheint auf dem Querschnitt als eine
graugrüne bis dunkelbraune Scheibe, die von gelben .Adern in den verschiedensten Richtungen durchsetzt ist. (Bilder
des Querschnittes der Gleba, wie sie Tulasne auf Taf. IV in Fig. Vlg und VQ seiner Fung. hyp. für die.se Species zur
Anschauung bringt, entspreclien nach meinen Erfahrungen nicht der Wirklichkeit; auch die Farbe der Fruchtkörperoberfläche
in Fig. VI und VI ^ derselben Tafel habe ich au den von mir gesammelten, sehr zahlreichen Fruchtkörpern nie
beobachtet, dagegen ist einigermassen in den Figuren VI;, und Vlg eine getreue Wiedergabe der in der Natur vorkommenden
Fruchtkörper dieser Species erreicht, besonders die Deckelbildung am Scheitel dieser Fruchtkörper ist gut
reproduciert; ich vermute, dass die Figuren VI bis VQ nach getrockneten Fruchtkörpern gemalt sind.) Die gelben Adern
entspringen von der Peridie und bestehen aus denselben Elementen wie der innere, unbewarzte Teil derselben. Der
übrige Teil der Gieba setzt sich aus venis lymphaticis zusammen, Jede der letzteren verläuft zwischen zwei gelben
Peridialstreifen und besteht aus relativ dünnen, dicht und stellenweise parallel nebeneinander herlaufenden, kurzgegliederten,
sehr wenig gefärbten und mit reichlichem Inhalte versehenen Hyphen, von denen sich nahezu senkrecht dicke und
septierte Paraphj'sen erheben, die die Köpfe der asci um ein gute.s Stück überragen. — Die a s c i (Taf.XVl, fig 20 u. 25)
sind niemals rundlich, stets mehr lang als breit, meist gekrümmt, stets gestielt und im allgemeinen bezüglich der Gestalt
sehr unregelmässig. Der Stiel, welcher an seiner Basis oft (nicht immer) schuhartig verbreitert ist, zeigt eine verschiedene
Länge, doch übertrifit seine Länge nur selten die Hälfte der Ascuslänge. Nach der Spitze verjüngen sich die asci, welche
durchschnittlich kürzer als die von Cryptica lutea Hesse sind, und zeigen oft sowohl am Scheitel als an der Basis eine
stark gallertige Verdickung ihrer Membran, In jedem ascus werden sehr regelmässig 8 Sporen gebildet, welche nicht in
einer Reihe liegen und wahrscheinlich auch nicht simultan entstehen. — Die S p o r e n (Taf. XVI, fig. 20 u. 25) sind in der Jugend
vollkommen kugelig und abgesehen von den dicht gestellten Stacheln des Exospors auch im Alter; das zarte Endospor ura-
giebt eine wie Oel glänzende Kugel, die von etwas feinkörniger Substanz umlagert ist. Soeben erst mit Stacheln ausgerüstet
sind die Sporen farblos, später sind sie gelblich-grün und zuletzt bräunlich gefärbt. Der Sporendurchraesser
beträgt 16—20 y..
S c h ic k s a l u n d V e rh a lte n des F r u c h tk ö r p e r s n a ch d e r sog. Re ife. Nach der Reife hält sich die
Peridie mit ihren Warzen am längsten; die Gieba wird weich, etwas gallertig und färbt sich schwärzlich-braun. Oft zerstören
.Anguillulen die Gleba, und nicht selten nistet sich ein kleines, glänzendes, braunrotes Käferchen in letztere ein und
höhlt den Fruchtkörper nach und nach vollständig aus. — Werden Fruchtkörper trocken aufbewahrt, so schnurren sie
ziemlich rasch etwa auf die Hälfte ihres Volumens ein und werden faltig und rissig. — In Spiritus gesteckte Fruchtkörper
färben denselben in sehr kurzer Zeit tiefrotbraun.
B eme rku ng en über den G e b ra u ch sw e r t d er S p e c ie s für den m e n s ch lich en H a u sh a lt . Die
Fruchtkörper sind geniessbar, müssen aber behufs Verwendung zu Pasteten geschält werden und hinterlassen dann ihrer
geringen Grösse wegen nur wenig Fruchtfleisch. Ihr Gebrauchswert wird deshalb niemals ein hoher werden.
2. Pachyphloeus citrinus Berk, et Broome,
(In Ann. and Magaz. of Nat. Hist., XVIII, 79.)
Taf. XVI, fig. 2 t.
Litteratur: Tulasne, fung. hyp. p. 132.
A r tch a r a k te r . Die schon von früher Entwickelung des Fruchtkörpers an b räu n lich e bis
o liv en fa rb ig e , mit deutlichen g e lb lich en Wärzchen besetzte Peridie, die zuerst m a ttro sa , w e is s lich
g e ad e r te , später b räu n lich e , von fast c it ro n e n g e lb e n A d e rn durchsetzte Gleba und die
relativ kleinen, mit sta ch e läh n lich en F o r tsä tz en d ich t besetzten Sporen bilden den Artcharakter.
S tan d o rt. Unter Eichen, Buchen oder Haselnusssträuchern und zwar innerhalb der Humusschichte
des mit den genannten Gewächsen bestandenen, sandigen oder kalkreichen Bodens, mitunter
sogar auf alten, bei der Durchforstung der Wälder als Stumpfe im Boden gebliebenen Wurzelstöcken
oder auch zwischen, durch Regen an steilen Hängen und Waldrändern zusammengeschwemmten, mit
gröberen Kies und Erde untermischten Dejectis hat diese Hypogaee ihren Lagerungsort. Sie sitzt
kleinen, modernden Holzstückchen oder Laubresten mit der Basis ihres Fruchtkörpers durch einen
Myceliumschopf ziemlich fest an und kommt zuweilen epigäisch vor. Meist sind ihre Fruchtkörper
nur mit wenig, trockenem Laube überdeckt. In ihrer Gesellschaft trifft man nicht selten Tuber rufum
Pico, Balsamia platyspora Berk., Hydnobolites cerebriformis Tul. und diverse Hymenogasterarten an.
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