2. Hydnotria Tulasnei Berk, et Broome.
(In Ann. and Magaz. of Nat. Hist,, t. XVIII, p. 78.)
Taf. XII, fig 4 u. Taf. XVI, fig. 23.
Synon: Hydnobolites Tulasnei Berk. (Brit, Fung., Fase. IV, No. 302 et
in Ann. and Magaz. of Nat, Hist., t. XIII, p. 357).
Rhizopogon Tulasnei Corda (Icon, fung., t. VJ, tab. XV, fig, ri6).
Litteratur: Tulasne, fung. hyp. p, 127, tab. VIII, fig. II, tab. XIV, fig. III et tab. XXI, fig. XIV.
A r tch a r ak te r . Die knolligen, im allgemeinen ziemlich r e g e lm ä s s ig g e fo rm ten und fa lten armen,
reif ro tb raun (fast wie Melanogaster variegatus Tul.) gefärbten F ru ch tk ö rp e r und die
k u g e lig e n Sp oren bilden den Artcharakter.
S t a n d o r t . Innerhalb der Humus- und Dejektaschichte des Bodens älterer, lichter Buchenund
Eichenwälder haben die Fruchtkörper dieser I'ü’pogaee ihren Lagerungsort. Sie kommen meist
einzeln vor und treten viel seltener als die der vorigen Species mit ihrem Scheitel an das Tageslicht.
AVo unter Buchen und Eichen viel modernde, nur von wenig Laub überdeckte, kurze Holzreste der
eigentlichen Humusschichte auflagern, pflegen die Fruchtkörper vorzukommen; sie sitzen dann von
wenig Laub überdeckt dem Humus unmittelbar auf. Sie sind im allgemeinen nicht leicht aufzufinden,
weil die Farbe ihrer Fruchtkörperoberfläche der des welkenden und modernden Buchenlaubes ähnlich
ist und sie andererseits bei Entfernung des wenn auch zumeist nur in geringer Menge vorhandenen
Buchenlaubes mit Messer oder Häckchen leicht weggescharrt werden. Ein einziges Mal habe ich
einen Fruchtkörper dieser Species unter Buchen auf der Oberfläche des AA'aldbodens einem einzelnen,
trockenen Laubblatte derartig anhängend angetroffen, dass man annehmen musste, dass derselbe auf
diesem Blatte seine ganze Entwickelung durchlaufen hatte. — Als Gesellschafter dieser Hypogaee sind
Melanogaster ambiguus Tul., Hydnobolites cerebriformis Tul., Tuber puberulum Berk, et Broome und
Tuber rapaeodorum Tul. zu nennen; auch Hymenogasterarten kommen zuweilen in der Nachbarschaft
dieser ziemlich seltenen Tuberacee vor.
H a u p t e n tw ic k e lu n g s z e it . August bis Oktober.
E rk en n u n g sz e ich en d e r S p e c ie s an dem O r te ih re r E n tw ick e lu n g . An der rö tlich g
rau en b is ro tb ra u n e n F a rb e der fast glatten, niemals mit Seilchen bedeckten, wohl aber k leine
H ö h lu n g e n und lo c h a r t ig e V e r t i e fu n g e n zeigenden P e r id i e wird diese Species schon im
AA'alde sicher bestimmt.
G e o g ra p h is c h e V e r b r e itu n g . Das Vorkommen dieser Species in Deutschland ist seit länger
als zwanzig Jahren bekannt. Jm Jahre 1869 schickte Caspary ein durch Apotheker Kascheike bei
Draagfurth (Königsberg) gesammeltes Fruchtkörperexemplar an die Strassburger' Universität. An
manchen Stellen, so z. B. bei Stangenwalde im Reg.-Bez. Danzig hat sie Bail® gesammelt. Auch
Fuckel® hat dieselbe bei Oestrich a. Rh. gefunden. Ich habe sie zuerst im September 1884 in einem
lichten Buchenbestande im Ludwigsgrunde bei Marburg und später fast in jedem Jahre ebendaselbst,
aber immer nur in wenigen Exemplaren ihrer Fruchtkörper angetroffen. - Ausserhalb Deutschlands
ist sie von Berkeley und Broome in England gesammelt worden.
D ie F ru c h tk ö rp e r sind meist haselnuss-, selten walnussgross. Sie haben im allgemeinen eine
viel regelmässigere Form als die der vorigen Art. Jung sind sie nieren- bis wurstförmig, mitunter
auch kugelig, älter geworden etwas höckerig. Tiefe, gewundene Furchen fehlen der Fruchtkörperoberfläche
meist gänzlich, dagegen sind hie und da tiefe, oft den ganzen Fruchtkörper durchziehende
Löcher oder Kanäle vorhanden (^TafXII, fig. 4 links), die meist nur zum Teil mit Haaren der rings
1 Notiz ira Strassburger Universitätsherbar.
2 Bail, Tageblatt der 53. Vers. deutsch. Naturf. u. Aerzte, Danzig 1880.
3 Fuckel, Notiz im Strassburger Universitätsherbar.
geschlossenen Peridie ausgestopft sind. AVo die Fruchtkörper dem Substrat ansitzen, gehen von ihrer
Oberfläche Büschel von Rhizinen ab, welche innig verflochtene, bandartige, im Längsverlaufe ungleich
dicke, bräunlich bis etwas schmutzig-rötlich-braun gefärbte, verzweigte und septierte Hyphen sind.
Dieselben endigen stumpf, mitunter knopfartig. Selbst im reifen Zustande verbreiten die Fruchtkörper
nur einen schwachen Geruch, Sie sind geniessbar, wurden aber bisher nur so selten gefunden, dass
sie für den menschlichen Haushalt bedeutungslos waren.
D ie P e r id ie ist fleischig, ungefähr eine dünne Linie stark und von der Gleba nicht abziehbar. Sie ist an
einem und demselben Fruchtkörper ungleich dick. Sie besteht aus bräunlich gefärbten, verzweigten und septierten Fäden,
die zumeist in der Richtung der Fruchtkörperoberfläche verlaufen; Je mehr sie sich der letzteren nähern, desto geräumiger
werden sie und sie bilden schliesslich ein Pseudoparenchym, dessen äusserste Zellen steife, kurze, septierte, stets stumpf,
mitunter knopfförmig endigende Haare bilden, welche der Fruchtkörperoberfläche jedoch nur eine geringe flockige Beschaffenheit
verleihen, letztere erscheint dem unbewaffneten Auge glatt.
Die G le b a ist derbileischig. .Anfänglich ist sie grauweiss, später etwas rötlich-grau un<l zuletzt durch
die blutroten Ascuslager bunt. Zwischenräume sind sehr zahlreich vorhanden. Dieselben sind nicht in der Form
von denen der vorigen Art verschieden, wohl aber in der Grösse; die Mehrzahl derselben ist viel kleiner, als die von
Hydnotria carnea Corda. Eigentliche venae externae fehlen. Die gyrösen Platten bestehen in ihrem mittleren Teile aus
etwas breiten, schmutzig-braun gefärbten und verzweigten l'äden, welche man als Trama bezeichnen kann. Dieselben
werden von Hyphen eingeschlossen, die denen der inneren Peridie conform sind, und von denen aus sich die zu einer
Hymenialschichte vereinigten asci und Paraphysen erheben, Letztere sind zart und glänzend, schmutzig-grau gefärbt und
überragen die asci etwa um die Länge des Durchmessers einer Spore. Im reifen Zustande des Fruchtkörpers durchsetzen
nicht wenige derselben die Zwischenräume, verstopfen aber dieselben nicht gänzlich; sie sind zuweilen durch Querbrücken in
der Nähe ihrer Enden paarweise verbunden. - - Die a s c i (Taf.XVl, fig. 23) sind langgestielte, in der Mitte etwas bauchig
erweiterte Cylinder und führen je 8, seltener einmal weniger als 8, nicht in eine Reihe angeordnete Sporen. — Die Sporen
(Taf.XVl, fig. 23) sind kugelig, zuerst gänzlich farblos, dann etwas goldgelb und zuletzt schön rotbraun geiärbt. Ihr
Durchmesser beträgt 27 p.; sie sind durchschnittlich etwas kleiner als die der vorigen Art. Im übrigen stimmen sie gänzlich
mit den beschriebenen Sporen von Hydnotria carnea Corda überein.
S c h ic k s a l und V e rh a lte n d e s F ru c h tk ö rp e r s n a ch der sog. R e ife . Die Fruchtkörper scheinen nach
der Reife längere Zeit im Erweichungsprozesse zu verharren, als die der vorigen .Art. Ihre Feinde sind lange nicht so
zahlreich als die von Hydnotria carnea Corda, was sich schon aus der Art und dem Orte ihres Vorkommens, aber auch
aus der festeren Textur der Gleba erklärt. — Werden reife Fruchtkörper in Spiritus gesteckt, so färbt sich letzterer nach
und nach etwas gelblich-rot. — Beim Trocknen schnurren die Fruchtkörper nicht beträchtlich ein.
B em e r k u n g e n über den G e b r a u c h sw e r t der S p e c i e s für den mens ch lich en Haushalt, Derselbe
ist ein geringer,
VIII. Genea, Vittadini.
(Monogr. Tub. p. 27.)
F r u c h t k ö r p e r von derbfleischiger Konsistenz, rundlich bis starkhöckerig, an der Basis einen
mitunter sehr stark entwickelten Myceliumschopf, am Scheitel ein ostiolum in Form eines grösseren
oder kleineren rundlichen Loches oder einer schmalen Spalte zeigend, welches die Ausführungsstelle
entweder einer einzigen grossen luftführenden Caverne (Genea hispidula Berk.) oder eines Hohlraumes
ist, der durch zacken- oder wulstartige Erhebungen der allerorten mit Peridie umgebenen Gleba in
mehrere, vielfach gewundene Abteilungen geteilt ist. — P e r id ie deutlich bewarzt oder papillt, in
seltenen Fällen behaart, stets einschichtig, schwärzlich bis dunkelbraun gefärbt und von der Gleba nicht
zu trennen. — G le b a ungekammert, weiss oder gelblich-weiss bis schmutzig gelbbraun gefärbt, niemals
echte venae externae noch auch Peridialstreifen besitzend, sondern entweder von der Peridie entspringende
und oft gewundene, wulstartige ^nd mit Hymenialgewebe ausgekleidete Platten zeigend
oder nach Art der Discocarpien eine einzige, napfartig geformte, aber von Peridialgewebe umschlossene
Hymenialschichte vorstellend. Paraphysen septiert, bald breit-, bald dünnfädig, die Köpfe der asci
nicht, oder nur sehr wenig überragend, mit zumeist gallertig verdickter Haut. A s c i langcylindrisch,
am Scheitel abgestumpft, gestielt, regelmässig 8 sporig. Sporen innerhalb der asci fast immer reihenweise
lagernd, elliptisch, jung farblos und reif auch nur wenig gefärbt, mit rundlichen, selten etwas
zapfenartigen AA'arzen bald dicht, bald weniger dicht besetzt.